web_SuE_March_2017
Fachbereiche Schimmelpilze www.prolastic.de Wir schützen Werte. Bauwerksabdichtung Die schnellste Schicht PROLASTIC ® 55Z Die flexible bitumenfreie Dickbeschichtung für fast alle Abdichtungen am Bau. Schneller ist keine am Markt! mit ca. 60 % als dominante Spezies mit dabei – Streptomyces spp . Die haben aber fast immer die Nase vorn, auch in modernen Wohnbauten (6, 7). Und oftmals dominieren Actinomyceten hier sogar die Pilzflora. Und die Sanierung? Sind Actinomyceten als Begleitflora der Schimmelpilze am Befalls- geschehen beteiligt, so greift die „normale“ Schimmelpilzbekämpfung. Mit dem Schimmel- pilzbefall werden automatisch auch die Actino- myceten beseitigt. Haben wir Monobefälle wie in Kirchen, dann ist mitunter mehr Fingerspit- zengefühl notwendig, da die Befälle im Vergleich zum Schimmelpilzwachstum unauffälliger sind, wenngleich sogar höhere Zelldichten auftreten können (8). Schäden durch Salze stehen hier oftmals im Vordergrund und die Actinomyceten werden leicht übersehen. Hinzu kommt oft, dass die befallenen Flächen mit kostbaren und erhal- tungswürdigen Malereien oder Farbfassungen aus- gestattet sind, die nicht einfach abgefräst werden können. Hier sind Kompromisse zwischen Ab- trag und Verfestigung und damit auch Fixierung der Biomasse einzugehen (4, 10). Das bedeutet aber auch, dass die Verfestigung und Erhaltung der Farbschichten wiederum mit historischen Binde- und Farbmitteln realisiert werden muss. Dazu werden dann auch Biozide zugesetzt, da sich gerade bei Kirchen die Ursache des Befalls, häufig eine Durchfeuchtung des Mauerwerks in Kombination mit geringen Bauteiloberflächen- temperaturen, nicht mal eben von heute auf morgen beseitigen lässt. Dann wird getestet. Man isoliert möglichst viele Stämme von den befallenen Bereichen und gibt ihnen das neue Anstrichmaterial zu fressen (10). Dazu wird zunächst ein geeigneter Nähr- boden ausgewählt, dieser mit den Testkeimen beimpft und dann entweder das Bindemittel direkt aufgetragen oder getränktes Filterpapier aufgelegt. Wird das Bindemittel nicht überwach- sen bzw. das Filterpapier nicht besiedelt, ist es für die Anwendung geeignet. Dabei kann es auch vorkommen, dass ein positiv getestetes Mittel A in Kirche B nicht geeignet ist, obwohl es in der Kirche A ganz hervorragend funktionierte… Zu dumm, wenn sich später dann andere Bakterien oder Pilze ansiedeln, die man im Schadensfall nicht erwischt hat oder gerade jetzt das Habi- tat erobern, weil die Lebensbedingungen sich verändert haben… Das ist knifflig. Und deshalb lassen sich Restauratoren auch zu Recht sehr viel Zeit bei der Sanierung, um das richtige Verfah- ren zu finden. Selbst wenn die Belange des Denkmalschut- zes gelegentlich andere sind, als wir bei der Schimmelbeseitigung ansetzen − auch hier ist der Arbeits- und Objektschutz einzuhalten. Auch bei einer Kirchensanierung gelten Biostoff- und Gefahrstoffverordnung. Dass die „kleinen Schei- ßer“ hier dem Himmel näher sind, macht sie nicht ungefährlicher und kirchlicher Segen den Restaurator nicht immun. Dann sitzt man eben mit Pinsel statt Fräse vor der Lutte… Literatur: (1) J. LACEY, B. CROOK: FUNGAL AND ACTINOMYCETE SPORES AS POLLUTANTS OF THE WORKPLACE AND OCCUPATIONAL ALLERGENS; Ann. Necip. Hyg., Vol. 32. No.4, 1988. (2) T. A. REPONEN, S. V. GAZENKO, S. A. GRINSHPUN, K. WILLEKE, E. C. COLE: Characteristics of Airborne Actinomycete Spores; APPLIED AND ENVIRONMEN- TAL MICROBIOLOGY, Vol. 64, No. 10, 1998. (3) I. GROTH, C. SAIZ-JIMENEZ: Actinomyceten in Hy- pogean Environments; Geomicrobiology Journal, Volume 16, 1999 - Issue 1. (4) C. Leupold: ROSAFARBENE BAKTERIEN AUF WAND- FLÄCHEN − UNTERSUCHUNGEN ZU DEN WACHSTUMS- BEDINGUNGEN, Diplomarbeit Universität Hildesheim 2006. (5) H. Abdulla, H. Morshedy, A. Dewedar: Characteriza- tion of actinomycetes isolated from the indoor air of the church of Saint Katherine Monastery, Egypt; Aerobiologia, Volume 24, March 2008, Issue 1. (6) E. Martin, P. Kämpfer, U. Jäckel: Erfassung der bak- teriellen Diversität in der Innenraumluft; Gefahr- stoffe − Reinhaltung der Luft, 69 Nr. 3, 2009. (7) J. Schäfer, C. Trautmann, I. Dill, G. Fischer, T. Ga- brio, I. Groth, U. Jäckel, W. Lorenz, K. Martin, T. Miljanic: Vorkommen von Actinomyceten in Innen- räumen; Gefahrstoffe − Reinhaltung der Luft 69 Nr. 9, 2009. (8) O. Pepe, L. Sannino, S. Palomba, M. Anastasio, G. Blaiotta, F. Villani, G. Moschtet: Heterotrophic mi- croorganisms in deteriorated medieval wall paint- ings in southern Italian churches; Microbiological Research 165, 2010. (9) R. Geisen, E. Graf, M. Schmidt-Heydt: Molekulares Monitoring der Mykotoxinbildung: der Einfluss von Umweltfaktoren auf die Biosynthese, DGQ-Tagung 2012. (10) DBU-Projekt 26217-45: „Entwicklung von Konser- vierungsmaterialien und -techniken zum Schutz von Kulturgut vor anthropogen induzierter mikrobieller Zerstörung am Beispiel der Ev.-Ref. Dorfkirche zu Sonneborn“, 2014. (11) J. P. R. Chunduri: Indoor Fungal Populations Inhab- iting Cement Structures − Remedial Measures; Jour- nal of Environmental Science, Toxicology and Food Technology, Volume 8, Issue 4, 2014. (12) M. T. Madison, J. M. Martinko, D. A. Stahl, D. P. Clark: Brock Mikrobiologie kompakt, Pearson 2014. (13) F. H. Kayser, E. C. Böttger, P. Deplazes, O. Haller, A. Roers: Medizinische Mikrobiologie, Thieme 2014. (14) S. C. Watkinson, L. Boddy, N. P. Money: The Fungi; Elsevier 2016. Suche das Bindemittel: Den Schimmelpilzen scheint es ganz egal zu sein, was es zu fressen gibt. Das Isolat 10b links ist etwas prätentiöser und mag Bindemittel Nr. 5 gar nicht. Die Bakterienisolate hingegen reagieren fragiler auf die unterschiedlichen Bindemittel. Hier mag man keinen Fischleim. Schützen & Erhalten · März 2017 · Seite 23
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