web_SuE_March_2017

sollte bei der Anlieferung überprüfen (visuell und messtechnisch), ob das Material – – zu hohe Materialfeuchten – – augenscheinlich einen mikrobiellen Befall aufweist. Ausgleichfeuchtemessungen oder elek- trische Widerstandsmessungen bei Holz sind geeignete Messverfahren zur Überprüfung der Materialfeuchte. Liegt mangelhafte Ware vor, ist die Annah- me zu verweigern. Unbeanstandetes Material ist ordnungsge- mäß und witterungsgeschützt auf der Baustelle zu lagern. Dabei sind u.a. technische Merkblätter der Produkthersteller, Produktinformationen zu beachten. Dämm- oder Gipskartonplatten etc., die in muffigen Kellern oder frei bewittert gela- gert werden, weisen schon vor dem Einbau einen Befall auf. Deren weitere Verwendung sollte sei- tens des Verantwortlichen (Polier, Bauleiter, etc.) untersagt und die Entfernung von der Baustel- le angeordnet werden. Bei Unstimmigkeiten ist das Material entsprechend beproben zu lassen. Gerade im Montagebau, wo häufig technisch getrocknetes Holz oder Holzwerkstoffe zum Ein- satz kommen, bleibt der Witterungsschutz häu- fig außen vor – ganz nach dem Motto: Es wird schon nichts passieren. Und wenn doch? Auch hier liefern technische Merkblätter der Hersteller, Regelwerke von Verbänden, aber auch Normen wichtige Hinweise bezüglich maximaler Materi- alfeuchte und Lagerbedingungen. Bezüglich der Errichtung und Befestigung eines Witterungsschutzes, beispielsweise durch beplante Gerüste, sind entsprechende statische Nachweise zu erbringen – und zwar in der Pla- nungsphase. Soll der Witterungsschutz am Ge- bäude oder Bauteilen befestigt werden, muss eine schriftliche Aussage vorliegen, ab welchem Bauzustand die Konstruktion die zusätzlich auf- tretenden Kräfte schadensfrei aufnehmen und ableiten kann. Entsprechende Angaben sollten u. a. die Montageanweisungen beinhalten. Laut Verbraucherzentrale muss beim Bauen mit ca. 90 l Wasser pro m² Grundfläche gerech- net werden, das hauptsächlich durch Zugabe- wasser im Beton, Mörtel, Estrich und Verputz ins Gebäude gelangt. Sobald der Rohbau erst einmal fertiggestellt ist und die Fenster einge- baut sind, wird das natürliche Abtrocknen des chemisch nicht gebundenen Wassers stark redu- ziert, sodass die relative Luftfeuchte im Gebäude erheblich ansteigen kann. Um einen Schimmel- befall zu unterbinden, sollte deshalb ab diesem Zeitpunkt das Raumklima zumindest stichpro- benartig durch den fachkundigen Bauherrn oder Bauleiter überprüft werden, um entsprechenden Handlungsbedarf zu erkennen. Vorzugsweise sollte in Phasen hoher Luft- feuchte im Gebäude eine permanente Messung erfolgen, beispielsweise über Datenlogger, die auch eine Fernabfrage ermöglichen und Mess- werte aufzeichnen. Da große Mengen an Feuchtigkeit infolge von Konvektionsvorgängen in die Konstruktion ein- dringen und deren Dämmeigenschaften hierdurch stark herabgesetzt werden können, ist penibel auf den korrekten Einbau der Luftdichtheitsebene zu achten. Dabei sollten Planer, Bauleiter und Ausführende die technischen Merkblätter der Hersteller beachten. Auch wenn die Luftdichtheitsebene fachge- recht ausgeführt wurde, sollte sie nach der Ab- nahme durch den Bauleiter regelmäßig kontrol- liert werden, da sie häufig durch nachfolgende Gewerke aus Unachtsamkeit oder mangelndem Fachwissen zerstört wird. Hier sollten insbeson- dere Elektro-, Lüftungs- und Sanitärinstallateure ihre Kompetenzen in Sachen „Bauphysik“ ent- sprechend erweitern. Fazit: Kontrolle des Materials, des Raumklimas und der Konstruktion sind wichtige Stell- schrauben bei der Vermeidung mikrobiellen Befalls. Problemfall Winterbaustelle Problematisch ist stets, wenn die relative Luftfeuchte mehrere Tage über 70% liegt. Scha- densbegünstigend sind ruhende Bauarbeiten, in denen sich ein Befall still und leise ausbreiten kann. Dies ist immer wieder ein massives Problem bei Winterbaustellen: Nachdem Verputz und Es­ trich eingebracht sind und das Aufheizprogramm der Fußbodenheizung startet, werden erhebliche Mengen Wasser freigesetzt. Wären da nicht die fehlende Dachbodentreppe, ungedämmte Bau- teile und die böse Bauphysik. Die in der Bauphase freigesetzte feucht- warme Luft steigt infolge thermischer Bewegung auf – meist bis in den ungedämmten Dachraum. An den kühlen Oberflächen steigt die relative Luftfeuchte massiv an. Die vorliegende Kon- struktion kann diese Feuchtigkeitsmengen nicht abführen, was zu einem innen „beregneten“ Dachraum führt. Im ungünstigen Fall ruhen die Bauarbeiten von der Weihnachtswoche bis einschließlich der ersten Januarwoche. Stellt der Bauherr augen- scheinlich Feuchteschäden fest, sind seine An- sprechpartner häufig wegen Betriebsferien nicht erreichbar und kostbare Zeit verstreicht, in der Schimmelpilz und Co. Baustoffe und Bauteile besetzen und besiedeln. Fazit: Bei Winterbaustellen ist der Zugang in den ungedämmten Dachraum beizeiten luft- und dampfdicht (!) zu verschließen. Praxis Schützen & Erhalten · März 2017 · Seite 41 1 Unteransicht einer Flachdachkonstruktion, hohe Neubaufeuchte und noch ungedämmte Bauteile haben in der Ausbauphase zu einem massiven Schimmelbefall geführt 2 Witterungsschutz bei Umbauarbeiten an einem historischen Gebäude 3 Sichtbar verschimmeltes Bauholz kurz vor dem Einbau 4 Ungeeignetes Materiallager 5 Rel. Luftfeuchte > 70%, es liegen Bedingungen für mikrobielles Wachstum vor 6 Nachfolgende Gewerke, hier: Die Elektriker, haben die Dampfbremse massiv beschädigt 7 Winterbaustelle, durch die fehlende Dachluke sind große Mengen an Neubaufeuchte in den Dach- raum geströmt, Kondensatbildung 4 5 6 7

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