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Schützen & Erhalten · März 2017 · Seite 64 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Branchenthema Bettwanzen – eine Reise in ein anderes Land Ich hatte die Gelegenheit, eine rheinische Schädlingsbekämpfungsfirma zu begleiten, die in der Kölner Innenstadt ein Hochhaus betreut, in dem schätzungsweise 1.000 Menschen auf 31 Etagen leben (Bild 1). Die Wohnobjekte bestehen teilweise nur aus einem Schlaf- und Wohnraum, einer kleinen Kochnische und einem winzigen Bad. Die Bewohner kommen aus allen Teilen der Welt, verstehen oft die deutsche Sprache nicht richtig und haben Probleme, Hinweise und Fra- gen zu verstehen. Ein ständig wiederkehrendes Problem in dem Wohnkomplex sind seit Jahren Bettwanzen. Bei meinem Besuch sollte Beschwer- den einzelner Mieter nachgegangen werden, die dem Hausmeister Wanzen- oder Insektenbefall gemeldet hatten. Daraufhin hatte die Hausver- waltung die Schädlingsbekämpfer zur Bestands- aufnahme bestellt. Bestandsaufnahme mit Hindernissen Der anwesende Hausmeister hatte einige Wochen vor dem Erscheinen des Schädlings- bekämpfers auf mehreren Aushängen an unter- schiedlichen Stellen des Gebäudes auf die Aktion hingewiesen und darum gebeten, bei Abwesen- heit die Schlüssel zum Begehen der Wohnung bei ihm zu hinterlegen. Der Aushang war in Deutsch verfasst und daher für einen beachtlichen Teil der Bewohner nicht verständlich. An einigen Stellen war der Zettel auch bereits wieder ent- fernt oder zerrissen worden. Nur etwa 10 % der Bewohner hatten den Wohnungsschlüssel abge- geben. Da die anwesenden Schädlingsbekämpfer nicht zum ersten Mal dort im Haus gegen Bett- wanzen tätig waren, wussten sie von vornherein, in welchen Wohnungen die Wahrscheinlichkeit eines Befalls hoch sei. Tatsächlich gab es ein paar altbekannte Herde, die leicht auszumachen waren. Am Ende der langen Flure, in denen es zwei Aufzugsschächte gab, lagen jeweils 3 – 5 Wohnungen, die besonders gefährdet sind, und die immer wieder von Neuem stark befallen wur- den. Leider konnten nicht alle gefährdeten Woh- nungen aufgesucht werden, weil die Bewohner entweder nicht anwesend waren, oder weil sie ihre Schlüssel nicht hinterlegt hatten. Die Einsatzteams betreten die Wohnungen Die Schädlingsbekämpfer teilten sich in zwei Teams zu jeweils zwei Mann auf. In meinem Team also 3 Mann. Alle Profis waren seit vielen Jahren im Beruf und verstanden ihr Handwerk. Dass sie grundsätzlich zu zweit vorgingen, hat- te mehrere Gründe: es kommt vor, dass schwere Möbel zu verrücken sind, es kann nötig sein, in bestimmten Situationen einen Zeugen dabei zu haben, es kann passieren, dass man in bedroh- liche Situationen gerät, wenn man eine fremde Wohnung betreten möchte und sich sprachlich schlecht verständigen kann. Ich habe an dem Tag keinen Fall erlebt, bei dem ein zweiter Mann vonnöten gewesen wäre. Im Gegenteil waren die Mieter alle ausgesprochen kooperativ, blieben freundlich aufgeschlossen trotz teilweise katastrophaler Hygieneverhält- nisse. In den befallenen Wohnungen lag in der Regel Unrat, Müll, schmutzige Kleidung umher, oft waren die Fußböden mit Abfällen oder ande- ren Gegenständen bedeckt, Betten vollgepackt mit allem Möglichen… Die Wohnung selbst oft verwahrlost, schmutziges Geschirr überall, he- rab-hängende Tapeten, heruntergefallener Putz in den Badezimmern. Um hier sinnvolle Schäd- lingsbekämpfung zu machen, müsste die Haus- verwaltung auf ihr Recht einer regelmäßigen Be- gehung bestehen. Dies wird allerdings zusätzlich dadurch erschwert, dass die Wohnungen in den allermeisten Fällen Eigentumswohnungen sind, deren Besitzer an andere vermieten. Also haben wir eine Vielzahl von unterschiedlichen Interes- sen und Zuständigkeiten. Bettwanzen am helllichten Tag Der Bettwanzenbefall war so stark, dass die Insekten tagsüber offen auszumachen waren. Sie hielten sich sogar an den Wänden der Hausflure auf. Die Flure werden von externen Putzkräften gereinigt. Da, wo zunächst keine Tiere zu sehen waren, fand man sehr schnell den Kot der Schäd- linge am Bettgestell, Sitzgelegenheiten (Bild 2 und 3) und an und hinter einzelnen Objekten auf den Wänden. Die Befallssituation wurde für jede einzelne Wohnung festgehalten, die besichtigt wurde. Es wurde auch protokolliert, welche Woh- nungen unzugänglich waren. Eine zweite Bege- hung musste die Hausverwaltung entscheiden. Die meisten betroffenen Mieter standen der Situation gleichgültig bis desinteressiert gegen- über. Nur wenige der Angetroffenen äußerten Bild 1: Der Alptraum eines Schädlingsbekämpfers. 31 Etagen Beton, Stahl und Bettwanzen. Bild 2: Naht a.d. Unterseite einer Couch. Nach der Blutmahlzweit haben die Bettwanzen hier ihre schwarzen Kotpunkte abgesetzt. Bild 3: In den Falten der Polster findet man Häutungen (Exuvien), Bettwanzen in allen Größen und deren Eier (weiß).
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