web_SuE_March_2017

Schützen & Erhalten · März 2017 · Seite 67 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Aus dem Verband CEPA Certified – Eine Bilanz In 2013 habe ich ein Projekt übernommen, was weitestgehend fertig war. Die Umset- zung einer einheitlichen Europäischen Norm für die Schädlingsbekämpfung. Bis Ende 2014 war es dann so weit und die DIN 16.636 wurde verabschiedet. Wie schon bei der DIN 10.523 habe ich das Ergebnis mit gemischten Gefühlen betrachtet. Sicherlich ist es gut und sinnvoll Dinge zu normen. Wenn jetzt die DIN 16.636 unseren Beruf schützt, also eine Hürde ist, die ein Mindestmaß an Professionalität und Kenntnissen vo- raussetzt, dann ist das gut. Aber gibt es wirklich eine solche Hürde, die verhindert, dass der Hausmeister von nebenan nicht in unserem Gewerk herumfummelt? Die DIN 16.636 hat diese Erwartungen bisher nicht erfüllt. DIN 16.636 ist keine Hürde für Schädlingsbekämpfer Nicht nur hat die Norm einige unserer Erwar- tungen nicht erfüllt, eigentlich ist es noch viel schlimmer. Wir sehen, dass das Prüfzeichen der DIN 16.636 von Firmen geführt werden kann, die wir für alles andere als professionell halten. Wie kann das sein? Das liegt an den beiden zentralen Inhalten der DIN. Zum einen wird ein Prozessablauf be- wertet, der im Wesentlichen von der Auftrags- annahme bis zur Durchführung unserer Leistung, mit abschließender Dokumentation reicht. Dieser Ablauf ist eigentlich Standard in jedem Unter- nehmen, wenn es erfolgreich wirtschaften möch- te und nicht gleich bei der ersten Betriebsprü- fung auseinanderfliegen soll. Damit ist dieser Prüfungsbereich keine Hürde für Schädlingsbe- kämpfer (gut), aber eben auch keine Hürde für den freundlichen Nachahmerdienst (schlecht). Hier fehlt also die Differenzierung. Es gibt bis- her keinen Mehrwert. Bescheinigte Professionalität unabhängig von der Ahnung Im zweiten grundlegenden Bereich der Norm wird geprüft, ob die an den Prozessen beteiligten Personen das machen dürfen, was sie machen. Es geht also um Ausbildung und Qualifikation. Eigentlich der spannende Punkt für uns. Blöd nur, wenn Dinge nicht geregelt sind. Dann darf jeder machen was er will und bekommt das noch mit einem Qualitätssiegel bescheinigt. Also, in Deutschland gibt es für die Insektenbekämpfung mit Ködergel keine Auflagen. Ein Betrieb stellt fünf Ahnungslose dafür ein, die eigentlich nur Monitore falten können und verinnerlicht haben, dass diese in Augenhöhe auf die Kachel neben den Lichtschalter geklebt werden. Der Auditor prüft die rechtlichen Anforderungen ( = keine) und bescheinigt, dass diese eingehalten werden. Ähnlich verhält es sich mit der Taubenabwehr. Der Unternehmer beschäftigt eine Truppe vom Bau (Bild 1). In bunter Mischung ohne Ausbil- dung oder mit Halbwissen aus unterschiedlichen Berufen. Die nationale Gesetzgebung ist erfüllt und der 16.636 Auditor bescheinigt dem Unter- nehmen professionelle SBK auszuführen. Geringe Anforderungen im Ausland Ähnlich verhält es sich im Ausland. Während wir in Deutschland, den Niederlanden, Schweiz und Österreich noch ein hohes und gutes Ausbildungsniveau haben, ist das in vielen der anderen 27 EU-Staaten nicht der Fall. In Portugal etwa gibt es keine rechtlichen Voraussetzungen, die man zur SBK erfüllen muss. Somit werden ungelernte Betriebe unter dem Aspekt der DIN zertifiziert, da sie alle Auflagen erfüllen. Dann muss noch ein bisschen Dokumentation und Pro- zessablauf dargestellt werden und schon haben wir einen professionellen Schädlingsbekämpfer. Betrachten wir diesen Sachverhalt mal aus Sicht der nachfragenden Industrie. Etwa einem internationalen Lebensmittelkonzern. Dieser prüft nun z.B. in der Schweiz, was sich hinter einem DIN 16.636 zertifizierten Betrieb verbirgt. Das Ergebnis überzeugt, weil der Auftraggeber sich einige gute Betriebe mit guter Ausbildung angesehen hat. Nun wird der Einkauf internati- onal angehalten, in der Ausschreibung als Ver- gabebedingung für Schädlingsbekämpfung eine DIN 16.636 Zertifizierung zu fordern. Hier wird ein Qualitätsmerkmal unterstellt, was grenz- überschreitend allerdings nicht zutrifft (Bild 2). Die Vergleichbarkeit ist nicht gegeben, die Zertifizierung als Einkaufskriterium für die Auf- traggeber wertlos. CEPA Certified als Chance In dieser unbefriedigenden Situation bietet CEPA Certified eine Chance. Nicht in der jetzigen Ungelernte und Handwerker dürfen ungeregelte SBK-Arbeiten machen. Da alles dem Gesetz entspricht, wird Professionalität bescheinigt. CEPA Certified heute Die Nachteile: – – Zu teuer im Vergleich zu einem Qualitäts Management System – – Uneinheitlich in der Bewertung und im internationalen Vergleich – – Kein Schutz vor schlechten Dienstleis- tern – – Noch unbekannt in Kundenkreisen – – Bisher kein Mehrwert Die Chancen – – Nicht so komplex wie etwa eine ISO. Leicht von Kleinbetrieben zu erfüllen. – – Eignet sich als Grundlage für ein aufge- satteltes Eigenkontrollsystem – – Kann bei entsprechender Anpassung pro- fessionelle SBK-Betriebe von Trittbrett- fahrern abgrenzen. – – Kann eine Voraussetzung sein, gren- züberschreitende SBK anzugleichen – – Kann ein Qualitätsmerkmal und Mehrwert werden.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=