web_SuE_March_2017

Der Sachkundenachweis für „Holzschutz am Bau“ in Deutschland Als sich im Jahr 1992 eine kleine Gruppe von Holzschutzfachleuten auf Initiative des DHBVs zusammengesetzt hat, um eine Weiterbildung im Holzschutz zu erwirken, hatte damals keiner die heutige große Akzeptanz dieser Weiterbildungsform für möglich gehalten. Diese Weiterbildung im Holzschutz wurde not- wendig, da es auf dem Gebiet keine Lehr- und Meisterausbildung gab. Fast jeder konnte sich für das Holz- und Bautenschutzgewerbe anmel- den und einen Gewerbeschein bekommen. For- derungen nach einer entsprechenden fachlichen Qualifikation wurden nicht gestellt. Nicht selten wurden Holzschutzmaßnahmen inkompetent und chaotisch ausgeführt. Um dem entgegenzuwirken konstituierte sich am 22.07.1993 im Bundesumweltamt in Berlin der „Ausbildungsbeirat Sachkundige/Sachkundi- ger für bekämpfenden Holzschutz“ mit dem Ziel: Kenntnisse und Fertigkeiten entsprechend dem Stand von Wissenschaft und Technik für die Vorbereitung, Anleitung, Durchführung und Prüfung von gesundheitlich unbedenklichen und umweltverträglichen Holzschutzmaßnah- men zur Bekämpfung holzzerstörender Pilze und Insekten ...“ 1 zu vermitteln. Die Gründungsmitglieder waren Mitglieder und Delegierte von Verbänden (z. B. DHBV, DSV, DGfH, Holzschutzfachverbände), Behörden (z. B. BgVV, UBA) und der Industrie (z.B. ibh, Gütege- meinschaft Holzschutzmittel). Erarbeitet wurde ein Ausbildungsprogramm und eine Prüfungsver- ordnung auf deren Grundlage von 1993 bis 2002 in einem zweiwöchigen Lehrgang „Sachkundige für bekämpfenden Holzschutz“ ausgebildet wur- den. Um dem konstruktiven Holzschutz mehr Rechnung zu tragen, kommt es 2003 zu einer Überarbeitung und Erweiterung des Ausbildungs- programms und einer damit einhergehenden Na- mensänderung der Sachkunde. Erfolgreiche Ab- solventen des Lehrganges erhalten seitdem das Zertifikat „Sachkundenachweis für Holzschutz am Bau“, das sie als qualifizierte Holzschützer ausweist. Auch die Zusammensetzung des Aus- bildungsbeirates hat sich den veränderten Ge- gebenheiten angepasst. Es sind einige Mitglie- der ausgeschieden (z. B. DGfH, ibh) bzw. neue hinzugekommen (z. B. BAuA). Der Arbeit des Ausbildungsbeirates ist es zu verdanken, dass bis heute etwa 3.500 Personen auf dem Gebiet des Holzschutzes ausgebildet wurden. Die 14-tägige Ausbildung beinhaltet ein beachtliches Themenspektrum. Es werden bautechnische und bauphysikalische Grundlagen erläutert, die Erkennung biotischer Schaderreger (Pilze und Insekten) trainiert (Bild 1) und der richtige Einsatz von baukonstruktiven und che- mischen Bekämpfungsmaßnahmen beschrieben. Anhand von Praxisvorführungen (Bild 2) wird der Unterrichtsstoff ergänzt. In einer komplexen Prüfung (1,5 h schrift- lich, 0,5 h Bestimmungsübung und ca. 0,5 h mündlich) kann der Lehrgangsteilnehmer sein erworbenes Wissen dokumentieren. Die Prüfung wird von einem neutralen Prüfungskommissions- mitglied, welches der Ausbildungsbeirat festlegt, abgenommen und überwacht. Dass diese Prüfung kein Selbstläufer ist, haben bereits alle Teilneh- mer erleben können. Ohne intensives Selbststu- dium und Lernen ist die Prüfung kaum zu beste- hen. Hierbei müssen 75 % aller oben genannten Prüfungskomplexe richtig beantwortet werden. Die schriftliche Prüfung beinhaltet 70 Fachfragen im Multiple-Choice-Verfahren und eine Komplex- aufgabe. Die Durchfallquote liegt durchschnittlich bei 10 %, wobei zwei Nachprüfungen möglich sind. Den meisten Teilnehmern gelingt es bereits in der ersten Nachprüfung den anspruchsvollen Anforderungen gerecht zu werden. Zurzeit gibt es in Deutschland 8 Ausbildungs- stätten (siehe Karte), welche Seminare in der Re- gel im Frühjahr und Herbst anbieten. Deren An- schriften sind in der Geschäftsstelle des DHBVs in Köln oder beim Fachbereichsleiter Holzschutz zu erfragen. Erst ab etwa 8 angemeldeten Semi- narteilnehmern wird ein Lehrgang durchgeführt. Auf der Basis von 1.560 Datensätzen² wurde die Verteilung der Sachkundescheininhaber deutsch- landweit erfasst. Auffällig ist die hohe Dichte in den östlichen Bundesländern. Die Ursache hier- für liegt in der schon vor der Wiedervereinigung Bild 1: Sachkundeunterricht während einer Bestimmungsübung in Münster. Fotos: Ing.-Büro E. Flohr GmbH, Dessau Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr Fachbereichsleiter Holzschutz An der Hohen Lache 6 · 06846 Dessau Telefon: (0340) 6611884 Telefax: (0340) 6611885 E-Mail: flohr@dhbv.de Schützen & Erhalten · März 2017 · Seite 7 Fachbereiche Holzschutz

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