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Foto: Jos Alfonso De Tomas Gargantilla/123rf.com Schützen & Erhalten · März 2017 · Seite 71 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Wenn sich Staub bewegt Wer kennt das nicht? Verbraucher rufen an und berichten von kleinen, hüpfenden Punkten, teilweise sogar von quälendem Juckreiz und dass sie nachts nicht schlafen können. Den Versuch beim Ortstermin „blankzuziehen“ um uns Stiche, Bisse oder Veränderungen der Haut zu zeigen, die mich nachts nicht mehr schlafen lassen, können wir gerade noch verhindern. Auch nach gründlicher Inspektion im und unter dem Bett, in der Vorratskammer, unter dem Läufer und in allen erdenklichen Ecken fördern keine Plagegeister zu Tage. Der Moment der Wahrheit: es bewegt sich nichts in der Wohnung. Unser Gegenüber ist mal mehr, mal weniger erleichtet. Beweis kommt mit der Post Doch schon nach wenigen Tagen bekom- men wir Briefumschläge mit Duct-Tape, Tesafilm und doppelseitigem Klebeband zugesandt. Manchmal sind es auch klei- ne Gläschen mit einem Querschnitt von Dingen, die aussehen wie unter dem Bett zusammengefegt oder einem Staubsau- gerbeutel entnommen. Mitunter sind einige Punkte auf den Klebeflächen far- big eingekreist. Im Umschlag befinden sich nun auch Bilder von Körperteilen des Kunden, die wir unserem Langzeit- gedächtnis gerne erspart hätten. Nicht jeder Körper wird durch Tätowierungen schöner. Trotzdem sehen wir uns die Strecke der Flusen und Fusseln unter dem Binokular an. Aber jedes vermeintliche Bein ist nur eine steife Borste und jeder angebliche Floh ist nur zur Unkenntlichkeit zerriebener Brösel. Kein Fall für den Schädlingsbekämpfer Spätestens jetzt wird erkennbar, dass unser Kunde eine mehr oder weniger schwere Phobie oder im schlimmen Fall sogar Psychose hat und wirklich glaubt, in seiner Wohnung bewegen sich winzige Dinge, also vermutlich Schädlinge. Solche Personen sind leider krank und wir nicht die richtige Anlaufstelle. Es naht das Telefonat der Wahrheit. Ein unbeherrschter Hinweis „Sie benötigen einen Arzt“ ist zwar die richtige Di- agnose, aber nicht diplomatisch vorgetragen. Und ich bin auch gar nicht sicher, ob man eine solche Botschaft überhaupt vernünftig vorbrin- gen kann. Aber eher früher als später müssen Sie den Kontakt zu professioneller Hilfe herstel- len, sonst erleidet Ihr Business Schaden, weil Sie zu nichts anderem mehr kommen. Wenn Sie anfangen (zu lange) zuzuhören, haben Sie in immer kürzeren Abständen immer länger wer- dende Gespräche. Hilfe in Ihrer Nähe Die Städte und Gemeinden unterhalten den kostenlosen Sozialpsychiatrischen Dienst. Er ist ein Baustein des öffentlichen Gesundheitsdiens- tes. Dort bekommen Sie Tipps und Hilfe, wie Sie mit den o.g. Kunden umgehen können und wie sie sinnvoll den Kontakt herstel- len können. Natürlich sind die Mitarbei- ter dieser Einrichtung schwerere Fälle ge- wohnt, aber sie wissen, wie man behutsam mit Menschen umgeht, die psychisch krank sind. Evtl. ist Ihr Kunde dort bereits bekannt. Den Dienst finden Sie über den Bürgerservice Ihrer Stadt oder Sie googlen Ihren Bezirk mit dem Stichwort „sozialpsychiatrischer Dienst“. Wir bedanken uns bei Frau Domack für den Tipp. Mit dem Staubsauger wird aufgesammelt was sich bewegt. Oft ist es aber eben nur Staub und keine Tiere.

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