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Schützen & Erhalten · März 2017 · Seite 72 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Taubenabwehr mit dem Laser Die Taubenabwehr bietet viele Möglich- keiten zur kreativen Entfaltung. Gerade wenn es um besonders hartnäckige Tauben geht, versagen mitunter herkömmliche Methoden. Doch nicht nur die Tiere, auch schwer erreichbare Bereiche stellen den Schädlingsbekämpfer immer wieder vor größere Probleme. Für solche Fälle hat der Markt diverse Alternativlösungen parat. Eine davon haben wir uns etwas näher angeschaut. Mit einem sogenannten Agrilaser sollen Tauben ohne bauliche Maßnahmen dauerhaft vertrieben werden. Die mobile Lite-Version der Firma Bird Control ist nicht größer als eine Taschenlampe, knackt mit ihrem Strahl aber die 1.000-Meter- Marke. Eine Taube im obersten Winkel eines Turms sollte somit ohne Problem anzustrahlen sein. Das grüne Licht des Lasers stört die Taube und soll sie so zur schnellen Abreise zwingen. Je trüber der Tag, desto besser soll der Laser funktionie- ren. In geschlossenen Räumen ist die Anwendung kein Problem, in offenem Gelände verbietet die Sicherheitsbestimmung allerdings eine Ausrich- tung zum Himmel, da tief fliegende Flugzeuge angestrahlt werden könnten. Auch die Reflek- tion des Lasers erweist sich als problematisch. Einsatz für den Laserschutzbeauftragten Wird beispielsweise ein Fenster angeleuch- tet, kann die Reflektion Menschen auf der Stra- ße blenden, die eigentlich nicht direkt anvisiert werden. Dass ein direkter Strahl ins Auge durch- aus unangenehm sein kann, zeigt bereits das An- strahlen einer weißen Wand (Bild 01). Wer dort den Laserpunkt aus einigen Metern Abstand ver- folgt, beklagt sich bereits über einen störenden, blendenden Effekt. Bird Control filtert die ge- fährlichen Strahlen ihrer Laser zwar angeblich heraus, allerdings bekam der Agrilaser Lite vor kurzem gar eine verschärfte Laserklassifizierung. So wurde die Klasse hochgestuft, von 2M zu 3B. Dies bedeutet nicht nur, dass das Tragen einer Schutzbrille erforderlich wird, sondern dass zur Nutzung des Lasers auch ein Laserschutzbeauf- tragter hinzugezogen werden muss. Wer keinen im Betrieb hat, muss somit einen schriftlich be- stellen. Außerdem muss der Einsatz des Gerätes beim Amt für Arbeitsschutz gemeldet werden. Anwendung an trüben Tagen Am besten sei laut Hersteller, eine Anwen- dung an trüben Tagen oder bei gedämmtem Licht. Einen Unterschied konnten wir, was die Wirkung angeht, allerdings nicht ausmachen. Sowohl bei Tag, als auch in der Dämmerung oder bei schwachem Licht in der Tiefgarage funktioniert der Laser. Zumindest wenn man in eine Gruppe von Tauben zielt. Man muss dabei keiner Tau- be direkt in die Augen leuchten, es reicht eine Ausrichtung in die Nähe oder auf die Körper der Tiere. Sobald ein Vogel aufschreckt, ziehen die restlichen Tauben mit und erheben sich in die Lüfte. Soweit so gut. Anders sah die Sache jedoch bei einzelnen Tauben aus. Gerade bei Problemstellen in der Tiefgarage oder schwer erreichbaren Balken am Gebäude, versagte der Laser auf ganzer Linie. Die Einzelgänger wurden über mehrere Minuten angeleuchtet, teilweise direkt ins Auge (Bild 2). Es wurde lediglich erreicht, dass die Tiere den Kopf von dem störenden Licht abgewandt ha- ben. Auch weiter entfernte Tauben bleiben un- beeindruckt von dem Laser. Paare in Entfernung von ca. 500 Metern Luftlinie nahmen den Laser scheinbar überhaupt nicht wahr. Der Hersteller verspricht allerdings eine effektive Reichweite von 1.000 Metern. Erfolg bei der Anwendung Glücksache Alles in allem vertreibt der Laser nicht zu- verlässig. So gab es Situationen in denen der Agrilaser zwar funktionierte, eine Verscheuch- garantie allerdings ist er nicht. Für den profes- sionellen Gebrauch ist das ähnlich unbrauchbar wie Ultraschallgeräte oder Plastikraben. Hinzu kommen die hohen Sicherheitsbestimmungen, die eine Anwendung zusätzlich erschweren. Un- sicher ist auch die Nachhaltigkeit der Wirkung. Die NABU behauptet beispielsweise intelligente Vögel wie Tauben oder Krähen gewöhnen sich an den Laser und nehmen diesen irgendwann nicht mehr als Gefahr wahr. Darüber hinaus können sich natürlich immer wieder neue Tauben ansie- deln. Für den Schädlingsbekämpfer würde dies bedeuten regelmäßig vor Ort fahren zu müssen und die neuen Tauben zu verscheuchen, also eher eine Art Dauerauftrag als eine sinnhafte Problemlösung. Montierbare Variante für hohen Befallsdruck Für wiederkehrende Taubenschwärme, etwa bei hohem Nahrungsangebot, gibt es größere Installationen, die fest an einem Objekt mon- tiert werden. Zu deren Wirksamkeit können wir jedoch keine Aussage treffen. Die Kosten für sol- ch einen Laser sind allerdings recht hoch. Eine solche Investition steht somit in Konkurrenz zu erprobten, herkömmlichen Methoden Möglich ist eine gemischte Verwendung von neuer und alter Technik. Im Vorfeld einer Vernet- zung, könnte ein Handlaser gute Dienste leisten. Sitzen die Tauben in Nischen und Hohlräumen der zu vernetzenden Bereiche, müssen diese erst mal vertrieben werden, bevor die Arbeiten beginnen können. Eingeschlossene Tauben will schließlich niemand haben. Und gerade an schwer erreichbaren Stellen kann es durchaus schwierig werden die Vögel zu verscheuchen. Alles in allem ist der Agrilaser Lite ein nettes Spielzeug für Sonderfälle, eine echte Alternative zur herkömmlichen Taubenabwehr an Gebäuden ist er aber nicht. Vor allem die fragliche Verläss- lichkeit und die Sicherheitsbestimmungen werden wohl dafür sorgen, dass der Laser in der Praxis selten eingesetzt wird. Gastartikel von Daniel Altmann Manche Tauben zeigen sich völlig unbeeindruckt, auch wenn sie voll angeleuchtet werden Der Punkt auf einer hellen Wand wirkt bereits störend auf den Betrachter
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