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oder Biofilm eingeführt, um das Habitat Baustoff­ oberfläche hinreichend beschreiben zu können. Diese sehr detaillierte Beschreibung zielt darauf ab, aus einer mikroskopischen Befundung eine Langzeitprognose für die Produktstabilität ab- zuleiten (3, 5). Ist dies auch auf eine Direktmikroskopie von mikrobiell belasteten Oberflächen aus einem Schimmelschaden übertragbar? Was muss ein Bewertungsverfahren basierend auf Direktmikro- skopie leisten? Ein solches Verfahren muss nicht nur die Befallsereignisse in der Konzentration und Verteilung darstellen, sondern auch die unter- schiedlichen Stadien einer Besiedlung einschließ- lich einer Kontamination erfassen. Technisch ist das kein Problem. Statistisch auch nicht, da gilt beim Zählen von Sporen das Gleiche wie für das Zählen von Blasen oder Rissen. Es müssen nur geeignete Beschreibungen gefunden werden, die das Schadensbild beschreiben und, damit für alle nachvollziehbar und vergleichbar, statistisch un- tersetzt sind. Da helfen sowohl die Erfahrungen aus der Materialprüfung als auch die bereits vor- liegenden Vergleichswerte anderer Labore. Ein sicheres Bewertungsergebnis ergibt sich auch bei einer halbquantativen Analyse über den Flächenbezug. Je größer die Fläche, je verstreuter die Messfelder, um so besser das Ergebnis der Un- tersuchung. Dazu können bei Materialproben ent- weder Subproben (z. B. eine Subprobe à 0,5 cm² pro cm²) entnommen werden, von der ca. 100 Messfelder bei 600facher Vergrößerung erfasst werden, was bei einer Subprobenanzahl von 10 schon mal zu 0,2 cm² untersuchter Probenfläche führt (z. B. am Olympus IX 51, Kameramessfeld). Bei Klebefilmen lässt sich ein optimaler Flächen- bezug herstellen, in dem z. B. drei Linien von links nach rechts über die gesamte Probenlänge abfährt, was auch gut 1000 Messfelder ergibt. In einer halbquantitativen Bewertung muss nun aber keiner 1000 Messfelder direkt auszählen, sondern es wird eine Routine angewendet, die auf einer festgelegten Abweichung beruht und ungefähr so aussehen kann: in jedem Messfens- ter eine Spore entspricht je nach Mikroskopiefak- tor und Vergrößerung ca. 3500 Sporen pro cm² (7). Man kann also sehr leicht erfassen, ob man bis eine Spore im Messfenster sieht oder bis 10 Sporen oder etwa 100. Dabei helfen Formblät- ter (Tabelle 1). Kumuliert über alle Messfenster lassen sich daraus Größenbereiche ableiten wie < 3.000 pro cm², < 30.000 Sporen pro cm² und so weiter. Diesen Werten können nun qualitative Bewertungen zugeordnet werden wie normal, ge- ringfügig erhöht, erhöht oder stark kontaminiert. Auf diese Weise kann sicher eine Kontamination festgestellt und bewertet werden. Für eine umfängliche Bewertung reicht das aber nicht, denn auch eine Besiedlung muss halbquan- titativ beschrieben werden. Das ist in obiger Form nicht ohne Weiteres möglich, denn wenn Hyphen wie Myzel als ein Ereignis gezählt werden, kommt es zu einem Informationsverlust über Größe, Zell- dichte und Zustand. Eine eindeutige Besiedlung ist an das Vorhandensein etablierter vegetativer Strukturen gekoppelt. Daher müssen hier quali- fizierende Begriffe zum Befallsmuster eingeführt werden. Und da bieten sich, wie bereits in den Normen eingeführt, lokal für einzelne Fundstel- len und verstreut für eine homogene Verteilung an. Und so ist ein Schimmelschaden auch auf der mikroskopischen Ebene eindeutig beschrieben. Schlussfolgerungen Die technischen Voraussetzungen für eine halb- quantitative Bewertung von Materialproben mit- tels Direktmikroskopie sind nunmehr geschaffen. Was noch bleibt, ist eine allgemeine Vereinba- rung darüber, wie die Ergebnisse im Kontext zu ergreifender Maßnahmen im Schimmelschaden einzustufen sind. Dabei muss man sich in Erin- nerung rufen, was das eigentliche Schadensbild ist. Das Schadensbild ist übermäßig auftretende Biomasse. Biomasse ist die Stoffmenge an Mi- kroorganismen in allen Erscheinungsformen und zwar von der Spore bis zum etablierten Biofilm. Mit der Direktmikroskopie kann ortsaufgelöst werden, ob lokal oder verstreut und in welcher Form diese Biomasse vorliegt. Mithilfe eines vereinfachten Procederes kann analog zur voll- ständigen Auszählung von Zellzahlen eine halb- quantitative Bewertung vorgenommen werden, die statistisch abgesichert ist, ohne dass auf- wendig gezählt werden muss. Was wir nun noch definieren müssen, ist das „Übermäßige“, das Zuviel bezogen auf den Normalzustand. Das kann eine eindeutig besie- delte Oberfläche ebenso sein wie ein stark mit Sporen kontaminierter Bereich. Arbeitet man mit den beschriebenen Verfahren direkt auf der Probenoberfläche ohne Präparation eines Klebe- films etc., so weichen die „Normalwerte“ deutlich von anderen Verfahren, und zwar nach oben, ab. Ob sich daraus ein Eingreifen ableitet, muss im Kontext der Fragestellung beantwortet werden. Eine stark kontaminierte Putzoberfläche kann abgesaugt werden. Beim stark kontaminierten Dämmstoff ist diese Option nicht gegeben, hier dürfte das Übermaß an Biomasse auch ohne eine eindeutige Besiedlung zu einem Ausbau führen. Literatur [1] Schimmelleitfaden – Leitfaden zur Vorbeugung, Er- fassung und Sanierung von Schimmelbefall in Ge- bäuden. Online-Version, Umweltbundesamt Dessau- Roßlau 2017 [2] Meider, J.: Schimmelpilzanalytik, Grundlagen, Me- thoden, Beispiele. Rudolf Müller Verlag, 2016 [3] Messal, C.: Testing dry film biocides – are we going the right way? In: Chemistry Today, Bd. 29 (2011), Nr. 3, S. 36-43 [4] Messal, C.: New biodeterioration evaluation methods for facade coatings. In; Surface Coatings Interna- tional, Bd. 92 (2009), Nr. 3, S. 113-116 [5] Warkentin, M.; Schumann, R.; Messal, C.: Faster Evaluation. In: European Coatings Journal, Bd. 9 (2007), Nr.9, S. 2 – 10 26-28+30+32 [6] EN 16492:2014: Paints and varnishes – evaluation of the surface disfigurement caused by fungi and algae on coatings [7] Gladis, F: Wirksamkeit von Strategien zur Bekämp- fung aeroterrestrischer Algenbiofilme, Dissertation Universität Rostock 2011 Subprobe (à 20 MF) Befallsbild 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 <1 Spore/MF X <10 Sporen/MF X X X X <100 Sporen/MF X X X X L Einzelne Hyphen X X Myzelien L L Fruchtstadien Tabelle 1: Formblätter helfen bei der Bewertung von Materialproben, hier ein Beispiel für eine Materialprobe (EPS-Dämmung), der 10 Subproben entnommen und jeweils 20 Messfenster erfasst wurden. Die Bewertung der Probe wäre hier abschließend: stark kontaminiert mit Pilzsporen, lokal Pilzbefall. Befallsbild Beschreibung Korrelation zur Zellzahl (Pilze) eindeutig befallen starker Befall Oberfläche vollständig mit Myzelien und Bakterienbiofilmen, Sporen und Myzelbruch überzogen > 150.000 Zellen pro cm² (Hyphen und Myzelien aus- gezählt) leichter Befall lokal einzelne Myzelien, Bakteriennester oder häufiger einzelne Hyphen, selten Sporen oder Myzelbruch < 30.000 Zellen pro cm (Hyphen und Myzelien aus- gezählt) kontaminiert stark Oberfläche homogen mit Sporen, Bakterien und Myzelbruch überzogen, Myzelien fehlen jedoch > 30.000 Sporen pro cm² erhöht lokal Sporenspots, Myzelbruch oder häufig einzelne Sporen und Myzelbruch, jedoch keine Myzelien oder verzweigte Hyphen < 30.000 Sporen cm² gering/normal einzelne Sporen, wenig Myzelbruch < 1.000 Sporen cm² Tabelle 2: Mögliches Bewertungsschema zur halbquantitativen Bewertung von Materialproben, aufgrund der Erfahrungen bei der vollständigen Auszählung bei Produktprüfungen (3, 4, 5) liegen unsere Normalwerte höher als z. B. im Schimmelleitfaden Tabelle 6.2 angegeben. Schützen & Erhalten · März 2018 · Seite 26 Fachbereiche Schimmelpilze

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