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Schützen & Erhalten · März 2018 · Seite 3 Editorial Vollkommenheit ist die Norm des Himmels – Vollkommenes wollen, die Norm des Menschen Dieser Gedanke Goethes, niedergeschrie- ben in Maximen und Reflektionen, begeg- nete mir zu Beginn des Jahres während eines Wien-Aufenthaltes. Dort hatte ich die Gelegenheit, im Museumsquartier eine Ausstellung zu besuchen, die sich den Ein- fluss von Normen bei der Gestaltung der gebauten Umwelt zum Thema gesetzt hat. Unter dem Titel „Form folgt Paragraph“ haben die Aussteller versucht, Antworten auf Fragen zu geben, inwieweit Gesetze, Verordnungen und Richtlinien mittlerweile unseren Alltag bestim- men. Was sagt das Vorschriftenwesen über die Gesellschaft eines Landes aus? Warum sind Nor- men und Bauvorschriften in einer globalisier- ten Welt unverzichtbar? Welche Auswirkungen hat das Baurecht auf die Architektur und deren kreativen Möglichkeiten? Bei all der Vielzahl von Regeln, ob sie nun entstanden sind mit dem Ziel, das Zusammen- leben zu erleichtern, Gefahren abzuwehren, Le- ben zu schützen oder auch nur um Partikularin- teressen durchzusetzen, stellt sich die Frage: Hätte die barocke Vielfalt Wiens – wie sie sich hier auf dem Titelbild mit Schloss Schönbrunn so prachtvoll darstellt – oder auch die schlichte nüchterne Eleganz der Bauhausarchitektur – in deren Zeichen der diesjährige DHBV-Verbandstag in Dessau steht – unter heutigen Regelwerken überhaupt entstehen können? Wohl kaum. Vielleicht fehlt es hier ja an Normen, die die Richtigkeit bestehender Normen überprüfen. Denn dass man mitunter auch ohne die strikte Einhaltung der Norm erfolgreich arbei- ten kann, darüber berichten Dipl.-Ing. Steffen Steinbach vom DHBV-Mitgliedsbetrieb MTB Mi- krowellentechnik aus Mittenwalde und Dr. Pascal Querner vom Zoologischen Institut der Universi- tät Wien. Unter „Aus der Praxis“ stellen sie den Einsatz von Mikrowellentechnologie und Heiz- matten bei der Bekämpfung eines Befalls durch „Südlichen Nagekäfer“ im historischen Parkett- boden des Schlosses Schönbrunn vor. Ebenso „normabweichend“ wird sich in die- sem Jahr der 68. DHBV-Verbandstag in Dessau präsentieren. Anstatt der gewohnten Holzschutz-, Bautenschutz- und Schimmelpilzkonferenz wird diesmal ein Fachprogramm für den unternehme- rischen Alltag geboten. Die Themen umfassen das neue Bauvertragsrecht, Gefährdungsanaly- se und Arbeitssicherheit sowie das sich immer mehr verschärfende Problem der Suche nach geeigneten Mitarbeitern bzw. Auszubildenden. Wir hoffen hier mit Expertenhilfe Antworten auf Fragen geben zu können, die heute nicht weni- ger entscheidend für den Erfolg eines Unterneh- mens sind als dessen handwerkliche Kompetenz. Und ein Besuch der Weltkulturerbestadt Des- sau wäre nicht vollkommen ohne die Besichtigung seiner beiden Weltkulturgüter. Deshalb freuen Sie sich schon jetzt auf einen Tag Bauhaus- und Gar- tenarchitektur mit den Meisterhäusern und dem Wörlitzer Park. Die „Regularien“ der Anmeldung finden Sie auf Seite 6. Herzlichst Ihr Friedrich Remes Glosse Das neue Jahr hat grad begonnen, manch guter Vorsatz ist verronnen, doch ruhig mein Freund, mach Dir gewahr, Silvester ist bald wieder da… Was für ein destruktiver Quatsch ist denn dem Glossisten da aus der pseu- dopoetischen Feder geflossen, mag jetzt manch ungeneigter Leser denken, der der Hoffnung auf baldige Nikotinfreiheit, Marathon-Ausdauer, GROKO und zukünf- tigem Astralkörper noch nicht verlustig geworden ist. Apropos Astralkörper – Die Menschheit schwelgt im Diätenwahnsinn. Ist dies bei unseren Volks- vertretern noch ansatzweise nachvollziehbar, bedeutet eine Diätenrunde für sie doch nicht Verzicht, sondern nur, dass ihr grundgesetzver- briefter „Anspruch auf eine angemessene, ihre Unabhängigkeit sichernde Entschädigung“ regel- mäßig ein wenig nach oben angepasst wird. Ist ja auch notwendig, müssen doch die exorbitant gestiegenen Ausgaben für die „anderen“ Diäten finanziert werden. Nicht jeder ist da diesbezüg- lich so anspruchsarm wie Herr Altmaier (der mit dem Jutesack – am Handgelenk!). Atkins-, Blitz-, Chopra-, Eiweiß-, Low-Carb-, Low-Fat- und Trennkostdiät, um nur die gän- gigsten zu nennen, nicht zu vergessen natürlich die Klassiker, Weight Watchers, Heilfasten und Brigitte-Diät. Alle diese Varianten verschlanken sicher – den Geldbeutel. Spezial-Gewichtsmanagementpläne, selbst- verständlich auf die persönlichen Ansprüche in- dividuell und bedarfsgerecht zugeschnitten - für nur 19,95 im Monat. Dynamisch-sympathische Gruppenzwangssitzungen mit kollektivem Wie- ge-Event schon ab 9,98 die Woche. 10-tägige Wellness- und Entschlackungscamps in fernöst- lichem Ambiente ab 1.199,– für Flug und ge- mütlich-rustikale Unterkunft. Gegen geringen Aufpreis kann natürlich auch eine Nasszelle und der unbedingt zu empfehlende Fatburner-Yoga- Pilates-Kurs zugebucht werden. Aber aufgemerkt – bei diesen Sonderange- boten hat der Teller noch keine Sprosse zu Ge- sicht bekommen! Dem kann natürlich leicht mit den verlockenden Spezialangeboten der Diätfertiggerichtsindustrie ab- geholfen werden. Da gibt es die ma- gische Knochenbrühe, den deftigen Kohlsuppeneintopf, den ballaststoff- reichen Schmalhansteller, Eatsmarter Ingwer-Maracuja-Desserthäppchen und nicht zu vergessen die diversen Prote- in- und Eiweiß-Shakes, erhältlich in den Geschmacksrichtungen Klostein, Seife-Koriander oder Pedigree-Pansen. Und natürlich darf auch die Bewegung des zwar voluminösen aber dennoch erschlafften Körpers nicht zu kurz kommen. In den unzähligen Fitnessstudios der Nation scheuchen Personal-Trainer mit anabolem Muskel- bau und psychisch irgendwo zwischen Feldwebel und Pitbull zu verorten ihr Jahresabo zahlendes Klientel so über Crosstrainer, Laufbänder, Spin- ning-Räder und Stepper, als gelte es ein Bewer- bungsvideo als Folterkellerfachkraft für die Kim Jong Uns dieser Welt zu produzieren. Aber genug nun von dem Krug der guten Vor- sätze, der noch einmal an uns vorübergegangen ist. Wenn schon Schlankheitskur, dann nur auf Grundlage des einschlägigen Di- ät-Fachbuchs „Der Dicke kocht“ unseres Verbands-Küchenchefs Christian Sailer. Und als sportliche Ergän- zung der Rheinische Triathlon „KMT“ – Kölsch, Mett, Theken- stehen. In diesem Sinne – statt Wespentaille – Hummelhüfte – Ihr Ralf Hunstock
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