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Schützen & Erhalten · März 2018 · Seite 36 Aus der Praxis Einsatz von Mikrowellentechnologie im Schloss Schönbrunn Bekämpfung eines Befalles durch „Süd- lichen Nagekäfer“, Oligomerus ptilinoides (Woll.), in historischem Parkett im Schloss Schönbrunn mittels Mikrowellentechnolo- gie und Heizmatten. Geschichte des Gebäudes Die Geschichte Schönbrunns und seiner Vorgän- gerbauten reicht bis ins Mittelalter zurück. Das gesamte Anwesen wurde seit Beginn des 14.Jahr- hunderts als „Katterburg“ (= Ortsname) bezeich- net und befand sich im Grundherrschaftsbereich des Stifts Klosterneuburg. 1569 gelangte das Anwesen durch Maximilian II. in habsburgischen Besitz. Nach dem überra- schenden Tod Maximilians II. im Jahre 1576 kam Katterburg in den Besitz seines Sohnes Rudolph II., der lediglich die Mittel zur Instandhaltung bereitstellte, die Anlage jedoch selbst nie be- suchte. Erst sein Nachfolger Kaiser Matthias nutzte das Areal zum Jagen und soll einer Le- gende zufolge bei einem seiner Jagdausflüge im Jahre 1612 jene Quelle entdeckt haben, die später als „Schöner Brunnen“ dem Areal den Namen gab. Schönbrunn, wie es sich heute darstellt, stammt aus der Regentschaft Maria Theresias. Als sie 1740 ihrem Vater Karl VI. auf den öster- reichischen Thron folgte, erkor sie das Schloss zu ihrer Residenz und ließ es wenig später von ihrem jungen Wiener Hofarchitekten Nikolaus Pacassi innen wie außen gestalten. Das Schloss Schönbrunn ist mitsamt der historischen Parkanlage eine von acht öster- reichischen Weltkulturerbe-Stätten der UN- Kulturorganisation UNESCO. (Wiener Zeitung vom 5.4.2012) Befallssituation und Monitoring Im Zuge eines intensiven und aufwändigen Schäd- lingsmonitorings mit Klebe- und Pheromonfallen wurden im Schloss Schönbrunn bereits 2012 auf einzelnen Klebefallen Nagekäfer und damit der Hinweis auf einen möglichen Schädlingsbefall im „Kinderzimmer“ und in anderen Räumen des Schlosses gefunden. Durch die Bestimmung konnte der Schädling als Südlicher Nagekäfer Oligomerus ptilinoides (Woll.) identifiziert werden (Hassler et al. 2015, Querner et al. 2016). Das Monitoring war Teil von einem Integrierten Schädlingsmanage- ment (IPM) Konzept, das langfristig versucht, einen Schädlingsbefall sowie deren Vermehrung und Verbreitung im Schloss zu verhindern. Qua- rantäne, Reinigung, Klimaregulierung und eine dichte Gebäudehülle sind dabei wichtige Aspekte und Teil der präventiven Konservierung (Pinniger et al. 2016). Das Monitoring dient dazu, alle Räumlichkeiten auf Schädlinge zu überwachen und bietet die Möglichkeit, die gefangenen Tiere auf den Fallen zu identifizieren. Allerdings war anfangs nicht klar, ob die Holzschädlinge aus den befallenen Holzmöbeln schlüpfen, und/oder ob auch ein aktiver Befall im Parkettboden (Nussholz, Einbau im Schloss vermutlich nach 1750) vorliegt. Sehr viele alte Ausfluglöcher sind auf dem Parkettboden vorhan- den. Daher wurde eine zusätzliche Monitoring- Methode, die Papierabklebungen ausgewählter Bereiche im „Kinderzimmer“, gewählt (Noldt & Hubertus 2007, S. 44; Hassler et al. 2015). Die Papierabklebungen wurden 2015 durchgeführt und es hat sich ein „starker Befall“ von mehre- ren Bereichen in dem Kinderzimmer gezeigt. In den angrenzenden zwei Räumen „Frühstückska- binett“ und „Gelber Salon“ waren nur kleinere Teilbereiche befallen, hier wurde aber beschlos- sen, sicherheitshalber die gesamten Flächen der Räume zu behandeln Der südliche Nagekäfer Quelle: Cymorek, Archiv Grosser Der Südliche Nagekäfer Oligomerus ptilinoides ist in mediterranen Gebieten beheimatet und wird manchmal durch den Transport von Hölzern oder Möbeln auch nach Mitteleuropa eingeschleppt. Der Südliche Nagekäfer ist wärmeresistenter und empfindlicher gegenüber kühleren Tempe- raturen als der Gewöhnliche Nagekäfer Anobium punctatum . Er entwickelt sich optimal bei 22°C, 55–60% RF und 11–16% Holzfeuchte. Seine Entwicklungsdauer beträgt zwei bis drei Jahre. Durch die Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H., Wien, wurde eine Anfrage an die MTB Mikrowellen Technik Bauwerkserhal- tung Holzschutz, Mittenwalde, hinsichtlich ei- ner Bekämpfung eines Befalls im Parkett durch den Südlichen Nagekäfer, Oligomerus ptilinoides (Woll.), mittels Mikrowellentechnologie gestellt. Betroffen waren ca. 137 qm, verteilt auf den „Gelben Salon“, das „Kinderzimmer“ sowie das „Frühstückskabinett“. Quelle: MTB

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