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Schützen & Erhalten · März 2018 · Seite 8 1926, nach gerade einmal sechsjährigem Beste- hen, nach Dessau um, da die Stadt Dessau zu dieser Zeit die besten Entfaltungsmöglichkeiten für moderne Ideen bot. In den folgenden Jahren erlebte das Bau- haus eine wahre Blütezeit. Stellvertretend für den neuen Architekturstil seien an dieser Stel- le die Bauhausmeister Walter Gropius, Hannes Meyer und Carl Fiege genannt. Bereits 1926 wurde das von Walter Gropius entworfene neue Bauhaus-Schulgebäude seiner Bestimmung übergeben. 1929 folgten das Ar- beitsamt und die Siedlung Törten. Die Innen- einrichtung, ebenfalls im Bauhausstil, übernahm Marcel Breuer. Als weitere bedeutende Bauten dieser Stilepoche kamen die von Hannes Meyer errichteten Laubenganghäuser als eine Form des sozialen Wohnungsbaus hinzu, das von Carl Fiege erbaute Kornhaus und ein eigener Wohnkomplex für die Baumeister, die heutigen Meisterhäuser. Zudem entstand eine Künstlerkolonie mit heute noch weltweit anerkannten Künstlern. Stellvertretend seien an dieser Stelle neben den schon Erwähnten benannt: Oskar Schlemmer, Georg Muche, Lyonel Feiniger, Wassily Kandin- sky und Paul Klee. Viele werden die berühmten Stahlrohrsessel von Marcel Breuer kennen oder die von Oscar Schlemmer entworfenen Kostüme für das Triadische Ballett. Mit der Machtergreifung der Nationalsozia- listen nahm diese schaffensreiche Zeit ihr ab- ruptes Ende. Die NSDAP forderte die Schließung des Bauhauses, sodass 1933 dessen letzter Di- rektor, Ludwig Mies van der Rohe, gezwungen war, die Arbeit zu beenden. Dieser politischen Zerschlagung des Bauhauses folgen wenige Jahre später die Bombardements des II. Weltkrieges, die Dessau aufgrund der dort angesiedelten Jun- kers Werke in Schutt und Asche legten. Die Häu- ser von Walter Gropius und Laszlo Moholy-Nage wurden dabei völlig zerstört. Was sich dem Be- sucher heute bietet, ist daher nur eine unscharfe Rekonstruktion und damit freie Interpretation der zerstörten Originale. Den 100. Geburtstag seiner berühmten Kunstschule wird Dessau 2019 mit dem sich zur Zeit in Bau befindlichen Bauhausmuseum eh- ren. Damit verbunden sind umfangreiche Um- gestaltungsarbeiten im Stadtzentrum. Wer das Flair des Bauhauses hautnah erleben möchte, der sollte sich für die Zeit des Verbandstages im sogenannten Prellerhaus einmieten. Auch wenn es naheliegen könnte, so soll sich der Name des 1926 fertiggestellten Ateliergebäudes nicht auf die Zahlungsmoral der dort untergebrachten Jungmeister und Studenten beziehen, sondern an den Maler Karl August Louis Preller erin- nern. Übrigens, unser Bundesgeschäftsführer übernachtete auch schon einmal dort. Ich jedenfalls verspreche ihnen, ein Besuch der Bauhausstätten in Dessau wird in ihrer Er- innerung bleiben. Laubenganghäuser Stellvertretend für die Dessauer Bauhausbauten soll an dieser Stelle kurz auf die 2017 in die Lis­ te der Welterbestätten aufgenommenen Lauben- ganghäuser eingegangen werden. Die Laubenganghäuser wurden durch die Spar- und Baugenossenschaft Dessau in den Jahren 1929–30 errichtet. Es sind dreigeschos- sige kubische Gebäude in Ziegelbauweise mit jeweils 18, den sozialen Bedürfnissen ange- passten Wohneinheiten. Der schlichte kubische Baukörper besitzt einen nordseitig vorgelager- ten Treppenhausturm und Laubengänge, über die jede Wohnung zu erreichen ist. Das Bauwerk lebt durch das rote Ziegelmauerwerk, die filigrane Gestaltung der Laubengänge und die schlichte Konstruktion mit Sichtbetonelementen. Eben- erdig befinden sich direkt von der Straße aus zugängliche Boxen, die dem Gebäude optisch einen Sockel geben. Die Wohnungen (47 m²) besitzen nordseitig zu den Laubengängen Bad und Küche, südseitig zum Garten befinden sich die Wohnräume. Das Wohnzimmer mit sehr großen Fenstern bietet viel Licht und Sonne. Jede Wohnung verfügt über eine Warmwasser-Zentralheizung. Das ist sozialer Wohnungsbau in Perfektion, der vor 90 Jahren errichtet wurde und heute noch voll ver- mietet und begehrt ist. Eine originalgetreu hergestellte Museums- wohnung nebst platzsparenden Einbaumöbeln kann in der Peterholzstraße 40 in Dessau heute noch besichtigt werden. Verbandstag 2018 Laubenganghaus von Hannes Meyer Meisterhäuser Fotos: Wolfgang Appel Bildrechte: Stadtmarketinggesellschaft Dessau-Roßlau mbH, Fotograf: Sebastian Kaps

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