Web_S&E_1_2019_ub
Schützen & Erhalten · März 2019 · Seite 76 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Seminar Rattenbekämpfung im Kanal, Berlin D ie Wiederzulassung der über 600 rodentiziden Biozide, ist zu 2/3 abgeschlossen. Die Bundesbehörden gehen davon aus, dass noch in diesem Jahr alle Rodentizide die verteidigt werden, erneut zugelassen werden. Für wieder zugelassene Rodentizide gel- ten dann noch Übergangsregelungen für die bereits produzierten Bestände (Abverkauf) und für das Aufbrauchen (Verwendung) durch z.B. die Schäd- lingsbekämpfer. Somit sollten dann spätestens in 2020 für alle Produkte die neuen SPC im Kanal gelten. Lediglich Produkte mit Coumatetra- lyl wurden nicht zur Kanalbeköderung beantragt. Ansonsten stehen über 280 Produkte mit den verbleibenden sieben Wirkstoffen für eine Anwendung im Ka- nal zur Verfügung. Vom UBA wurde in verschiedenen Vor- trägen dargestellt, warum man die SPC verschärft habe und warum die Rückstän- de in den Fischen Deutscher Flüsse ein- deutig auf Biozide und nicht auf Pflan- zenschutzmittel oder Medikamente zu- rückzuführen sind. Unklar blieb, inwieweit bei den untersuchten Flüssen der Eintrag nicht auch durch Nachbarländer am Un- terlauf der Flüsse entstanden sein kann. Die vorgestellten Details der Studien, die dazu geführt haben, dass Köder nun im Kanal nicht mehr mit Wasser in Kon- takt kommen dürfen, haben in der Ge- samtheit nicht überzeugt. Probenmengen sind offensichtlich sehr klein, so dass eine statistische Normalverteilung nicht ange- nommen werden kann. Die Proben waren offensichtlich aus einem Zeitraum, als die RMM noch nicht in Kraft getreten waren. Die postulierte Menge an 870 Tonnen pro Jahr werden nicht für die Kanalbeköde- rung verkauft. Das überwiegend im Kanal eingesetzte Difenacoumwar nicht die Leit- substanz, die in den Fischen nachgewiesen wurde. Störfaktoren wie eine zeitlich un- mittelbar zusammenhängende Feld- oder Kanalbeköderung zum Zeitpunkt der Pro- benname wurden nicht ausgeschlossen. Es ergeben sich gedankliche Probleme zur Plausibilität der Messergebnisse. Was nicht heißen soll, dass es so sein kann: Rattenköder in der Kanalisation führen dazu, dass die Fische in den Flüssen be- lastet werden. Wir hätten uns nur klarere Ergebnisse gewünscht. Es geht nicht dar- um abzustreiten, dass wir als Branche die Verursacher sein können, die die Fische belasten. Sondern die Gedanken gehen in die Richtung, „was wenn wir es nicht sind, und die Fische trotzdem belastet sind?“ Dann werden die falschen Maßnahmen er- griffen. Deshalb muss die Forschung auch berücksichtigen, gibt es andere Quellen? Also Lösung diese Unsicherheiten zu beseitigen, haben einzelne Vertreter der anwesenden Industrie vorgeschlagen, eine gemeinsame Studie mit standardisierten Bedingungen und gemeinsamen Kontrol- len der Rattenbekämpfung durchzuführen. Eine generelle Meldepflicht aller Kommu- nen zur Rattenbekämpfung und was in welchen Mengen eingesetzt wird, wäre wünschenswert. Aus den sich freiwillig gemeldeten Kommunen, linear Verbräu- che hochzurechnen ist insofern fahrlässig, als dass diese Kommunen nicht alle Bevöl- kerungsdichten der Republik darstellen. Wir wären durch die Vorträge des UBA gerne mehr überzeugt worden. Aber bis sich eine andere Faktenlage abzeichnet, gilt es die nun bestehenden SPC umzuset- zen. Dazu sind weitere Lösungen notwen- dig, um nicht in einer Oligopolsituation oder sogar Monopolsituation überhöhte Preise zu bezahlen. Der zweite Teil des Seminars be- fasste sich dann mit Vorstellung der wenigen Marktlösungen durch Prak- tiker die die Systeme von Unitechnics und Ball-B im Einsatz haben. Der Vor- trag der Unitechnics Lösung resümierte eigentlich, dass das Produkt ambitioniert sei, aber sich im Einsatz nicht bewiesen habe. Der andere Vortrag über die Box von Ball-B war sehr viel positiver, hatte allerdings den Geschmack einer Verkaufsveranstaltung. Hier hätten wir uns wesentlich neutraler einen reinen Erfahrungsbericht gewünscht. Trotzdem scheint das Ball-B System das bisher einzige funktionierende und für den Schädlingsbekämpfer verfügba- re System zu sein. Die anwesende Indus- trie hat sicherlich laut und deutlich den Wunsch der Praktiker nach zusätzlichen Lösungen gehört. Zum Schluss haben wir dann die Plä- ne des DSV vorgestellt, mit den Marktak- teuren der Kanalbekämpfung einen Lei- faden zu entwickeln. Dort sollen sowohl die Aspekte sinnvoller Bekämpfung, die umweltrechtlichen Rahmenbedingungen und auch der Arbeitsschutz abgebildet werden. Ziel ist, zukünftig Ausschreibun- gen zu bekommen, mit denen die Schäd- lingsbekämpfer leben können. Bildrechte: Andreas Beckmann Großer Andrang beim Seminar „Rattenbekämpfung im Kanal“. Ausverkauft bis auf den letzten Platz.
RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=