Web_S&E_1_2019_ub
Schützen & Erhalten · März 2019 · Seite 77 I Die Ex-Press I Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Benötigen wir noch Pflanzenschutz? A m 17. Januar 2019 folgte der DSV e. V. der Einladung des IVA zu einer – bereits seit vielen Jahren im Vorfeld der Internationalen Grünen Woche – in Berlin stattfindenden Presseveranstal- tung. Auf der Agenda stand ein Dialog- Pressegespräch unter dem Motto: Brauchen wir noch Pflanzenschutz? Diesem Thema widmeten sich als Referen- ten für den IVA Herr Dr. Helmut Schramm, Präsident des IVA und Geschäftsführer Bayer CropScience sowie der Geschäfts- leiter Naturschutz beim WWF Deutsch- land, Herr Jörg-Andreas Krüger. Moderiert wurde die Veranstaltung von Herrn Mar- tin May, Leiter Kommunikation des IVA. Beide Referenten bejahten bereits beim Einstieg in ihre Präsentation die Fragestellung eindeutig, aber dennoch differenziert: Denn im Gegensatz zum IVA, der in das Thema einstieg mit „JA – weil ...“ lautete die Aussage des WWF „JA – aber ...“. Fachlich fundiert und verständlich, wenn auch unterschiedlich in den Be- gründungen fanden sowohl der IVA als auch der WWF zu einem ähnlichen Fazit: 1. Reduktion der Ausbringmengen durch konsequente Digitalisierung und damit moderner Gestaltung des Ackerbaus 2. Ziel muss Biodiversität sein, dieses Ziel muss noch ernster genommen werden. 3. Die Politik ist gefordert, in stärkerem Maße den Kontakt zu den Landwir- ten zu suchen und deren Interessen zu vertreten. 4. Es werden neue Wirkstoffe benötigt. 5. Die EU-Zulassungsbedingungen müssen den Erfordernissen des Er- haltens von Ökosystemen und deren Funktionen aber auch der Notwen- digkeit der Entwicklung von neueren Pflanzenschutzmitteln mit besseren Umwelteigenschaften angeglichen werden. In der anschließenden Fragerunde stellten sich beide Referenten den Anmerkungen von Fachjournalisten und Landwirten: Kritisch beurteilt wurde die alleinige Nutzung der Zahlen der Krefelder En- tomologen. Hier steht die Aussage des Rückganges von „Insektenbiomasse“ um 70% in den vergangenen 30 Jahren be- sonders in der Kritik. Der Rückgang der Pflanzenvielfalt im Ackerland um 71% (Meyer et al. 2013) und der Rückgang von Ackervögeln um 30% (EEBC 2017) in den vergangenen 25 Jahren wird vor allem den Landwirten zugeschrieben und stellt damit ein Imageproblem für die Landwirtschaft dar! In der Fragerunde ging es dann auch um Zulassungskriterien sowie die Forde- rung der EU nach Ausgleichsflächen in der Agrarlandschaft. Hier räumen beide Gesprächspartner Defizite ein und bestär- ken die Forderung nach einer Änderung des Zulassungs-Systems. Aber dies liegt in der Zuständigkeit der Politik. Bislang wer- den Konsequenzen von Entscheidungen nicht langfristig bedacht.(Dr. Schramm) Ein lösungsorientierter kompletter Neu- start der Zulassungsverfahren wird von Herrn Krüger präferiert. Beide Referenten wünschen für die Zukunft intensivere gesellschaftliche Dis- kussionen mit den Landwirten, um den Zielen Effizienz, Digitalisierung und Bio- diversität besser entsprechen zu können und die Landwirtschaft modern und pro- duktiv zu erhalten. Wir danken Sabine Domack für die Teilnahme an diesem Pressegespräch und für diese Zusammenfassung. Was auffällt ist, dass es im parallelen Pflanzenschutz ähnliche Probleme und Unzufriedenheit gibt, wie bei den Biozi- den. Sollten sich im Pflanzenschutz Än- derungen ergeben, werden wir das sehr genau beobachten, inwieweit sich das für unsere belange auch nutzen kann. Die Politik wird sich sicherlich im Pflan- zenschutz zuerst bewegen. Bildrechte: Sabine Domack 1 Podium auf dem Pressegespräch. V. l.: Moderator Martin May, Präsident des IVA Dr. Helmut Schramm und der Geschäfts- leiter des WWF Jörg Andreas Krüger. 2 Die Veranstaltung war auf Pressevertreter beschränkt und wir mussten unsere Ver- bandsvertretung akkreditieren lassen. Bildrechte: Sabine Domack 1 2
RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=