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Schützen & Erhalten · März 2020 · Seite 28 FACHBEREICHE I SACHVERSTÄNDIGE – Kellerraumklima (mit Datenloggern messbar, möglichst standortabhän- gig erfassen), – Außenluftklima (Außenwände über OKG, abrufbar beim Deutscher Wet- terdienst, eigenes Monitoring), – Wohnraumklima (Klimamodelle nach DIN 4108-3 [1], DIN EN 15026 [2], WTA-MB 6-2 [3]) oder – Ggf. spezifisches Klima (z.B. unbe- heizte Nebenräume [4], für Garage, Wintergarten, Schwimmbad usw. sind eigene Klimaaufzeichnungen erforderlich). Zur realitätsnahen Untersuchung und zur Planung einer dauerhaft erfolgreichen Einflussnahme auf das Kellerraumklima sind Kenntnisse aus einem Monitoring der standortspezifi- schen Klimaschwankungen sowie der thermischen und hygrischen Zustände der Bauteile (an Oberflächen und im Querschnitt) erforderlich. Erfassung der Klimarandbedingungen Für die Erfassung von standortspezifi- schen Klimarandbedingungen an der Außenluft und in der Raumluft eignen sich sogenannte „Datenlogger“, welche das zu erwartende Temperaturspektrum (geräteüblich -20 bis +70°C) sowie die relative Feuchte (RF) bis 100% erfassen. Zur Erfassung signifikanter Luftströ- mungen (Konvektionen) sind zusätzlich Luftströmungsmesser erforderlich, für deren Messbereich zuvor aus einer repräsentativen Momentanmessung die Messbereiche abgeleitet werden sollten. An der Außenluft sind die Geräte zur Klimaaufzeichnung an einem wetterge- schützten, verschatteten Ort, vorzugs- weise in einer Wetterschutzhütte in der Nähe des zu untersuchenden Bauteils zu positionieren. Im (historischen) Kellerraum können sie etwa in Raummitte (sofern möglich), an einer Innenwand oder (besser) wenige Millimeter vor dem zu untersuchenden Bauteil (Wand, Decke) platziert werden. Durch Vergleich mit den Aufzeichnungen im Raum lassen sich Rückschlüsse auf den Wärme- und Feuchteübergang an der Wandoberfläche ziehen. Legt man die Datenlogger unmittelbar auf den Fußboden historischer Kellerräume oder ordnet sie zu tief am Wandsockel an, wird häufig eine relative Feuchte von per- manent 100% RF angezeigt. Die Mess- fühler können dabei betauen, falsche Messergebnisse registrieren und Schaden nehmen. An den Bauteiloberflächen fin- det die Verdunstung der Bodenfeuchte (permanent 100% RF) statt, welche durch die Bauteile an die raumseitigen bzw. außenluftberührten Oberflächen verfrachtet wird. An abgekühlten Bau- teiloberflächen kann auch Tauwasser entstehen (Kondensation, 100% RF). Die hauptsächlichen Transportvorgänge in den Bauteilen sind dabei die Diffusion (Dampftransport), der Kapillartransport (flüssiges Wasser) und ggf. Konvektion (über Hohlräume). Die wirkungsvollsten treibenden Potenziale des Transports sind Dampfdruck- sowie Konzentrationsun- terschiede in der Feuchteverteilung der Bauteile. Erfassung von Feuchtegehalten im Bauteil Die „gerichtsbelastbaren“ Verfahren zur Ermittlung von Feuchtegehalten in Baustoffen (Darr-Methode, CM- Messung) sind eher ungeeignet, einen umfassenden Überblick zu Feuchtever- teilungen als Momentzustände in Länge/ Breite, Höhe und Tiefe von Bauteilen zu erlangen. Darüber hinaus sind sie zerstörende Eingriffe. Die Ergebnisse sind nicht reversibel. Ihre Aussagekraft für Tendenzmessungen ist somit fragwürdig. Messergebnisse über gewichtsbezogene Feuchtegehalte, die durch unterschiedli- che Verfahren und mit unterschiedlichen Geräten gewonnen wurden, sind häufig nicht vergleichbar. Die weit verbreiteten indirekten Ver- fahren mittels Feuchteindikatoren und –messgeräten auf kapazitiver Basis (z.B. sogn. „Kugelkopfsonden“) sind zwar pragmatisch einsetzbar, erfassen aber nur die Feuchteverteilung an der Bautei- loberfläche bis in Wechselwirkungstiefen, die von der jeweiligen Geräteleistung be- grenzt ist. Geräte, welche die elektrische Widerstandsmessung bedienen, zeigen Messwerte an (sogn. „digits“), die durch Gehalte an Bausalzen verfälscht werden, welche in erdberührten Bauteilen immer vorhanden sind. In der Nähe ehemaliger Fäkalgruben signalisieren sie eher den Salzgehalt, als die Baufeuchte. Für eine aussagekräftige Erfassung von Feuchteverteilungen im gesamten Bauteilvolumen sind etwas aufwändigere Rasterfeuchtemessungen mit Verfahren geeignet, die Salzeinflüsse „ausblen- den“. Mit einem zerstörungsfreien Verfahren, welches in vertretbarer Zeit große Bauteilausmaße und verschiedene Bauteiltiefen erfassen kann, nicht inva- siv und wiederholbar ist, sammelt der Verfasser seit Jahren Erfahrungen mit dem Mikrowellen-Feuchtemessverfahren MOIST der hf-sensor GmbH Leipzig [5]. Die abzuwägende Investition in ein solches System amortisiert sich erfah- rungsgemäß rasch, wenn der Anwender den Qualitätssprung in der Darstellung seiner Bestandsaufnahme mit einem Lösungsvorschlag verbindet, dessen Wir- kung durch dynamische hygrothermische Simulation (3. Nachweisstufe nach DIN 4108-3:2018-10 [1]) begründet wird und durch ein anschließendes Monitoring zum Beweis der dauerhaften Wirksam- keit seine Auftraggeber überzeugt. Zur Wiederholbarkeit, z. B. im Rahmen des Monitorings, sollte ein permanentes Messpunktraster am Bau- Abb. 2: Beispiel der Klimarandbedingungen auf eine Kelleraußenwand und den Feuch- tetransport im Bauteil
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