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Schützen & Erhalten · März 2020 · Seite 36 FACHBEREICHE I SCHIMMELPILZE Umgang mit Gerüchen in Innenräumen Gerüche sind wichtig Die Geruchsleistung des Menschen ist im Vergleich zu Hunden oder anderen Tieren als eher gering einzustufen. Daher nutzen wir gerade für geringste Geruchsspuren Tiere als Detektoren, wo unsere eigene Nase versagt. Zum Beispiel als Drogen- oder auch als Schimmelspür- hund. Dennoch können wir ausreichend gut riechen, um gutes wie schlechtes Essen zu erkennen oder die Latrine zu finden. Es reicht also, um im täglichen Leben Umweltgefahren wahrzunehmen. Geruch stimuliert eine erhöhte Aufmerksamkeit, kann Wohlbefinden auslösen aber auch Gefahr signalisieren. Welcher Impuls ausgelöst wird, wird durch unsere Umwelt geprägt. Diese Prägung kann sehr unterschiedlich sein und wird auch dadurch bestimmt, wie intensiv der Geruchssinn trainiert ist (5). Kulturelle Unterschiede spielen mit hinein, ebenso das persönliche Erleben und die emotionale Befindlichkeit beim Riechen. So wird dem Europäer in Asien speiübel, wenn dort die „Stinkfrucht“ Durian als Delikatesse an jeder Straßen- ecke präsentiert wird. Für die Asiaten kei- nesfalls nachvollziehbar und in der Regel ein guter Grund, sich über die Europäer lustig zu machen. Auf der anderen Seite ist bekannt, dass z. B. Patienten mit dem sog. Chronischen Fatique Syndrom schlechte Gerüche, insbesondere nach Fäkalien, weitaus stärker wahrnehmen und diese auch sehr viel stärker negativ bewerten als Normalgesunde (5). Wie wir Gerüche verarbeiten und bewerten Unser Gehirn verarbeitet Gerüche mit einer sog. Geruchskarte. Jeder Geruch wird nicht nur mit einer emotionalen Be- wertung abgespeichert, sondern immer auch mit seinen Koordinaten im Raum. Daher ist die Erinnerung an einen Geruch nicht vom Ort der Wahrnehmung zu trennen. Kleiner Selbstversuch: Augen zu und an den leckeren Geruch von Omas frisch gebackenen Kuchen denken. Was sehen wir? Oma? Oder eher das Stücken Kuchen vor uns auf dem Tisch. Oder viel schlimmer – oben auf dem Schrank, wo man nicht rankam? Genau, zuerst erinnern wir uns daran, WO der Kuchen zu finden ist/ war. Ich erinnere da gerade einen sehr schön duftenden Weißwein und sehe zuerst den Flaschenkühler am Ende des Tisches. Nicht, wer mir den Wein eingießt… Der Ort eines Geruches ist uns also mehr oder weniger bewusst allgegenwärtig. Das kann uns manchmal auch einen Streich spielen, z. B. nach der Beseitigung eines Schimmelschadens, der durch die Bewohner nur durch einen auffälligen Geruch aufgefallen ist. Die Verortung eines spezifischen Geruchs an einem bestimmten Punkt in der Wohnung kann den Bewohner den Schaden immer noch riechen lassen, obwohl nachweislich keine Quelle mehr vorhanden ist. Quasi ein Speicherfehler, für den Bewohner aber absolut real. Neben der Verortung eines Geru- ches spielt auch die sehr individuelle Interpretation des Geruches eine große Rolle. Wir stellen die Intensität eines Geruches von gering bis stark fest, beschreiben die Qualität des Geruches mal als modrig oder süßlich, akzeptieren oder lehnen ihn ab. Aber auch das kann völlig unterschiedlich erfolgen. So wür- de jeder Städter beim Urlaub auf dem Bauernhof den Geruch nach Kuhstall als intensiv und eklig bezeichnen, ihm aber mit hoher Akzeptanz begegnen. Also den Gestank großartig finden, denn Es schreibt für Sie: Dr. rer. nat. Constanze Messal Fachbereichsleiterin Schimmelpilze Schutower Ringstraße 6 · Gebäude S29 18069 Rostock Telefon: (0381) 637-28280 Telefax: (0381) 637-28281 E-Mail: messal@dhbv.de Bild 3: Messung von VOC und MVOC mittels BiVOC2 auf 2 Kanälen zeitversetzt und mit unterschied- lichen Probenvolumi- na: Beim Betreten des Lagers klagten Ange- stellte über einen ste- chenden Geruch, der Kopfschmerzen ver- ursacht. Die Messung sorgt für Aufklärung.

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