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DIE EX-PRESS Berufsinformation des DSV e.V. | Branchenthema tion geht so für immer verloren und keiner weiß dann u.U. wo, wann und von wem Proben gesammelt wurden. Manchmal lässt sich dann auch nicht mehr nachvoll- ziehen, WAS in den einzelnen Gefäßen enthalten ist. Oder ein Spezialist fängt in mühevoller Kleinarbeit wieder von vorne an zu bestimmen und zuzuordnen, was eigentlich schon längst gemacht wurde. Doppelte Arbeit in einem Segment, das eher mit knappen Geldmitteln und Res- sourcen ausgestattet ist. Die sicher Ansprache Manchmal kann man schon am Schad- bild auf die Art der Fischchen schleißen. Dies ist aber mit einem Unsicherheits- faktor behaftet. Etwa in der Art, wie ein Mediziner anhand von Stichen und Hautrötungen auf den blutsaugenden Ektoparasit schließt. Deshalb ist eine sichere Bestimmung ohne die Schädlinge selbst zu betrachten, immer bedenklich. Das Papierfischchen hat am Körperende 3 Anhänge. Die beiden Cerci und das mittlere Terminalfilum , die länger sind als der restliche Körper. Beim Silberfischchen sind diese Köperanhänge kürzer als der Körper. Persönlich finde ich das aber ein nicht immer eindeutiges Merkmal. Besser hingegen zur Unterscheidung geeignet, sind die beim Papierfischchen seitlich an den Abdominalsegmenten abstehenden und in Reihen angeordneten Bürsten- kämme. Außerdem ist der Kopf des Papierfischchens stark behaart. Problemlösung – Bekämpfung Es gibt nicht wirklich ein spezifisches Biozid für (Papier)Fischchen. Klar, es gibt Gelpräparate mit der Indikation Silber- fischchen. Das bedeutet aber lediglich, dass das Präparat zuverlässig Fischchen, aber mal mehr, mal weniger gewollt auch andere Insekten abtötet, wenn eine Köderaufnahme bzw. eine Exposition stattfindet. Wir reden also von einem Breitbandinsektizid, dass den Fischchen durch Lockstoffe und Formulierung schmackhaft gemacht werden soll. Das funktioniert in der Regel ganz gut. Löst aber nicht das Problem, wie das mit Symptombekämpfung nun mal so ist. Zur nachhaltigen Bekämpfung ist also, wie immer, ein ganzheitlicher An- satz gefragt. Die integrierte Bekämpfung erfordert eine gründliche Aufklärung des Auftraggebers und einen klar definierten Aufgabenplan für bauliche und klimati- sche Änderungen. Man kann ein Mo- nitoring installieren und die Mitarbeiter schulen, damit regelmäßig auf invasive Papierfischchen geachtet wird. Hier eig- nen sich Inseln mit Feuchtigkeit in der Nähe unserer Monitore, um Fischchen verstärkt anzulocken und ebenso die von der Bettwanzendetektion bekannten Absturzfallen, die außen aufgerauht und innen glatt sind, so dass die Tiere nicht entkommen können. Natürlich funktionieren auch die üblichen Insek- tenklebefallen. Solange Absturzfallen professionell und nicht (selbst)gebastelt aussehen, können wir aber beim Kunden einen Kompetenzvorsprung glaubhaft machen, weil man einfach noch einen andere Methode im Maßnahmenport- folio hat. Das schafft Vertrauen und untermauert unser Ansehen als Fachkraft und Fachbetrieb. Temperatur verändern Wie bei allen Insekten, können wir mit Temperaturen oberhalb vom Lebensop- timum und mit tiefen Temperaturen steuernd eingreifen. Das Prinzip der Wärmeentwesung ist sicherlich bekann- ter, funktioniert gut, ist aber nicht bei allen Exponaten anwendbar, wenn diese selber temperaturempfindlich sind. Was bei dem wärmeliebenden Fischchen allerdings gut funktioniert, um die Vermehrung zu unterbrechen, ist die Absenkung der Raumtemperatur auf +16°C und darunter. Bei dieser Tempera- tur werden die wesentlichen Lebensfunk- tionen eingestellt und Wachstum oder Vermehrung finden nicht mehr statt. Bei einem Ansteigen der Temperatur ist allerdings wieder alles wie vorher. Deshalb eignet sich dieser Ansatz nur, wenn die befallenen Räume permanent klimatisiert werden. Das Papierfisch- chen, als in Europa eingeschleppte Art, überlebt außerhalb von Gebäuden den Winter nicht. Deshalb sollte man darüber nachdenken, ob man winterliche Tem- peraturen in betriebsfreien Zeiten nicht zur Bekämpfung ausnutzen kann. Dazu muss der Winter lang und kalt genug sein. Sie sehen, wenn man nicht nur einfach ein Insektizid appliziert und auf die empfundene mangelnde Attraktivität der handelsüblichen Gele schimpft, kann man auch Papierfischchen in den Griff bekommen. Es erfordert gedankliche Flexibilität und ein angepasstes Konzept für jedes Objekt. 1 Papierfischchen. Deutlich zu sehen die seitlichen Bürstenkämme am Abdomen und die dichte, büschelige- Behaarung am Kopf. (Foto: Francisco Welter-Schultes) 2 Silberfischchen. Hier fehlen die seitlichen Bürstenkämme und der Kopf ist nur wenig behaart. (Foto: Adrian Afonso ) 2 1 Schützen & Erhalten · März 2020 · Seite 79

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