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Fuchsbandwurm auf dem Vormarsch W enn man sich einmal mit Pa- rasiten, insbesondere den En- doparasiten beschäftigt, kann einem schnell der Appetit und vielleicht auch die Lust auf die ein oder andere Arbeit vergehen. War der Fuchsbandwurm lange Jahre eine entfernte Möglichkeit für Waldarbeiter und Gewerke, die in den ländlichen Regionen arbeiten, sich anzustecken, so kommt diese Zoonose nun auch immer stärker in die urbanen Bereiche. Füchse fühlen sich in der Stadt mittlerweile pudelwohl. In England spricht man daher von urbanen Füchsen. Der Tisch ist reich gedeckt und sorglose Städter vermissen am nächsten morgen Lebensmittel von der Terras- se, vom Grillen zusammengeräumte Essensreste, finden geplünderten Müll oder suchen verzweifelt nach dem Meerschweinchen. Im Handgepäck der Füchse kommt unsichtbar der Fuchsbandwurm. Dem Fuchs selber schaden die Würmer nur marginal. Sie bedienen sich halt am Nahrungsbrei im Darm und müssen mit gefüttert werden. Aber dank unseres reich gedeckten Tisches, wachsen die Füchse in der Stadt inzwischen viel besser ab, sind in einem gesünderen Allgemeinzustand, haben glänzendes Fell und hinterlassen mit ihrem Kot jede Menge Wurmeier. Diese werden von einem Zwischenwirt, in der Regel Mäuse, aufgenommen, in deren Darm das Larvenstadium (so genannte Finnen) der Bandwürmer heranwächst. Frisst ein Fuchs, oder auch ein Hund diese Mäuse, schließt sich der Kreislauf und im Darm des Räubers entwickeln sich die Wurmlarven wieder zu erwachsenen Fuchsbandwürmern. Mensch für Wurmeier ein Fehlwirt Für den Mensch ist die Aufnahme der mit dem Kot ausgeschiedenen Wurmeier, die auf z.B. Beerenfrüchten, im Gebüsch, im Gras und evtl. über unseren infizierten Haushund auch auf der Wohnzimmer- couch verteilt werden, fatal. Der Mensch ist ein Fehlwirt, so dass die unbemerkt aufgenommenen Eier und die daraus schlüpfenden Larven nur sehr langsam in uns heranwachsen. Dabei wird in dünnen Kanälen in erster Linie die Leber durchzogen und zerstört. Diese lassen sich nicht, wie etwa bei den Finnen des Hundebandwurms in einer großen Zyste aus der Leber herausschälen und endet deshalb für den erkrankten Menschen oft tödlich. Seit Inkrafttreten des Infektions- schutzgesetzes ist eine Erkrankung mit Fuchsbandwurm (Echinokokkose) meldepflichtig. Die Erkrankungen beim Menschen sind im letzten Jahrzehnt im- mer häufiger geworden, so dass wir als Berufsgruppe uns mindestens informativ mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Bisher als Risikogruppen er- kannt sind Landwirte und Hundehalter im ländlichen Bereich. Wobei die Verbreitung in Süddeutschland deutlich höher ist. Eine Durch- seuchung der Füchse und damit eine Zunahme des infektiösen Kotes, hängt unmittelbar mit der Durchseuchung der Mäusepopulati- on zusammen. Auch Licht im Schatten Die gute Nach- richt: Bei unserer klassischen Mar- d e r v e r g r ämung sind wir vor dem Fuchsbandwu rm, nach heutigem Kennt- nisstand, sicher. Marder werden nicht befallen und scheiden daher keine Eier des Parasiten aus. Nichts desto Trotz müssen beim Umgang mit Marderkot und bei der Dachboden- reinigung die Arbeitsschutzmaßnahmen für Zoonosen und der Schutz gegen Mikroorganismen beachtet werden. Zur Vermeidung einer Echinokokkose ist persönliche Hygiene, Reinigung und Desinfektion der Hände äußerst effek- tiv. Hundebesitzer müssen außerdem darauf achten, ihren Hund regelmäßig entwurmen zu lassen. Wobei hier Mittel unterschiedlich wirken und die schnelle „10-Euro-Pille“ beim Tierarzt nicht immer das bewirkt, was die Pa- ckungsbeilage verspricht. Hier muss man sich kritisch informieren und ggf. auch mal ein bisschen mehr Geld ausgeben. Für unseren Beruf gilt in Regionen mit Fuchsbeständen und bei der Mäusebe- kämpfung erhöhte Aufmerksamkeit. Der heimische Rotfuchs ist der Hauptwirt des Fuchsbandwurmes. (Foto: Elena Azazelok) DIE EX-PRESS Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Schützen & Erhalten · März 2020 · Seite 80

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