web_SuE_ June_2017

bauteil dieser Variationsvielfalt. Innerhalb eines Bauteils können sich nach wenigen Zentimetern die Umgebungsbedingungen infolge unterschied- licher Einbausituationen drastisch ändern. Die- se Vielfalt versucht man durch 5 (DIN EN 335, 2013-06) bzw. 7 Gebrauchsklassen (DIN 68800, T 1, 2011-10) zu kategorisieren. In den beiden voranstehenden Tabellen (S. 8 und 9) werden diese dargestellt. Mit der Einführung der Gebrauchsklassen und der tabellarischen Zusammenfassung ist es gelungen, zwischen den Gebrauchsbedingungen und der Holzverwendung einen etwaigen Bezug herzustellen. Da diese Gebrauchsbedingungen ausschließlich von Organismen bestimmt wer- den und diese wiederum sehr stark von der Holz- feuchte abhängig sind, findet man in beiden Ta- bellen die Holzfeuchte als Hauptkriterium einer Gebrauchsklassendefinition. Resultierend aus der o. g. unendlichen Variationsvielfalt existieren in den Tabellen überwiegend unbestimmte Formulierungen wie „eingeschränkt“, „anhaltend“, „mittlere“, „vor- wiegend“, „zeitweise“, „räumlich begrenzt“ und „nicht zu erwarten“. Ja, was kann man denn nun erwarten? Man kann erwarten, dass die Gebrauchsklasse keine Aussage weder über die Wahrscheinlichkeit noch über die Intensität ei- ner Holzzerstörung gibt. Die Gebrauchsklasse ist eben keine „Leistungsklasse“. Demgegenü- ber kann man aber erwarten, dass, wenn die unbestimmt formulierten Kriterien in den 2. Spalten beider Tabellen eingehalten werden, ein Bauschaden durch entsprechende „Gefähr- der“ ausgeschlossen werden kann. Hier wird bewusst von einem Bauschaden gesprochen. Im Sinne der Bauordnung unterscheidet man zwischen Mangel und Bauschaden. Der Mangel kann durchaus toleriert werden. Denn einzel- ne und lokal begrenzte Organismenentwick- lungen müssen nicht zu festigkeitsrelevante (Bau-)Schäden führen. Ganz anders kann das im Werksvertragsrecht aussehen… eine Beur- teilung darüber sollte jedoch den Juristen vor- behalten bleiben. Gebrauchsdauer Ein weiteres Kriterium der Bewertung von Holz- bauteilen ist die Gebrauchsdauer, während das Holzprodukt seine jeweiligen Eigenschaften bei- behalten muss. Da die Gebrauchsklasse von den Umgebungsbedingungen abhängt und dazu auch Ort und Zeit betrachtet werden müssen, ist ein enger Zusammenhang zwischen Gebrauchsdauer und Gebrauchsklasse vorhanden. Wenn die Gebrauchsklasse keine Aussage zur Wahrscheinlichkeit eines Befalls treffen kann, wäre eine Schädigung durch gebrauchsklassen- spezifische Schadorganismen immer möglich – mit steigender (Gebrauchs-)Dauer auch immer wahrscheinlicher und umgekehrt. Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen: Wird ein Holzpfosten nur wenige Tage in die Erde eingegraben, ist ein Bauschaden durch ge- brauchsklassenspezifische Organismen (GK 4 = Pilze, Insekten, Moderfäule) ausgeschlossen. Bei einer aus Holz bestehende bewitterten Fassadenbekleidung (GK 3.1 = Pilze, Insekten) dauert es mitunter Jahrzehnte, bis ein Schaden beobachtet wird. Selbstverständlich können der Zeitpunkt ei- ner Holzschädigung und damit die Gebrauchs- dauer nie genau bestimmt werden. Die dafür ver- antwortlichen Einflussfaktoren (Konstruktionsart, Wartungsintervall, Holzbestandteile, Holzart, In- fektionsdruck, Organismenart, Niederschlagshäu- figkeit, Windbelastung, Temperatur, Holzfeuchte, Sonneneinstrahlung...) sind so vielfältig, dass die Gebrauchsdauer nur auf der Grundlage em- pirischer Daten geschätzt werden kann. Werden Holzbauteile den baulichen Anlagen zugeordnet, sollte neben der Gebrauchsklasse im- mer eine wirtschaftlich vernünftige Gebrauchs- dauer mit berücksichtigt werden. Wird über die Gebrauchsdauer (Nutzungszeit) zwischen den Projektbeteiligten fair kommuniziert, hilft dies Biozide einzusparen und Streitigkeiten im Ver- sagensfall zu vermeiden. Schützen & Erhalten · Juni 2017 · Seite 10 Fachbereiche Holzschutz Notiert Zweiter Meisterkurs erfolgreich beendet Elf Meisterschüler bestanden ihre Prüfungen Mit den mündlichen Fachgesprächen endete am 29. und 30. Mai die 3-stufige Meisterprüfung im Holz- und Bauten- schutz. Hierbei wurden die angehenden Meister von der Prüfungskommission, die sich aus erfahrenen Bauleitern und Betriebsinhabern sowie aus Berufsschul- lehrern, Sachverständigen und Dozenten des Meisterlehrganges zusammensetzte, nochmals mündlich auf Herz und Nieren geprüft. Erfreulich war, wie bei der ersten Meisterprüfung vor zwei Jahren auch, das hohe Fachwissen der Prüflinge. So haben alle angetretenen Kandidaten die Prüfung bestanden und dürfen sich, soweit sie bereits die Teile 3 (Betriebswirtschaft) und 4 (Pädagogik) abgelegt haben, Meister nennen. Das Teilnehmerfeld reichte von jungen An- gestellten, über Quereinsteiger bis hin zu erfah- renen Betriebsinhabern. Dieses ist ein Zeichen dafür, dass die Ausbildung zum Meister in je- dem Fall lohnend ist, für alte Hasen, wie auch für junge Hüpfer. Wir gratulieren den frisch gebackenen Meis­ tern, wünschen ihnen für die berufliche und pri- vate Zukunft alles Gute und den Erfolg, denn sie aufgrund ihres Könnens und Einsatzes verdienen. Ein besonderer Glückwunsch geht an Herbert Wille, der diesmal als Jahrgangsbester abgeschlossen hat. Des Weiteren bedanken wir uns bei dem Team aus Lehrern und Dozenten, die auch diesen Meis­ terkurs wieder mit reichlich Wissen ausgestattet haben und somit jedem das Rüstzeug für eine erfolgreiche Zukunft geschnürt haben. Heiko Teutenberg

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