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Schützen & Erhalten · Juni 2017 · Seite 26 Fachbereiche Schimmelpilze viaule resp. S. brevicaulis noch ein zweiter ihm ebenbürtiger Arsenpilz, der aber gar keiner ist. Actinomyces spec – ein Bakterium, genauer ein Actinomycet. Aber die spielen ja gern mal Pilz… Was macht den Kontakt mit Arsen so gefährlich? Arsen und Arsenverbindungen sind als krebser- zeugend eingestuft worden. Man geht davon aus, dass Arsen wichtige Reparaturmechanismen be- schädigter DNS blockiert und so Krebs entstehen kann. Die chronische Belastung kann Hautverän- derungen auslösen aber auch zu neurologischen Schäden, Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes mit Verdauungsbeschwerden führen und Krämp- fe und Gewichtsverlust verursachen. Auch Stö- rungen der Blutbildung wurden beobachtet (6). Woran kann man erkennen, ob man mit Ar- sen in Kontakt war? Natürlich über die Analy- se von Blut- und Urinproben, vorab lassen sich aber Symptome erkennen, die auf eine Vergif- tung hinweisen. Bei einer akuten Vergiftung nach oraler Auf- nahme durch hohe Dosen kann es innerhalb einer Stunde unter Erbrechen und starken Kopfschmer- zen zum Tod durch Kreislaufschock kommen. Ge- ringer dosiert werden innerhalb einiger Stunden Rachenschmerzen, Schluckbeschwerden, Magen- schmerzen, Erbrechen, Durchfall, Nierenversagen und neurologische Symptome beobachtet. Nach 12–48 Stunden tritt der Tod unter Schock, Krämp- fen und Koma ein. Wer dies überlebt, muss mit Folgeschäden rechnen. Die inhalative Aufnahme löst Husten, Brustschmerzen, Atemnot, Schwä- che, Übelkeit und Fieber aus. Veränderungen des Blutbildes sind feststellbar. Wenn es langsam und in kleinen Dosen ge- hen soll, lässt sich eine chronische Vergiftung an Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, Schwä- che, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall erken- nen. Häufig tritt auch die sog. Arsenmelanose mit kleinfleckigen, schmutzigen, graubraunen Verfärbungen an Augenlidern, Schläfen, Nacken, Brustwarzen und Achselhöhlen, starke Schweiß- bildung, diffuser oder feinfleckiger Haarausfall. Auffällig sind auch brüchige Fingernägel mit „Meer‘schen Bändern“, das sind Zonen erhöh- ten Arsengehalts. (6) Wie kommt man heute noch mit Arsen in Kontakt? In der Albertina in Wien sowie in vielen ande- ren historischen Gebäuden sind die Schweinfur- ter Grün Tapeten mittlerweile durch ungiftige Duplikate ersetzt worden. Doch noch immer werden Denkmalpfleger unruhig, wenn bei Re- staurierungsarbeiten plötzlich grüne Anstriche und Tapeten auftauchen, die in die Periode des Schweinfurter Grüns passen. Wenn die Räume dann auch noch Feuchteschäden zeigen, geht die Angst vor dem Arsenpilz um… Hier ist ab- zuklären, ob es sich tatsächlich um Schweinfur- ter Grün handelt. Unter Anwendung technischer Maßnahmen bis hin zur persönlichen Schutzaus- rüstung werden dann belastete Bereiche unter Verwendung ungiftiger Farben restauriert. In der Albertina hat man das übrigens so geregelt, dass die Originaltapeten erhalten und eingela- gert wurden. Aber nicht jede Arsenbelastung kann auf Schweinfurter Grün zurückgeführt werden. Arsen ist ein natürlich vorkommendes Element, tritt als Begleitelement vieler Metalle auf und reichert sich schon mal in Pflanzen oder Fisch an (6). Auch wurden arsenhaltige Schädlingsbe- kämpfungsmittel großzügig beim Konservieren von Tierpräparaten, Textilien, Möbeln und Leder eingesetzt, sodass in den Depots und Magazinen wahre Giftbomben lagern. Leider ist im Gegensatz zum Schweinfurter Grün mit bloßem Auge nicht erkennbar, ob eine Behandlung mit arsenhaltigen Präparaten durchgeführt wurde. Hier sollte eine generelle Quarantäne angesetzt werden, bis der Arsen-Status geklärt ist (5). Literatur (1) Holger Andreas: Schweinfurter Grün – das brillante Gift, Chemie in unserer Zeit, Vol. 30, Nr. 1, 1996 (2) Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten, medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Viro- logie, Band 76, 1914, S. 369 (3) Petra Stumm: Leopold Gmelin, Springer Verlag 2012 (4) Germar Seeligei: Schillers köstliche Reste, Die Zeit, 27.09.1985, online-Version (5) Constanze Messal: Innenräume mit Vergangenheit, Bausubstanz 2/ 2014 (6) Max Dauderer: Handbuch der Umweltgifte: Arsen, ecomed verlag, Ausgabe 6/2006 (7) Pharmaceutisches Central-Blatt für 1837, S. 293 Schweinfurter Grün im Fokus chemischer Untersuchungen, hier im Jahre 1860 Scopulariopsis ist eine Gattung, die der Gattung Penicillium sehr ähnlich sieht. Erst die Details, insbesondere die Sporen mit den typischen Absatz und der eher ovalen Form, zeigen den Unterschied zwischen beiden Gattungen an. So wurde aus Penicillium brevicaule ein Scopulariopsis brevicaulis . Carl von Basedow

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