web_SuE_ June_2017

Schützen & Erhalten · Juni 2017 · Seite 86 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Entomologe schläft in Bett mit Bettwanzen Ganz richtig. In den USA haben Erfinder eines besonderen so genannten Good­ Knight Bettes Bettwanzen darin frei gelas- sen. Sie legten sich dann in dieses Bett um zu beweisen, dass ein Schläfer mit ihrer Methode vor Bettwanzen geschützt ist. Das Ganze funktioniert, weil das GK-Bett unter der Matratze horizontal unterteilt ist und auf sechs glatten Metallpfosten „schwebt“ (Bild 1). Dadurch können Bettwanzen nur über diese Pfosten auf die Matratze gelangen. Um die Basis der Pfosten herum sind gelochte Klebefallen angebracht (Bild 2). Eine kräftige, silbergraue Isoliermatte trennt Matratze und Ge- stell und ist gleichzeitig der Boden des späteren Hitzezeltes. Der Rest des Zeltes ist mit diesem Boden verbunden und unterhalb im Bettkasten zusammengerollt. Bevor man schläft, wird eine Hitzekammer um das GK-Bett gebildet (Bilder 3 und 4). Die Seiten werden über Reißverschlüsse geschlossen und kleine Metallstreben halten die Zeltwände von der Matratze abgespreizt. Dann wird drei Stunden lang erhitzt, so dass alle Sta- dien der Bettwanzen abgetötet werden. Mhm wirklich? Und die können nicht durch die Stellen hinein wo der Zipper des Reißverschlusses an- stößt? Um genau dieser Skepsis zu begegnen, ha- ben die Entwickler ihren Selbstversuch gemacht. Das Prinzip ist einfach. Ein solches GK-Bett kann etwa in einem Hotel von mehreren Men- schen genutzt werden, oder man leistet es sich zu Hause, weil man Angst hat, man kann von seinen Reisen quer durch die Welt Bettwanzen mitbringen. Bevor man sich hineinlegt, wird durch die Hitzebehandlung Bettzeug und Matrat- ze frei von eventuell darin lebenden Bettwanzen. Man schläft isoliert vom Rest des Bettes und des Raumes, in dem sich durchaus noch jede Menge Bettwanzen tummeln. Dem Schläfer ist das egal (na ja). Er funktioniert quasi als Köder für alle hungrigen Bettwanzen die noch draußen sind. Die kommen aber nicht an ihn heran. Sicher wir können uns einige Fehler in diesem Plan vorstel- len. Etwa wenn ein Arm oder ein Bein während des Schlafens Wände oder Boden berühren, fin- den die Bettwanzen diese. Außerdem ist bekannt, dass sich Bettwanzen auch von der Decke in ein Bett herab fallen lassen können. Bettwanzen werden ausgesetzt Zeit für den Selbstversuch. Tim, einer der Ent- wickler, musste als Probant herhalten, da die ursprünglich vorgesehenen Kanadischen Mili- tärs plötzlich aus ethischen Gründen nicht mehr zur Verfügung standen. Das hätte es bei einem Präsidenten Trump nicht gegeben. Bettwanzen wären als Fake News wegerklärt worden. Nun denn. Zunächst wurden mehrere hundert Bett- wanzen auf dem Bett verteilt (Bilder 5 und 6), die in alle Himmelsrichtungen davonwimmelten. Zusätzlich wurden in den Ecken des mit Silikon abgedichteten Versuchsraums weitere Bettwanzen ausgesetzt, welche die freie Population simulie- ren sollten, die nicht im Bett lebt. Nach einer Wartezeit, in der sich alle Insekten verstecken konnten, wurde dann die Hitzekammer aufgebaut und Bettzeug und Matratze behandelt. Fertig war das GK-Bett für den Übernachtungsgast. Um angelockte Bettwanzen aus dem Raum, die ja nicht ins GK-Bett gelangen konnten ein- zufangen, wurden überzählige Betttücher lose entlang des Bettkastens drapiert. Nach der Nachtruhe, werden die um das Bett verteilten Tücher in einem Plastiksack gut verschlossen und später, wenn das Bett wieder für die Nacht aufgeheizt wird, mit in das Hitzezelt gegeben. Da dieses ganze Experiment wissenschaftlich begleitet wurde, wurden die im Bett und in den vor dem Bett gelegenen Betttücher gefundenen toten Bettwanzen ausgezählt und mit der An- zahl der ausgesetzten Bettwanzen verglichen. In solchen Experimenten werden typischer Wei- se ausschließlich männliche Bettwanzen einge- setzt. Also bleibt die Anzahl der Tiere während des Versuches immer gleich. D. h., es findet kei- ne Vermehrung statt. Bild 1: Das GK-Bett isoliert den oberen Teil der Bett­ auflage vom Bettkasten und Gestell. Bild 2: Die senkrechten Verbindungspfosten sind mit Klebeflächen umgeben.

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=