web_SuE_ June_2017
1 Bobby in seinem Element. Die offenen Müll- container sind ein gefundenes Fressen für die Ratten. 2 Manche Straßen haben Fernwärmeleitungen im oder neben den Abwasserkanälen. Dort sind die Ratten am häufigsten. Überall sieht man die orangen Abluftkamine. Schützen & Erhalten · Juni 2017 · Seite 89 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Rattenexkursion in New York Nach der Registrierung für den Global Summit in New York ging ich neugierig die Veranstaltungsunterlagen durch. Da war für den Abend eine Rattenexkursion angesetzt. Unkontrolliert ging eine meiner Augenbrauen ruckartig nach oben. Na klar, man kann die Begegnung mit Ratten in ei- ner Exkursion planen. Wenn das so einfach wäre. Ich dachte an die Pressevertreter, die Schädlingsbekämpfer zu Filmaufnahmen begleiten, mit klopfendem Herzen in die Kanalisation hinabsteigen und dann enttäuscht die Begegnung mit Ratten im Labor nachstellen. Wahrscheinlich war diese Tour zum Central Park und zurück wie eine Gorilla-Exkursion im Dschungel Afrikas, an deren Höhepunkt, die Teilneh- mer staunend um einen noch dampfenden Haufen herumstehen und fachsimpeln. Vom Tier der Begierde aber weit und breit nichts zu sehen. Ich las weiter. Immerhin wurde die Exkursion von Bobby Corrigan durchgeführt. Das wiederum war interessant. Ihn hatte ich schon mehrfach live erlebt. Der Mann war ein begnadeter Redner und eine Goldgrube an Wissen. Okay, statt sinnlos in einem teuren Restaurant zu sitzen und Alkohol in sich hineinzugießen, schien dies doch eine vernünftige Alternative zu sein. Start in der Hotellobby Knapp 15 Personen hatten sich zusammengefun- den, um den Ausführungen des Ratten-Zaren zu lauschen, wie Bobby in der New Yorker Szene der Schädlingsbekämpfer genannt wurde. Wir müssen nicht lange laufen. An der ersten Straßenkreu- zung blieb Bobby stehen und zeigte uns offene Müllcontainer und die kurzen Wege der Ratten. Um diese Jahreszeit noch im Schutz der Dun- kelheit, mit steigenden Temperaturen auch am helllichten Tag klettern die Ratten aus den Gul- lis und finden reiche Beute. Das Problem der 10 – 12 Millionenstadt ist einfach die Beseitigung des Mülls. Kombiniert mit kulturellen Eigen- heiten, Fast Food, Überangebot und Größe der Portionen und einer Wegwerfmentalität , kommt die städtische Entsorgung einfach kaum hinter den stündlich wachsenden Müllbergen hinterher. Hinzu kommt ein permanentes Platzproblem in einer Stadt in der 30min Parkhaus 12,50 US$ ko- sten. Zuzüglich Steuern versteht sich. Von daher gibt es so gut wie keine Müllräume, geeignete Aufbewahrungsmöglicheiten oder verschlossene Gefäße. Der allgegenwärtige Müllbeutel ersetzt die Mülltonne. Am Straßenrand sah es so aus, als wäre jeder Tag Gelber Sack. Nur waren die Säcke schwarz und in jedem Haus wohnte min- destens eine Fußballmannschaft. Die Müllabfuhr fährt in New York die gan- ze Nacht. Täglich. Bobby unterrichtet an der Universität und kennt daher jede Studie die in New York oder an Ratten durchgeführt wurde. Die wissenschaftliche Untersuchung der Müll- säcke hat ergeben, dass im statistischen Mittel jeder Müllsack in New York sieben Kilogramm von Ratten verwertbare Nahrung enthält. Der Tagesbedarf einer Ratte liegt bei grob 25g. Mir wurde schlecht. Es ist nicht alles Spucke was glänzt Weiter ging es zum Central Park. Unter den Bän- ken und neben den überquellenden Müllbehäl- tern lagen Essensreste. Im Efeu waren Trampel- pfade der Ratten wie eine braune Narbe deutlich sichtbar. Dann zeigte Bobby auf Klekse auf dem Asphalt. Die Klekse waren mehr oder weniger rund bis oval mit einer lang ausgezogenen Spit- ze. Das Klo einer Ratte. Wenn Ratten urinieren, laufen sie schon wieder weiter bevor sie ganz fertig sind. Dadurch ziehen sie eine feuchte Spur hinter sich her. Wir standen staunend im Groß- 2 1
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