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Schützen & Erhalten · Juni 2018 · Seite 12 Fachbereiche i Holzschutz betreffen auch die Qualität der zur Verfü- gung stehenden Schutzmittel. 2. Abriss Seitdem der Mensch die Höhlen verlassen hatte und anfing Holz für seine Behau- sungen und Transportmittel zu verwen- den, begann auch sein Streben nach einer möglichst langen Gebrauchsdauer dieser zunehmend aufwändiger werdenden Ge- genstände. Zunächst traten Probleme mit konstruktiven Schutzmaßnahmen im Erd- kontakt auf, die aber seit über 7.000 Jah- ren bis heute durch die Bildung von unde- finierten, Teeröl-ähnlichen Wirkstoffen im Holz durch Ankohlen deutlich reduziert werden konnten. Bereits vor 3.000 Jahren wurden Stütz- hölzer mit Öl behandelt; das Einlegen in siedendes Öl wurde bereits 400 v. Chr. an Stützen in Sakralbauten praktiziert. Die Verwendung von Teeröl, Pech und Bitu- men ging einher mit dem Aufschwung des Fernhandels über das Mittelmeer vor ca. 2600 Jahren und gewährleistete da- mals einen relativ guten Schutz von grie- chischen, römischen und phönizischen Schiffrümpfen vor Teredo-Befall. Die gezielte Verwendung von anor- ganischen Wirkstoffen zum Schutz von Holz begann in der Renaissance mit der Verwendung von Quecksilber(II)-chlorid („Sublimat“). Dieser Wirkstoff wurde ab 1823 über viele Dekaden im industriellen Holzschutz von Palisaden, Masten, Ramm- pfählen und Stützpfählen sehr erfolgreich eingesetzt (Kyanisierung). 1841 wird im Zuge der schnellen Ent- wicklung der organischen Chemie das Pentachlorphenol durch Erdmann und das DDT 1874 durch Zeidler synthetisiert; etwas später, 1912, stellt Von der Linden das HCH her. Die bioziden Eigenschaften wurden zunächst noch nicht erkannt und es beginnt ab 1919 zunächst die Epoche der chromathaltigen Schutzmittel mit der Einführung der Basilit-Holzschutzsalze der Bayer AG, die aber mit dem 2. Welt- krieg endete. Aber schon kurz nach dem 2. Weltkrieg fanden die Kupfer-, Fluor-, Arsen-, Bor- und Chromsalze, sowie ver- schiedenen Kombinationen davon, sehr schnell den Weg in den industriellen Holzschutz und lösten die Kyanisierung ab. Insbesondere die Chrom-basierten Schutzmitteltypen haben sich bis heute bewährt, da sie das Holz während des Fixierungsvorgangs zusätzlich hydropho- bieren. Diese chemische Modifikation der Holzfaser verlangsamt die Wasseraufnah- me und unterstützt auf diesem Weg die Wirkung von Kupfer und anderen Biozi- den. Da in den Imprägnierlösungen das Chrom in seiner kanzerogenen, 6-wer- tigen Form vorliegt, sind chromathaltige Schutzmittel ab Ende dieses Jahres nicht mehr verkehrsfähig und müssen aus ar- beitsschutzrechtlichen Gründen substi- tuiert werden. Mit den Fortschritten der chemischen Industrie beschleunigte sich im 20. Jahr- hundert auch die Entwicklung der orga- nischen Wirkstoffe, da jetzt mit der Über- prüfung der bioziden Eigenschaften der organischen Substanzgruppen begonnen wird. Als Wirkstoffe werden Chlornaph- thalin 1921 als Fungizid durch die Röch- lingsche Eisen- und Stahlwerke GmbH, HCH 1933 als Insektizid durch amerika- nische Wissenschaftler, DDT 1939 als In- sektizid durch Müller und PCP ebenfalls 1939 als Fungizid durch Monsanto er- kannt. Das erste Schutzmittel auf Basis organischer Wirkstoffe enthielt Chlor- naphtalin, wurde 1923 von der Solvay- Gruppe in den Handel gebracht und ver- half Schleusentoren zu dato nie erreichten Lebensdauern. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges wur- den in Deutschland 1945 die ersten neu- rotoxischen Kontaktinsektizide in Form lösungsmittelhaltiger Formulierungen vorgestellt und eroberten 1947 den Be- kämpfungsmittelmarkt; ab 1950 in Ver- bindung mit PCP als Kombimittel zur Sa- nierung von Pilz- und Insektenschäden. Abbildung 1: Historischer Überblick über die Verwendung von bioziden Stoffen im Holzschutz (Quelle: [1])
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