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Schützen & Erhalten · Juni 2018 · Seite 48 Fachexkursion ge, welches Stadtteil bei der Aufzählung – George, John und Paul – noch fehlt, konnte auch von uns erst nach langem Grübeln gelöst werden. Die Lösung, ein Geck, der wohl bei zukünftigen Genera- tionen auf Unverständnis stoßen wird, denn gesucht wird „Ringo“. In den 1960er-Jahren war die Altstadt baufällig und völlig heruntergekommen. Entsprechend dem Zeitgeist sollte sie in Teilen abgerissen und durch moderne Be- tonbauten ersetzt werden. Erst durch das entschlossene Eingreifen des damaligen Kulturministers André Malraux, unter- stützt durch eine Bürgerinitiative, die sich „La Renaissance du Vieux Lyon“ nannte, wurde das Viertel unter Denkmalschutz gestellt und aufwendig saniert. Seit 1998 ist die Lyoner Altstadt als eines der größten erhaltenen Renais- sance-Viertel Europas UNESCO Kulturerbe. Beim Erkunden der verwinkelten Gassen fühlt man sich nicht nur in eine andere Zeitepoche versetzt, sondern man wird sich auch auf Schritt und Tritt bewusst, warum Lyon als die gastronomische Hauptstadt Frankreichs gilt. Dicht an dicht drängen sich die Sterne-Restaurants. In keiner anderen französischen Stadt gibt es mehr Restaurants pro Kopf als in Lyon. 14 von ihnen haben Michelin-Sterne. Und wer die ganze Vielfalt der kulinarischen Köstlichkeiten in einem Gesamtensemble vereint haben möchte, der findet dieses in den Halles de Lyon, einen Glaskasten der Versuchung. Kein geringerer als der im Januar dieses Jahres verstorbene Paul Bocuse hat den Halles de Lyon seinen Namen gegeben und seine Heimatstadt damit zum Ziel von Gourmets aus aller Welt gemacht. Bocuse selbst lernte sein Handwerk bei einer der Mères Lyonnaises, eine Bezeichnung der Frauen, die in den Häusern der reichen Seidenfabrikanten kochten, bis diese sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihre Bediensteten nicht mehr leisten konnten. Ihrer Dienststelle beraubt, eröffneten daraufhin einige von ihnen als Köchinnen Restaurants und machten die Lyoner Küche weltberühmt. Les Traboules, Lyons geheimes Straßennetz „Traboule“ ist eine Wortschöpfung aus Lyon. Gemeint sind hinter Haustüren ver- steckte Gänge und Passagen, die einem ermöglichen lange Strecken abseits der Straße abzukürzen. Das Wort leitet sich ab vom latei- nischen „trans-ambulare“ was so viel heißt wie „durch gehen.“ Wer trabouliert, der beschreitet einen Ort, den man nur mit Ortskenntnis nutzen kann. Denn man taucht geradezu hinein in die Geheimnisse fremder Häuser, spaziert durch Hausflure, Innenhöfe und Treppenhäuser, die alle miteinander verbunden sind. Viele von ihnen sind so „geheim“ und verborgen, dass man ihre Zahl schätzen muss. 400 – 500 soll es von ihnen geben. Und genau- so ungeklärt wie ihre Anzahl, ist auch der Grund ihrer Entstehung. Eine Erklärung ist, dass bereits im 4. Jahrhundert die Bewoh- ner des damaligen römischen Lugdunum innerhalb der Häuser Abkürzungen zum Fluss Saône bauten. Später waren es die Architektonischer Stadtrundgang. Renaissance, Gotik und nie vermutete Innenansichten beim „Taboulieren“.
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