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Schützen & Erhalten · Juni 2018 · Seite 87 I Die Ex-Press I Berufsinformation des DSV e.V. | Branchenthema derung eine Bestandsaufnahme, also ein Monitoring zur Befallssituation durchzu- führen. Eine statische, mit vordefinierten Zeitabständen ausgeführte Kanalbelegung ist somit nicht nur altmodisch, sondern bei neuen Gebrauchsanweisungen auch illegal. Dasselbe gilt dann für nicht ange- passte Ausschreibungen, die eine abwei- chende Vorgehensweise fordern. Wer sollte Ratten im Kanal bekämpfen? Als Branche stellt sich zunächst die Frage, ob wir ein Interesse an der Kanalbekämp- fung haben. Wirtschaftlich natürlich. Auch haben wir als Berufsgruppe die größte Kompetenz, wenn es um Nager geht. Bisher haben wir allerdings aus Kosten- sensibilität der Auftraggeber möglichst wenig Manpower und wenig Gehirn in diese Bekämpfungsform gesteckt. Eine allen Sicherheitsaspekten gerecht wer- dende Vorgehensweise, Deckel ziehen Begleitfahrzeug, Gasmessungen ist so- mit in den seltensten Fällen durchführbar. Eine eigene Mannschaft eines Abwasser- betreibers ist da nun mal preiswerter, da bereits vor Ort und wegen anderer Auf- gaben mit dem Kanal beschäftigt. Wenn jetzt die Karten neu gemischt werden, ist das für unsere Branche eine Chance. Die Anforderungen können nicht hoch genug und nicht komplex genug sein. Je aufwendiger oder aber je anspruchs- voller Nagerbekämpfung im Kanal wird, um so seltener werden andere Gewerke das „mitmachen“, weil sie sowieso vor Ort sind. Klarer Fall, Ratten im Kanal ge- hören uns. Sich von unserem Berufsstand jetzt und hier gegen Neuerungen zu sperren ist letztendlich der Schuss ins eigene Knie. Warum sich aufregen und einen Status Quo verteidigen, bei dem wir derzeit so- wieso die Verlierer sind? Mal unabhän- gig davon, dass der Gesetzgeber Fak- ten geschaffen hat und weitermachen wie bisher nicht geht. Als Berufsverband vergleichen wir die jetzige Situation und Diskussion und die nörgelnd vorgetra- genen Anpassungsschwierigkeiten mit der Einführung der RMM. Die meisten waren am Anfang dagegen. Zu schwer, zu unsinnig, zu unverständlich, zu teuer, zu überhaupt. Inzwischen haben sich die meisten daran gewöhnt und, guck mal, verdienen wunderbar daran. Schuster bleib bei deinen Leisten Dass ein Kanalarbeiter unsere Arbeit ma- chen kann, ist in etwa so ein Argument, als ob ein Koch die bessere Nagerbekämp- fung macht, weil er die Küche kennt und davon Ahnung hat. Zutreffend ist, er ist preiswerter, weil er vor Ort ist und er sieht mehr was links und rechts geschieht, weil er lange vor Ort ist. Man kann ihn dann auch anlernen bis ausbilden, wenn er nicht ausgelastet ist. Aber in Wahrheit möchte er doch Essen kochen. Also, wer Ahnung vom Kanal hat, hat noch lange keine Ahnung von der Nagerbekämpfung. Dies lässt sich auch nicht mit einer Tages- schulung ändern, bestenfalls korrigieren. Gut, jetzt sind wir also mental ein- gestimmt und wollen uns wieder oder stärker als bisher in der kommunalen Nagerbekämpfung einbringen. Welche Möglichkeiten haben wir mit der jetzigen Forderung, Köder dürfen nicht nass wer- den? Zwei Möglichkeiten: Wir nehmen keine Köder, oder wir benötigen eine wasserdichte Box. Lieber Splatter oder mit den Waffen einer Frau? Klassische mechanische Fallen in der Ka- nalisation aufzustellen scheitert aus un- terschiedlichen Gründen. Nicht zuletzt an der intensiven Betreuung und Sie müssten über weite Strecken ins Kanalnetz einstei- gen. Wir sind sicher, das wollen Sie nicht. Aber da gibt es ja ein tolles mechanisches System, das fast vollautomatisch mehr- fach hintereinander vorbeilaufende Ratten exekutiert. Schon einfach, wartungsarm, zuverlässig. Teuer. Mmh, teuer sollte uns nicht immer erschrecken. Man ist erstaunt, was sich alles teuer verkaufen lässt, wenn der Leidensdruck hoch genug ist (Stich- wort Viagra, gewichtsmäßig teurer als Gold). Was eher stört ist das Leasing- Modell. So lange Sie kein Eigentum er- werben, machen Sie im schlechtesten Fall nur Akquise für andere. Wenn Ihnen das Vertragsverhältnis gekündigt wird, sind Sie mangels mechanischer Alternativlösung raus aus der Bekämpfung. Nicht schön. Schön ist ein Meldewesen. Dies bietet die Möglichkeit des geforderten Monitorings. Alles in allem technisch vielversprechend. Kaufmännisch aber unakzeptable Rah- menbedingungen. Dann gibt es da noch eine patentge- schützte, selbstverschließende Box wenn das Wasser steigt. Hier wird wie in einer normalen Köderbox ein beliebiges Ro- dentizid eingesetzt. Das setzt Sachkun- de voraus und benötigt Expertise. Schon, schön. Eine Funkeinheit liefert Daten an einen Begeher auf der Straße ohne dass ein Deckel gezogen werden muss. Kö- der lassen sich tauschen, ohne dass ein- gestiegen werden muss. Auch schön. Das Gerät benötigt Schulung. Oha, also für Intelligente. Aber das sind doch wir! Schön, sehr schön. Gerät ist teuer. Na ja, das hatten wir ja schon (s.o). Alles in allem scheint die letzte Vari- ante die vielversprechendere zu sein. Wir nehmen bei der Köderboxlösung auch wahr, dass damit schon viele verschiedene Schädlingsbekämpfer arbeiten. Fazit: wir glauben, dass die jetzigen Restriktionen in eine richtige Richtung für die Umwelt und für die Schädlings- bekämpfer laufen. Es sind Lösungen vor- handen und wir können uns zukünftig wieder besser positionieren.
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