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Schützen & Erhalten · Juni 2018 · Seite 90 emplare von Hypoponera punctatissima. Diese Art wird in der Literatur mit ande- ren kleinen Ameisenarten als Tramp ant bezeichnet. Das übersetzt man am be- sten mit „wandernden“ Ameisen (also nicht Wanderameisen!) und bezieht sich auf die Ausbreitungsmethode, dass sie wie Tramps überall mit hingenommen werden. Natürlich aufgrund ihrer Größe unbemerkt. Per Anhalter durch die Welt Tramp Ameisen sind alle sehr klein. Wir sprechen von wenigen Millimetern. Die Ar- ten gehören zu den schlimmsten invasiven Tieren, denen wir weltweit begegnen. Die Ameisen haben gewaltige ökologische und ökonomische Auswirkungen. Sie verbreiten sich sehr schnell und mit ihren Kolonien sind sie eine ernste Gefahr für einheimi- sche Arten, die sie komplett verdrängen. Hypoponera punctatissima gehört zur großen Unterfamilie der Urameisen, die auch häufiger als Stechameisen bezeich- net werden. Die Tiere besitzen also einen Stachel (Bild 04-02). Die Art hat norma- lerweise recht kleine Völker (zweistellige Individuenzahlen) und ernährt sich räu- berisch von anderen Arthropoden, aber auch von Aas. Sie setzen ihren Giftsta- chel auch zur Verteidigung ein. Beim Menschen führt der Stich zu einer ge- röteten, juckenden Hautschwellung. Die Nester werden in Erde, Pflanzenresten oder auch in vermulmtem Holz ange- legt. Die geschlechtsreifen Männchen sind ungeflügelt. Somit waren es die geflügelten Königinnen, die unser Kun- de wahrgenommen hatte und die uns dann auf den Plan gerufen haben. H. punctatissima stammt ursprünglich aus den Tropen, ist aber schon länger in ei- nigen Europäischen Ländern (Dänemark, Britannien) etabliert. Bei uns kann sie in Komposthaufen, Stallungen und Struk- turen mit Bodensubstrat überleben. Die Weibchen suchen aktiv nach geeigneten Orten für ein neues Nest und können so einwandern. Oft werden aber die rela- tiv kleinen Völker im Ganzen, durch das weltweite versenden der Güter in denen sie leben, verbreitet. Ein altes Problem. Schöne Gestaltung begünstigt Schädlinge Der Bereich in dem die Ameisen aufge- treten waren, grenzt an einen extensiv begrünten Innenhof, auch auf den da- rüber liegenden Balkonen befinden sich verschiedenste Sträucher und Blumen in großen Pflanzkübeln. Vermutlich fand die Einschleppung über diese Pflanzenliefe- rungen statt. In der internationalen Literatur finden sich mehrere Berichte über Probleme mit den Tieren in sensiblen Bereichen (wie z. B. in Küchen). Dort war dann eine Be- kämpfung mit Insektenlarven als Köder erfolgreich. Einmal angefüttert, lässt sich die Futterquelle mit einem Ameisengel versetzen. Eine von uns durchgeführte Probeköderung wurde nicht angenom- men. Dies ist nicht unbedingt verwunder- lich, da die vom Kunden beobachteten Geschlechtstiere ja bereits überwiegend abgetötet waren und restliche Exemplare vermutlich weiter entfernt neue Kolonien gegründet haben. Natürlich kann noch irgendwo ein aktives Nest vorhanden sein, wo die ge- flügelten Geschlechtstiere aufgewachsen sind. Dies zu finden gleicht aber einer Suche nach einer Nadel im Heuhaufen, wenn sich die Tiere, wie versucht, nicht anlocken lassen. Probeweise umgedrehte und untersuchte Blumenkübel und Pflanz- gebinde zeigten jedenfalls keine Nester. Wir haben den Kunden dahingehend beraten, dass zur warmen Jahreszeit die Gärtner auf mögliche Stiche achten und dann auf jeden Fall eine Meldung machen sollen. Auch wenn bei der Arbeit Amei- sennester gefunden werden, soll man uns benachrichtigen. In der Küche wur- den seither keine Ameisen mehr gesehen. Wir haben angeregt, die Bepflanzung zu überdenken, da sie ein Hygienerisiko dar- stellt. Außerdem wurde an der Tür zum Innenhof eine Schleusentür mit einem Fliegengittereinsatz eingebaut. Wir bedanken uns für diesen Beitrag bei Markus Puschmann, Frankfurt am Main, http://www.puschmanngmbh.de. Literatur beim Verfasser I Die Ex-Press I Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Bild 04-02: Deutlich zu sehen der Stachel, mit dem Beute überfallen wird, der aber auch zur Verteidigung eingesetzt wird.
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