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Schützen & Erhalten · Juni 2018 · Seite 92 I Die Ex-Press I Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes auch für absolute Anfänger. Man kann nichts falsch machen, eine Schokoscha- benzucht geht ab wie Schmitz Katze. Die Hobby-Entomologen fühlen sich sehr si- cher. Im Gegensatz zu anderen Schaben, kann Shelfordella nicht an glatten Glas- wänden hochlaufen. Auch fliegen die Männchen nicht, trotz der Flügel. Also, zumindest fliegen sie in der Regel nicht. Sie merken, hier könnte schon ein blindes Vertrauen in „das machen die nicht“ zu einem ernsten Fehler im Umgang mit den Tieren führen. Doch eigentlich geschieht eine Flucht anders. Wie oben geschildert geraten Nymphen mit in die Futtertiere. Rein statistisch sind Weibchen darunter. Früher oder später. Diese Tiere werden ins Terrarium gesetzt und dort sind die Lebensbedingungen ideal. Mal abgese- hen von diesen Dinosauriernachfahren, die einem nach dem Leben trachten. Also nicht ganz ideale Lebensbedingun- gen, aber nur wenige Zentimeter von der Freiheit entfernt. Oft gibt es eine Rück- wand zu dekorativen Zwecken im Terrari- um. Oder ein diagonal angelehnter Klet- terast, der bis kurz vor die Abdeckung reicht. Oder die Abdeckung ist nur mit grober Gaze versehen. Schließlich muss die Feuchtigkeit raus und es genügt, wenn die erwachsenen Schaben nicht hindurch- passen. An kleine Schaben denkt ein Hal- ter nicht. Früher oder später gelingt der Sprung in die Freiheit. Problem gefunden und gelöst Dies war irgendwie und irgendwann auch bei diesem Halter geschehen. Eine erste Inspektion zeigte Schokoschaben überall. Unter Blumentöpfen, hinter dem Terrari- um, unter herausgezogenen Kommoden- schubladen usw. Da aber die Hausgemein- schaft sehr daran interessiert war, das Pro- blem endgültig zu lösen, wurde unserem Kollegen der Zugang in alle Wohnungen ermöglicht. Versprengte Exemplare fan- den sich im ganzen Haus. Doch dank Gel- technik war der Befall dann sehr schnell getilgt. Diese Situation ist selten genug. Alle ziehen an einem Strang. Wir dringen vor bis zur Ursache, statt nur Symptombe- kämpfung zu machen. Die Bekämpfung in sich selber ist sicherlich nichts Besonderes. Was aber entscheidend dazu beigetragen hat, die Quelle zu finden, war das Iden- tifizieren der Art und das Recherchieren der Hintergrundinformation. Man hät- te auch stumpf einfach nur den Auftrag abarbeiten können, in der Wohnung des ursprünglich anrufenden Kunden. Fragen zu stellen, kompetent mit Leuten zu re- den, visuelle Inspektion zusätzlich zu den Monitoren, Internet und sein Fachwissen zu nutzen, Interesse an der eigenen Ar- beit machen den Unterschied zwischen Job und Leidenschaft. Bitte zeigen Sie Leidenschaft in diesem spannenden und interessanten Beruf. Wir danken unserem Kollegen für die- sen interessanten Einblick in eine nicht ganz alltägliche Schabenbekämpfung. Haben Sie ähnlich gelagerte Fälle, spre- chen Sie bitte unsere Redaktion an. Wir veröffentlichen Ihre spektakulärsten Fäl- le. Je nachdem generisch (wie dieser Ar- tikel) oder, was wir bevorzugen, mit voller Namensnennung. Schließlich dürfen Sie auch die Früchte Ihrer Arbeit ernten und sich hier vor Ihren Kollegen präsentieren. Shelfordella lateralis Weibchen unterschei- den sich deutlich von den Männchen. Sie sind ungeflügelt, deutlich dunkler und breiter. Bei flüchtiger Betrachtung können Sie mit orientalischen Schaben verwechselt werden. Shelfordella lateralis Nachwuchs noch ist kein Unterschied der Geschlechter zu sehen. Shelfordella lateralis Männchen sind geflügelt und erinnern ein bisschen an die Deutsche Schabe. Bildrechte: Vladimir Wrangel, Shutterstock
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