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Schützen & Erhalten · Juni 2019 · Seite 44 kaufte. Und was von dieser Demontage verschont geblieben war, sah sich bald den mit zunehmender Industrialisierung verbundenen Schadstoffemissionen einer stetig wachsenden Metropole ausgesetzt. Waren es zunächst saurer Regen, Rostfraß an Eisenstangen und -klammern, die bei früheren Rettungsversuchen verwendet worden waren und nun den Marmor sprengten, so ist es heute der Denkmaltod der Neuzeit, das Millionenheer von Touristen, das sich Tag für Tag über die Treppenstufen hinauf zur Akropolis wälzt und deren Erhalt gefährdet. Zu Beginn der griechischen EU- Mitgliedschaft gab es sogar den Plan, den Parthenon teilweise originalgetreu wiederaufbauen zu lassen. Auch wenn der Plan wieder verworfen wurde, so hat sich seitdem einiges verändert. Die noch erhaltenen Giebelfiguren stehen nun in Stickstoff gefüllten Glaskästen im neuen Akropolis Museum. Und anstatt der Originale zieren nun Kopien und Abgüsse die Ruinen. Ganze Bauteile des Tempels wurden auseinandergenommen und teilweise rekonstruiert. An die Stelle der rostanfälligen Eisenzapfen trat korrosionsbeständiges Titan. Und zum Schutz gegen das Schwefeldioxid, das den Marmor zerfraß, imprägnierte man den Stein mit Carbonatlösung. Wie alle im Verlauf der Exkursion besuchten Baudenkmäler gilt auch für das Parthenon: Als historisches Monument und Symbol der europäischen Kultur steht sein Erhalt außer Frage. Entsprechend versucht man mit moderner Technik und Konservierungsmethoden den weiteren Verfall aufzuhalten, ohne ihn allerdings weg zu lügen. Dies gilt auch für die Farbgebung. So waren die Bauwerke und Statuen der Antike meistens sehr farbenfroh gestaltet und der Parthenon bildete hier keine Ausnahme: Die Statuen auf den Friesen und den Giebeln waren in bunten Blau-, Rot- und Goldtönen bemalt. Für die heutige Zeit eine ungewöhnliche Vorstellung, verbindet man doch antike Bauten unwillkürlich mit der natürlichen, schlichten Farbe des Marmors. Und so wird es, unter der Prämisse, Altertümer in ihrem gegenwärtigen Zustand der Nachwelt zu erhalten, auch bleiben. Bleibt noch ein letztes Geheimnis, nämlich das des perfekten visuellen Eindrucks, das dem Parthenon seine zeitlose elegante Schönheit verleiht. Die Schöpfer des Tempels bedienten sich eines optischen Tricks, um den Ge- setzen der Perspektive zu trotzen. Indem sie die Wölbung der Säulen leicht nach innen neigten, wirken die horizontalen und vertikalen Kanten des Gebäudes auf das bloße Auge makellos gerade. Wie sagte doch Plutarch: „Das Schwie- rige ist schön“. fr Bilder: Dr. Dietger Grosser, Detlef Krause, Dr. Friedrich Remes FACHEXKURSION I 1 Wahrzeichen und Symbol der europä ischen Kultur – die Akropolis mit der Ruine des Parthenons 2 Wird heute noch für Veranstaltungen genutzt: Das Stadion der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit von 1896 in Athen. 1 2
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