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Schützen & Erhalten · Juni 2019 · Seite 84 I DIE EX-PRESS I Berufsinformation des DSV e.V. | Branchenthema Ratten zu intelligent für die Bekämpfung J e nachdem welchen Publikationen man glaubt, umso mehr Ratten gibt es. Wer kennt nicht die Aussagen „auf jeden Mensch kommen X Rat- ten“. Keiner hat sie gezählt und jede Publikation schreibt von einer anderen ab. So entstehen urbane Legenden. Im Zeitalter des Internet, in dem un- differenziert alles kopiert wird, keiner richtig recherchiert oder Fakten checkt, werden Thesen, Ausgedachtes und Privatmeinungen millionenfach verbrei- tet. Wir können uns darauf einigen: Es gibt viele Ratten. Sehr wahrscheinlich mehr als Menschen. Unsere Überfluß- gesellschaft deckt den Ratten reichlich den Tisch. Irgendwie gut für uns. Bei der Auswertung unserer Zugriffsdaten auf die DSV-Homepage, sind Ratten regelmäßig - im Wechsel mit Mäusen- auf Platz 1 oder 2 der Nachfrage. Nager dominieren also unser Geschäft. Zeit, sich intensiver mit Ratten auseinander zu setzen und zu versuchen, Ratten besser zu verstehen. Warum sind Ratten nun so erfolgreich? Ein Blick zum Stand der Forschung ist für uns enorm hilfreich. Neurophysio- logen (Wissenschaftler die sich u.a. mit kognitiven Leistungen beschäftigen) beobachten das Verhalten von Ratten im Labor und versuchen zu verstehen, was im Gehirn von Ratten passiert. Wobei bitte zu beachten ist, dass im Folgenden „menschliche“ Begrifflichkeiten verwen- det werden wie „denken“, „erinnern“ usw. Dies sind, zur Vereinfachung und um das Thema anschaulich darzustellen, reine Analogien. Ob diese im Gehirn der Ratte beobachteten Muster wirklich mit unseren Sinnesleitungen identisch sind, wird in diesem Artikel nicht näher betrachtet. Es geht vielmehr um die beobachteten Phänomene und wie wir daraus lernen und Ratten besser verstehen können. Räumliche Erkundung auf hohem Niveau Wenn Ratten einen Raum erkunden, ist der Hippocampus, ein Teil des Gehirns der Informationen zur Orientierung speichert, besonders aktiv. Hier wer- den Entfernungen und Positionen von Gegenständen abgelegt. Wenn man so will die „Erinnerungen“, wie die Beschaffenheit der Umgebung bei der Erkundung gewesen ist. Ratten haben also eine klare Vorstellung, wie ihr Revier oder die Gebiete die sie bei der Nahrungssuche durchstreifen, auszusehen haben. Durch die Beobachtung der Aktivität der Nervenzellen, wissen die Forscher, was passiert, wenn die Ratte Nahrung findet. Durch die neuronale Aktivität gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Ratte die Belohnung in ihrem Raumgedächtnis verarbeitet und archiviert. Frei nach dem Motto „hier neben dem Erdhügel, unter dem großen Baum gab es was Tolles“. Dabei durchläuft der Hippocampus noch einmal dieselbe Gehirnaktivität, wie auf demWeg vom Startpunkt (etwa vom Nest) bis zum gefundenen Futter. Man könnte also davon ausgehen, die Ratte prägt sich den Weg ein. Erstaunlicher Weise feuern die Neuronen in umgekehrter Reihenfolge. Das kann man sich in etwa so vorstellen „… dann kam ich von dem Stein dort, vorher bin ich abgebogen, nachdem ich den Hügel hinaufgeklettert bin….“ usw. Man nennt das eine retroaktive Rekonstruktion. Nur für den Fall, dass jemand mit seinen Kunden mal so richtig fachsimpeln möchte. Die Ratte erkundet die Umge­ bung und prägt sich dabei den Weg und Position von Gegen­ ständen ein. (Foto: Kira)

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