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Schützen & Erhalten · Juni 2019 · Seite 89 I DIE EX-PRESS I Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Die Krone der Rattenbekämpfung – für Sie getestet V on den neuen Produkten des letzten Jahres, fällt ein merkwür- diger, konischer Körper mit ganz vielen Spitzen, besonders auf. Es gibt ihn in erdfarben braun oder in schwarz. Ein wenig ratlos betrachten wir das Produkt, das aussieht, wie aus einem Modelbausatz herausgebrochen. Bei unserem Erstkontakt auf einer Fach- messe, hätte genauso gut auch Lego einen neuen Sternenzerstörer vorstellen können. Das war der erste Eindruck eines bekennenden Nerds. Wir lassen uns das Produkt erklären. Es ist gedacht zum Einsatz in der Rattenbekämpfung. Für die Erdlochbe- köderung. Um nach dem Einbringen der Rodentizide, die belegten Zugänge zu verschließen. Aha. Unser erster Gedanke: das braucht kein Mensch. Versucht hier etwa ein listiges Unternehmen, dem Schädlingsbekämpfer Kühlschränke zu verkaufen? Bisher sind wir doch auch ohne diese Erdzäpfen ganz gut zurecht gekommen. Die in der Vergangenheit beköderten Rattenlöcher wurden ent- weder zugetreten und mit dem Fuß festgestampft oder es wurde ein Stein dem Köder hinterhergeschoben, oder dieser auf das Loch gelegt, oder beides. Warum also jetzt noch Geld ausgeben? Mhm, naaaa gut, zugegeben. Es gab schon Situationen, in denen die Suche nach Steinen sehr zeitaufwendig oder sogar erfolglos war. Die Suche dann abgebrochen und darauf vertraut wurde, dass die locker verschlossenen Erdlöcher nicht sofort wieder von den Ratten aufgegraben wurden. Vielleicht dann doch gar nicht so doof das Produkt? Zeit für einen Test. Es werden einige der sog. Crowns (Kronen) bestellt. Wir bevorzuge schwarz. Zwar ist die Erdfarbe dem Untergrund angepasst, aber wie schon bei Tauben- netzen, wird schwarz unterbewusst nicht so schnell wahrgenommen. Außer man schaut gezielt hin, um schwarze Gegenstände zu finden. Zum Einschlagen der Crowns, besorgen wir noch eine Metallstange, die genau in die Aufnahme an der Rückseite des Kegels passt. Auch Werkzeuge wie sie zum Einschlagen von Erdankern von den Kollegen benutzt werden, passen in die Kegel der Crown. Als Rodentizid-Dummy wird das Müsli aus der Küche genommen. Das steht dort, wegen guter Vorsätze und muss nun endlich mal, nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums, na ja, weg. Beim Spaziergang mit dem Hund suchen wir die nahegelegenen Felder ab. Am Rand eines Bauernhofes werden wir an einem kleinen, mit Himbeerranken überwachsenen Damm fündig. Auf Anhieb sehen wir 15–20 Rattenlöcher. In der Hälfte davon verteilen wir das Müsli. Dann wird es ernst. Die Crown liegt unangenehm piksend in der Hand. Aber das ist ja gewollt. Die Spitzen sollen die Ratten davon abhalten, zu schnell die verstopften Gänge wieder freizugraben. Deshalb werden ja auch nicht alle Gänge verstopft. Etwas nachdenklich macht uns die versprochene biologische Abbaubarkeit. Die Kunststoffkörper sind mit Lignin, einem Biopolymer, hergestellt. Wir finden dieselben Monomere (Grund- bausteine des Polymers) auch in holzigen Pflanzen. Der Stoff aus dem die Crown ist, wird also abgebaut. Aber wann? Ist der Verweis des Herstellers auf die Lignin-Komponente nur eine generelle Aussage, dass grundsätzlich dieser Kegel irgendwann im Boden abgebaut wird? Auch eine Bananenschale wird biologisch abgebaut, je nach Temperatur knacken die Mikroorganismen aber mehrere Monate daran. Hier hätten wir gerne mehr Information. Doch zurück zu unserem Freiland- versuch. Die Crown wird mit der Spitze voran ins Rattenloch geschoben und so das Müsli verdeckt. Der Ausgang ist blockiert. Nun die Stange einsetzen und den Kegel weiter ins Loch treiben. Doch es funktioniert nicht. Bei der Hand-Auge Koordination, unten gucken, oben mit dem Hammer zuschlagen, ist uns der Daumen im Weg. Wir stellen uns dämlich an. Akademiker eben. Wie sagte mal ein Kollege? „Erlern bloß keinen technischen Beruf.“ Gott sei Dank geht die Lernkurve steil nach oben. Schon bei der dritten Crown läuft alles wie am Schnürchen. Auch Abby hilft mit. Sie hat Erde auf der Nase und die erste versenkte Crown zwischen den Zähnen. Dort wo gerade noch ein blockiertes Rattenloch war, gähnt ein Krater von etwa 40 cm Tiefe. Wer es nicht geahnt hat, Abby ist der Hund. Aber Die Crown (auch in schwarz verfügbar) verschließt zuver lässig beköderte Rattenlöcher. Die Spitzen verringern die Grabetätigkeit der Ratten. (Bild: Beckmann)
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