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Schützen & Erhalten · Juni 2019 · Seite 91 I DIE EX-PRESS I Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes dann aber mit einer Lockkombination sein. Etwa ein eingeschaltetes UV-Lichtgerät an einem offenen Fenster bei dem z.B. das Insektengitter beschädigt ist. Oder faulende Biostoffe in verstopften Abläufen wären eine weitere Erklärung. Ansonsten hätte man nur einzelne Fliegen oder andere Insekten auf einer Klebefläche oder an einem Fenster. In dem Fall also das normale Hintergrundrauschen, von Schädlingen und Lästlingen, die z.B. bei der Anlieferung oder beim Öffnen einer Tür ins Gebäude gelangen. Zu guter Letzt sind tierische Kadaver ein ideales Lockmittel und können ein vermehrtes Fliegenaufkommen erklären. Schon ein einziger Rattenkadaver reicht, um lokal eine gut beleuchtete Stelle oder eine Klebefolie mit Fliegen zu schwärzen. Wobei schnell trocknende oder gar mumifizierende Kleintiere Fliegen eher weniger eine Nahrungsquelle bieten. Die Maden sind auf ein feuchtes Milieu angewiesen. Aas bei dem auch die inneren Organe bereits vertrocknet sind, ist eher was für Motten und Käfer. Wie kommt es, dass Fliegen nun diese relativ kleinen Körper in einem großen Gebäude finden? Das ist das Ergebnis ganz langer evolutionärer Selektion. Die Fliegen die nicht die verendete Maus im Wald finden konnten, bekamen einfach keine Kinder. Also genetische Sackgasse. Die Wahrnehmung der Fliege, in diesem Fall über ihre Antennen, ist entsprechend empfindlich. Stellen Sie sich im Vergleich ruhig einen Hai vor, der einer Blutspur folgt. So ist das auch mit den Fliegen. Nur eben an Land. Fliegen deren Brut sich von Aas ernährt, sind sensorisch hervor- ragend angepasst, Verwesungsgeruch wahrzunehmen. Zerfallende Eiweiße weisen den Weg Die entscheidenden Geruchsstoffe entstehen dabei durch den Zerfall und den bakteriellen Abbau der Eiweiße. Eine dabei entstehende Gruppe sind die sogenannten Mercaptane. Begaser kennen diese Stoffe ungewollt noch aus den Zeiten, als mit Brommethan begast wurde. Das Begasungsmittel reagiert mit Gummi und Dämmmaterialien in denen Schwefel enthalten ist. Die so entstehenden Mercaptane riechen nach faulen Eiern. So ist das auch für die Fliege. Ein Kadaver stinkt entsetzlich. Auch wenn die menschliche Nase die Verdünnung nicht wahrnehmen kann. Jedes dieser Zerfallsprodukte entsteht unterschiedlich schnell und jede Fliegenart wird von einem anderen Cocktail der sich auflösenden Eiweiße angezogen. Deshalb kommen auch in einer vorhersagbaren Reihenfolge die jeweiligen Insekten an einen Kadaver. Dies macht sich die forensische Entomologie zu nutze. Hier wird anhand der angetroffenen Arten und deren Entwicklungsstadium die Eiablage zurückgerechnet (temperaturabhängig) und somit auf den Todeszeitpunkt der Leiche geschlossen. Bereits kurz nach dem Tod sind die Fliegen da Der Verwesungsprozess beginnt un- mittelbar mit dem Tod. So ist Jägern und Anglern bekannt, dass im Prinzip unmittelbar nach dem erlegen der Beute, Fliegen von den Körpern der erlegten Tiere magisch angezogen werden. Auch wenn ich im Sommer zum Photographieren Köder aus Hackfleisch aufstelle, sind diese schneller von Fliegen umlagert, als von den gewünschten Wespen. Im Bild sehen Sie eine Maus die mit einer Schlagfalle getötet wurde. Am Auge war bereits nach wenigen Stunden ein dickes Paket mit Fliegeneiern abgelegt. Aus den Eiern schlüpfen in der Regel noch am selben Tag die Maden. Diese fressen sich über die Körperöffnungen ins Feuchte Innere. Für uns heißt das, ein starkes Fliegen- aufkommen ist nicht normal. Irgendwo ist irgendetwas im Argen in dem Betrieb in dem wir die Hygiene unterstützen sollen. Wenn wir im Rahmen der Prophylaxe oder sogar zur akuten Bekämpfung von Nagern Antikoagulantien ausgebracht haben, ist die Erklärung sehr einfach. Wir hatten Erfolg. Bereits aus den Anforderungen der Gebrauchsanweisung sollten wir nach verendeten Tieren suchen. Aber auch um den Fliegenherd einzudämmen. Zugegeben, nicht oft finden wir die versteckt verendeten Tiere, aber kein verantwortlicher Mitarbeiter sollte den Befund nur in eine Liste eintragen, sondern dem Kunden berichten. Sinnvoll im persönlichen Dialog. Da hilft es, wenn man erklären kann, wo das Problem liegt und noch besser, Sie haben es bereits beseitigt. Da die erwachsenen Fliegen trotz Beseitigung der Kadaver noch in einem Objekt verbleiben, bietet sich evtl. sogar die Möglichkeit für einen Zusatzverkauf. Egal ob Sie die Imagos nun insektizid oder mit Klebevorrichtungen eleminieren. Ihre Mitarbeiter für solche Zusatzauf- gaben zu sensibilisieren, ist eine Sache der Schulung aber noch viel mehr der Motivation. Hat ein Mitarbeiter Zeit, und wird evtl. sogar noch am Zusatzverdienst per Provision beteiligt, dient das der Kundenbindung. Der Auftraggeber sieht, dass er aufmerksam und kompetent betreut wird. Dies macht den Unterschied zu Böxchenaufstellern und Unterschriften- sammlern und kompetenten Schädlings- bekämpfern, die die Bemühungen des Kunden unterstützen und einen Mehrwert zur Betriebshygiene bilden. Letztendlich legitimieren solche Vorkommnisse auch Ihren Vertrag. Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern über Fluginsekten und was neben industrieller Hardware die besten Monitore sind: die Schädlinge selbst. Diese in einer Schlagfalle frisch gefangene Maus hat bereits kurz nach ihrem Tod ein dickes Eipaket einer Fliege am Auge. Bildrechte: Beckmann

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