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Schützen & Erhalten · Juni 2020 · Seite 16 FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ vorne mittig an und sind gekniet (mit Knick), wobei die letzten Segmente oft vergrößert sind (Abb. 8). Larven und Entwicklung In den meist weißen bis milchigen Eiern entwickeln sich bei günstigen Tempera- turen die Ei-Larven. Hammad (1955) gibt unter Laborbedingungen von 25°C und 95–100 % r. L. vier Tage bis zum Schlüp- fen der Larven von Pentarthrum huttoni an. Bei welcher niedrigsten Holzfeuchte eine Ei-Ablage und die erfolgreiche Etablierung der Ei-Larven möglich sind, ist u. E. nicht sicher bekannt. Die jungen Larven bohren sich nach dem Schlüpfen in faules Holz ein und entwickeln sich dann dort, indem sie faules Holz fressen; bevorzugt wird Holz mit Befall durch Moderfäulepilze (Tab. 1). Weitere häufige Pilze sind Brauner Kellerschwamm ( Coniophora puteana ), die Pilze der Arten-Gruppe der Weißen Porenschwämme (Braunfäuletrameten = Antrodia spp. und Saftporlinge = Oligoporus spp. ) und der Ausgebreitete Hausporling ( Donkioporia expansa ). Nur selten treten Rüsselkäfer zusammen mit Hausschwämmen ( Serpula spp.) auf. Der Holzabbau durch Pilze ist meist schon weit fortgeschritten – Larven in nur schwach abgebautem Holz sind selten. Die Larven sind weiß mit Creme-Ton, gekrümmt und haben feine Haare am Körper (Abb. 10). Die Kopfkapsel ist schmaler als der Larvenkörper und stärker sklerotisiert. Die Beine sind sehr kurz oder fehlen. Nach Ridout (2000) sind einige Rüsselkäfer Vektoren für die Ausbreitung von Fäulepilzen. Die Larven leben im Holz meist kaum mehr als ein Jahr (Ridout, 2000). Die Entwicklungszeit ist abhängig von abio- tischen Umweltbedingungen und dem Nährstoffgehalt des Holzes. Nach Baker (1970) sind mindestens 5% Holzabbau durch Fäulepilze nötig. Einige Rüsselkä- ferarten bleiben im Unterschied zu vielen anderen holzzerstörenden Insekten auch als Vollinsekten im Holz und verursachen einen Holzfraß (Noldt, 2014). Einige Arten leben bis zu 16 Monate im Holz und sind daher das ganze Jahr über zu finden (Ridout, 2000). Holzschäden durch Pilze und Rüsselkäfer Rüsselkäfer treten an fäulegeschädigtem Laub- und Nadelholz auf und zerstören es weiter (Eckstein, 1928). Auch faule Holzwerkstoffe werden nicht verschont (Madel, 1952). Rüsselkäfer sind somit als sekundäre Schädlinge zu bezeich- nen, die sich nur ansiedeln konnten, weil die Bauteile über einen längeren Zeitraum feucht waren, sich Fäulepilze angesiedelt haben und die Hölzer im Zuge des Pilzbewuchses zersetzt wurden (Ridout, 2000). Der Insektenschaden ist entsprechend i.d.R. auf die faulen Holzbereiche beschränkt (Abb. 11 und Abb. 12). Rüsselkäfer sind nicht in der Lage gesundes, trockenes Holz zu besie- deln. Zumindest fehlen Belege für den Befall von völlig gesundem Holz. Auch Rüsselkäfer lassen zuweilen eine Schicht intakteres Holz außen stehen, wie es auch bei Lyctus-Arten zu beobachten ist, sodass ihre Fraßschäden nicht immer augenfällig werden. Häufig rieselt jedoch Bohrmehl aus der Konstruktion, wenn ein Schadbereich etwas trocknet. Wahr- scheinlich folgen die Rüsselkäfer hierbei nur der Innenfäule eines Fäulepilzes, der wiederum dem Feuchtegradienten folgen muss (Abb. 11). Häufig sind die äußeren Schichten von luftumspültem Holz zu trocken für einen Abbau durch Pilze, deshalb verbleibt auch hier eine oft dünne Schicht intakten Holzes. Alle bisher untersuchten Schäden (140 Gutachten) waren stets Doppel- oder Mehrfachbefälle mit Fäule- oder Hausfäu- lepilzen. In fast ¾ aller befallenen Hölzer konnte eine oft starke Beteiligung von Moderfäulepilzen nachgewiesen werden (Abb. 13 und Tab. 1). Dabei ist nach dem Augenschein nicht leicht eine Moder- fäule zu erkennen, da die Holzstruktur trotz Moderfäulepilz-Befalls lange intakt bleibt (Abb. 14). Lebende Tiere wurden bisher nur an feuchtem, mindestens mäßig faulem, meist aber final faulem Holz gefunden (Abb. 7). Die Käfer einiger Arten (z. B. die des Grubenholzkäfers) sind „ortstreu“ und verbleiben über viele Generationen hinweg im gleichen Holz bis zu dessen vollständiger Zerstörung (Eckstein, 1928). Das benagte Holz zeigt oft unregelmäßige Gänge mit 1–2 (-3) mm Durchmesser (Abb. 7). Die Gänge können zusammenfließen. Fraßschäden finden sich im Früh- wie im Spätholz. Das 10 11 12 10 Cremefarbene, kleine Larven von verschiedenen Rüsselkäfern; Kopfkapsel (  ); oben: Pselaclus spadix; unten: Euophyrum confine . 11 Moder-/Braunfäuleschaden an Eichenholz ( Quercus sp. ) in der Nähe der Markröhre; der Rüsselkäferschaden ist eng auf den faulen Bereich (dunkler braun) begrenzt. Der Pilz wiederum ist auf feuchtes Holz angewiesen. 12 Moderfäule an Kiefernsplint ( Pinus sylvestris ); der massive Rüsselkäferschaden ist eng auf den faulen Bereich (dunkler braun) begrenzt; Skala rechts mit Millimetern.

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