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Schützen & Erhalten · Juni 2020 · Seite 17 FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ Bohrmehl der Rüsselkäfer-Larven besteht aus braunen bis dunkelbraunen, oft etwas gescheckten, unregelmäßig wal- zenförmigen, z. T. einseitig zugespitzten, meist lockeren Kotpapillen (Abb. 15). Die Größe ist je nach Alter der Käfer-Larven etwas unterschiedlich. Die Ausflugslöcher sind rund bis etwas oval, 2–3 mm im Durchmesser und haben meist einen fast glatten Rand. Das Bohrmehl erinnert z. T. an das des Gewöhnlichen Nagekäfers ( Anobium punctatum ), sodass es zu Verwechslungen kommen kann (Abb. 15 und Abb. 16). Unklar ist derzeit noch, ob Rüsselkäfer in den Wachstumsphasen der Fäulepilze gut gedeihen. Überwachsene Fraßgänge finden sich selten. Hinweise zu den Schäden und zur Sanierung Größere wirtschaftliche Schäden wurden von Grubenhölzern beschrieben. Der Hauptschaden wurde jedoch mutmaßlich von Pilzen verursacht, da die Rüsselkäfer auf faules Holz angewiesen sind. In der Bekämpfung reicht es nach Ridout (2000), das faule Holz und die Feuchte- quelle zu beseitigen. Die Sanierung ist i.d.R. nach DIN 68800-4 zu planen und auszuführen. Unterschieden wird dabei in DIN 68800-4 zwischen Insekten-Scha- den [Altschaden ohne lebende Larven] und Insekten-Befall [Lebendbefall]. Nur ein Lebendbefall muss i.d.R. bekämpft werden. Da aber auch immer holzzer- störende Pilze vorhanden sind, richtet sich die Sanierung nach der Art des holzzerstörenden Pilzes. Ein Befall mit Rüsselkäfern kann früher entstandene Insekten- oder Pilzschäden überlagern und maskieren. Diese sind dann oft kaum noch zu bestimmen; daher ist bei diesen Schadbildern die Fachkenntnis des Sachverständigen bei der Probenauswahl gefragt. Er muss für die Bestimmung ausreichende Proben entnehmen. Da- bei sind völlig final zerstörte Holzteile und humusähnliche Holzfragmente zu meiden. Bewegliche Objekte können auch in Thermokammern behandelt werden (Noldt/Niederfeilner, 2006). Details erfragen Sie bei Ihrem zertifizierten Holzschutz-Fachmann. Literatur Baker, J. M. (1970) Wood boring weevils in buildings. Timberlab News 4, S. 6-7 Becker, G. (1943) Beobachtungen und experimentelle Un- tersuchungen zur Kenntnis des Mulmbockkäfers (Ergates faber L.). Z. ang. Entomologie 30, S. 263-296 Becker, G. (1968) Einfluß von Ascomyceten und Fungi imperfecti auf Larven von Hylotrupes bajulus (L.). Mat. Org. 3, S. 229-240 Chinery, M. (1987) Pareys Buch der Insekten. Parey, Hamburg, S. 328 Eckstein, K. (1928) Zerstörung des Holzes durch Tiere. In Troschel, E.; Mahlke, F. (Hrsg.) Handbuch der Holzkonser- vierung. Springer, Berlin, S. 105-148 Gilbertson, R. L. (1984) Relationships between insects and wood-rotting basidiomycetes. In: Wheeler, Q.; Blackwell M. (Hrsg.) Fungus Insect relationships. Columbia University Press, New York, S. 130-165 Hammad, S. M. (1955) The immature stage of Pentarth- rum huttoni Woll. Proc. R. Ent. Soc. Lond. A. 30, S. 33-39 Madel, W. (1952) Schädlinge im Bauholz. Zusammenstel- lung der für die Baupraxis wichtigen tierischen Holzschäd- linge. Elsner, Darmstadt, 105 S. Noldt, U. (2014) Insekten. In: Binker G.; Brückner, G.; Flohr, E.; Huckfeldt, T.; Noldt, U.; Parisek, L.; Rehbein, M.; Wegner, R. (2014) Praxis-Handbuch Holzschutz. Rudolf Müller Verlag, Köln, S. 112-153 Noldt, U.; Niederfeilner, A. (2006) Anwendung der stationären Thermokammer und Erfolgskontrolle. In: Noldt, U.; Michels, H. (Hrsg.) Holzschädlinge im Fokus. Merkur-Verlag, Detmold, S. 125-136 Ridout, B. V. (2000) Timber decay in buildings. The con- servation approach to treatment. E & FN Spon, London, 232 S. Weidner, H. (1993) Bestimmungstabellen der Vorratsschäd- linge und des Hausungeziefers Mitteleuropas. G. Fischer, Stuttgart, 328 S. 13 14 15 16 13 Durch Moderfäulepilze und Rüsselkäfer geschädigtes Buchenholz; Skala links mit Millimetern. 14 Stark durch Moderfäule geschädigtes Nadelholz; die Zellstruktur weist makroskopisch kaum Veränderungen auf. 15 Kotpartikel eines Rüsselkäfers; Vergrößerung wie im nachfolgenden Bild. 15 Kotpartikel des Gewöhnlichen Nagekäfers; Skala links mit Millimetern.
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