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Schützen & Erhalten · September 2017 · Seite 78 Die ex-Press Berufsinformation des DsV e.V. | Aus dem Verband Vom Umgang mit der Presse Liebe Kollegen, wer hätte gedacht, dass ich eines Tages in der SUPERillu abgebildet sein würde, auf derselben Seite mit einer mir unbekannten, sich im Bett räkelnden Frau. Jetzt könnte ich natürlich fabulieren, dass ich keine Ahnung habe, was für ein Format diese Deutsche Wochenzeitschrift ist. Manche Jugendsünden hinterlassen je- doch tiefe emotionale Narben und so weiß ich sehr wohl, dass diese Publikation eher für ihr Bildmaterial als für die inhaltlich anspruchsvollen Texte bekannt ist. Entspre- chend skeptisch war ich, als die engagierte Reporterin des Burda-Konzerns uns um eine Stellungnahme zum Thema Bettwanzen bat. An diesem Punkt begann ich erst einmal abzuklopfen wie vorgeformt die Meinung zum Thema Bettwanzen denn bereits war. Oft werden Sie nämlich bereits mit einer vorgefassten Meinung konfrontiert. Sie sollen eine These nur noch bestätigen. Jedoch in diesem Fall war die Redakteurin nicht vorgefasst und stellte überraschend vernünftige Fragen und hörte aufmerksam zu. Solche Inter- views sind bei mir immer ein Geben und Nehmen. Ich steigere mich mit meinen Antworten am Fra- gesteller, wenn ich mit Respekt und Intelligenz konfrontiert werde. Dann können aus „beantwor- ten Sie nur kurz unsere Fragen“ auch mal 30–40 Minuten werden. Das sind die Interviews, die sich lohnen. Aus dem Gespräch ist ein sehr ruhiger und informativer Artikel entstanden (Bild 01). Verweigern ist keine Lösung In diesem Sommer wurden wir intensiv von der Presse kontaktiert. Die beherrschenden Themen sind immer wieder Bettwanzen oder sonst die Ratten. Wenn Sie nun angerufen werden, wür- den wir Sie bitten, an uns zu verweisen. Dafür sind wir da, Ihnen zur Seite zu stehen und Ar- beit abzunehmen. Ok, Sie können natürlich auch selbst mit der Presse reden. Auch wenn Sie weder Zeit noch Lust haben, den Medien das zu geben, weswegen Sie ange- rufen werden, die Redakteure sind hartnäckig. Die haben eine Story im Kopf, ein Konzept aus- gearbeitet und häufig auch schon einen Sen- de-/Abgabetermin für ihre Arbeit. Wenn Sie jetzt also nicht mitspielen, rutscht der Finger im Branchenbuch eine Zeile tiefer und Ihr Kol- lege wird angerufen. Dieses Spiel geht so lange, bis alle intelligenten Schädlingsbekämpfer ab- gesagt haben. Irgendwann trifft der Redakteur dann auf einen Freiwilligen, der im besten Fall unerfahren ist. Das ist leider für unser Image keine Lösung. Durch dilettantische Interviews und Fernsehauftritte geraten wir eigentlich nur in Verruf. Für die Kollegen, die Auszubildende suchen, eine Katastrophe. Wenn Sie zusagen, wird oft nach einem Bild gefragt (Printmedien) oder wie Sie vorgestellt werden sollen. Dann nenne ich meine Ausbil- dung, Abschlüsse und Funktion. Schließlich möchten wir ja auch, dass der Verband genannt wird. Für Sie die Möglichkeit, Ihren Firmenna- men einfließen zu lassen. Was ich nicht preisge- be, sind personenbezogene Daten. Was hat der Leser davon, wenn unter einem Bild steht, Herr A.B. aus C, 85 Jahre, geschieden, drei Kinder?? Dies ist schließlich keine Kontaktanzeige. Ob- wohl bei der SUPERillu … Meine Einstellung wird oft genug akzeptiert, in Einzelfällen leider auch nicht. In Dortmund 2014 musste ich einen BILD-Reporter fast der Messehalle verweisen, weil er quasi meinen ge- samten Lebenslauf und in Kopie gleich einen CV haben wollte. Das Interview war natürlich ge- laufen. Aber meine Privatsphäre ist mir heilig. Wie Sie das handhaben, bleibt Ihnen überlassen. Auf die Details kommt es an Bitte seien Sie sich Ihrer Verantwortung für den Beruf bewusst. Winzige Details, ein unbedachter Satz, oder ein falsches Wort entscheiden darüber, ob Sie auf youtube ein viraler Hit werden und die Menschen auf der Straße mit dem Finger auf Sie zeigen (Bild 02). Glauben Sie mir, bei aller Routine mit der Presse, bin ich auch immer ein bisschen unentspannt. In der Sendung FAKT vom MDR (QR-Code 1) finden Sie ein gutes Beispiel für einen falschen Satz. Bei Minute 4:08 wird Frau Geduhn vom Umweltbundesamt damit zitiert, dass Ratten Krankheiten übertragen „..teilweise auch lebensbedrohlich…“ Dies ist das Extrakt von 3 Stunden Laborführung und Kamerabeglei- tung. Solche Sätze können Karrieren zerstören. Seien Sie in Ihrer Wortwahl vorsichtig. Wer sich das Interview mit mir im Deutschlandfunk anhört (QR-Code 2), wird merken, dass ich an manchen Stellen sehr vorsichtig Fragen beant- worte und die ein oder andere Pause im Satz ma- che (wie ungewohnt). In dem Moment schießen mir tausend Gedanken durch den Kopf, und ich will nichts falsch machen, keine Schuldzuwei- sungen geben und dennoch das Phänomen (ich Bild 01: Artikel in der SuperIllu über Bettwanzen
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