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Schützen & Erhalten · September 2017 · Seite 79 Die ex-Press Berufsinformation des DsV e.V. | Aus dem Verband mag „Problem“ nicht) erklären. Trotzdem unter- läuft mir ein Lapsus. Ich rede von Kakerlaken statt von Schaben, weil mir die Frage schon so vorgegeben wurde. Im Nachhinein ärgere ich mich natürlich. Die BR Sendung Planet Wissen (QR-Code 3) ist eigentlich ziemlich gut gelungen. Die Redak- teurin (nicht zu verwechseln mit den Modera- toren bitte!) hatte bereits in der Vergangenheit zwei Artikel in der S&E geschrieben und wollte uns nun ins Studio einladen. Zuvor hatten wir ihr einen Mitgliedsbetrieb ans Herz gelegt und dort wurde eine ziemlich gute Dokumentation über die Rattenbekämpfung gedreht. An dieser Stelle unser Dank an die Firma Biebl für die gute Arbeit. Leider war der Dreh in München in mei- ner Urlaubszeit, so dass eine Vertretung für das Studio gefunden werden musste. Wie Sie wissen, arbeiten wir vorbehaltslos mit dem VFÖS zusam- men, weil es uns um die gemeinsame Sache geht. Eifersüchteleien haben da keinen Platz. Also wurden wir würdig vertreten von der rothaarigen Ikone unsrer Branche. Wenn Sie den Beitrag se- hen und zu der Stelle mit der Zucchini in der Schlagfalle kommen, werden Sie verstehen, das war kein leichter Auftritt. Die Eigendynamik von Moderatoren die versuchen komisch oder pfiffig zu sein, verlangt ein Höchstmaß an Contenance. Vielleicht haben Sie inzwischen ein Gefühl dafür bekommen, Pressearbeit ist genau das: Ar- beit. Am stressigsten ist, wenn Sie live für den Sender interviewt werden. Das kommt Gott sei Dank aber nicht so oft vor. Seien Sie nicht enttäuscht Sie haben sich also entschieden, mit der Presse zusammenzuarbeiten und vor die Kamera oder in Mikrofon (meist Telefon) zu treten. Wer jetzt denkt, er könne das Gespräch steuern, irrt sich. Auf der anderen Seite sind Profis von Sprache und Rhetorik. Versuchen Sie erst gar nicht Ihre Geschichte zu erzählen. Das funktioniert nur be- dingt. Beantworten Sie tapfer die Fragen, aber lassen Sie sich nichts in den Mund legen. Blei- ben Sie sich treu. Beim MDR Beitrag hat mich der Redakteur nach dem dritten Take der selben Frage irgendwann entnervt gefragt „Sie wollen diese Frage nicht beantworten?“ „Nicht so, wie Sie mir die vorformulieren.“. Ich selber bin nicht der ideale Gesprächs- partner der Redaktionen. Von mir bekommen die zu viel Text in komplexen Schachtelsätzen. Ein Alptraum für den, der aus einem 30 Minutenge- spräch später die entscheidenden Kernsätze von max. 90 Sekunden herausschneiden soll. Aber so bin ich sicher, dass nicht einzelne Sätze aus dem Zusammenhang gerissen werden können. Aber wenn es doof läuft, wird dann in der Pro- duktion sämtlicher O-Ton verworfen. Lieber so, als komisch zitiert. Zu guter letzt das Ergebnis für Ihr Unterneh- men. Wer jetzt denkt nach einem Fernseh- oder Radiobeitrag in dem man glücklich den eigenen Firmennamen platziert hat, stünde das Telefon nicht mehr still, der irrt. Der Werbeerfolg für das Einzelunternehmen ist marginal. Es ruft eventu- ell Greenpeace an und irgendein Vertriebsmitar- beiter der Ihnen etwas verkaufen möchte. Das wars. Die Werbung spricht von Awareness und Relevanzzeitpunkt. Also der Zuschauer (Radio- hörer) muss gerade ein Problem haben, sonst nimmt er den Beitrag gar nicht aufmerksam wahr. Das ist meist nicht der Fall. Deshalb muss er sich, wenn er ein Problem hat, wieder an Sie erinnern. Das funktioniert aber nur mit vielen Wiederholungen. Insofern funktioniert das für uns als Verband, weil wir immer mal wieder in den Medien sind. Und dann kommt der Punkt, an dem ein betroffener Verbraucher denkt „ da war doch mal diese Reportage da gab es doch den Verband“ und dann fragt er Google. Ein Einzel- unternehmen bleibt da nicht hängen. Die Faustregeln Fragen, Fragen, Fragen und nicht an die Leser denken, sondern an sich selbst. Alles was Sie VORHER in Erfahrung bringen, hilft Ihnen ent- weder die Entscheidung zur Absage zu treffen, oder Sie in Ihrer Zusage zu bestärken. Lassen Sie sich nicht von Namen blenden. Auch die öf- fentlich rechtlichen Medien sind nicht mehr das, was sie mal waren. Die besten Erfahrungen haben wir mit der Deutschen Presseagentur gemacht. Reden Sie detailliert über das Konzept. Was wird mit Ihren Aussagen gemacht, in welchen Kontext wird Ihr Beitrag gebracht, welche ande- ren Interviewpartner werden in die Sendung ein- geladen oder zu Ihren Aufnahmen hinzugemischt und was dürfen Sie vor Veröffentlichung einsehen. Was Sie einfordern sollten: – Reisekosten und je nach Entfernung Über- nachtung wenn Sie zu einem Sender ins Studio eingeladen werden. – Bei Interviews vor Veröffentlichung den Artikel. Sie haben einen Anspruch darauf, richtig zitiert zu werden und dürfen des- halb im geschriebenen Artikel korrigieren (= das habe ich so nicht gesagt). – Eine Kopie des Werkes (CD, Download, pdf etc.). Mitunter wird man auf die Media- thek verwiesen. – Fragen Sie auch nach Nutzungsrechten. Das ist für uns interessant, inwieweit wir die Werke zitieren oder weiterverbreiten dürfen. Wenn Sie zukünftig von den Medien angefragt werden, können Sie ruhig Unterstützung von uns einfordern. Wir helfen Ihnen, so dass die Repor- tage oder das Interview für alle Beteiligten von Vorteil ist. In dem Sinne hoffen wir Sie dem- nächst routiniert und souverän, vor einer Kamera oder einem Mikrofon zu erleben. Bild 02: Ein Interview ist immer heikel Bildrechte: Neven Divkovic QRCode 03: BR Planet Wissen QRCode 02: Deutschlandfunk Nova QRCode 01: MDR Fakt Rattenreportage

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