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Schützen & Erhalten · September 2018 · Seite 17 Fachbereiche i Bautenschutz lich sind die Zerfallsprodukte, vor allem Polonium 214 und 218. Diese Schwer- metalle lagern sich auf der Lunge ab und können dort DNA und Zellen schädigen und damit eine mögliche Lungenkrebser- krankung herbeiführen. Gefährlich ist dies vor allem, wenn die Bewohner und Nut- zer über einen längeren Zeitraum hohen Dosen von Radon ausgesetzt sind. Das Edelgas Radon ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Radonkonzentration in Gebäuden Der Jahresmittelwert der Radonkon- zentration beträgt in Wohnräumen in Deutschland laut Bundesministerium für Strahlenschutz (BfS) durchschnittlich 50 Becquerel pro m³ Raumluft. Das Becque- rel (Kurzzeichen: Bq) ist die Maßeinheit der „Aktivität“ eines radioaktiven Stoffes und gibt an, wie viele Kernzerfälle pro Sekunde stattfinden. Mit dem „Strahlen- schutzgesetz“ legt die Bundesregierung nun erstmals für die gemittelte Radon- 222-Aktivitätskonzentration in der Luft den Wert von 300 Bequerel/m³ fest. Wer ein Gebäude für die Nutzung als Wohn- raum errichtet, ist verpflichtet „den Zu- tritt von Radon aus dem Baugrund zu verhindern oder erheblich zu erschwe- ren. Diese Pflicht gilt als erfüllt, wenn die allgemein anerkannten Regeln der Technik erforderlichen Maßnahmen zum Feuchteschutz eingehalten werden…“ 3 Wer im Rahmen von Sanierungen oder baulichen Veränderungen eines Gebäu- des mit Aufenthaltsräumen und Arbeits- plätzen „Maßnahmen durchführt, die zu einer erheblichen Verminderung der Luftwechselrate führen, soll die Durch- führung der Maßnahmen zum Schutz vor Radon in Betracht ziehen, soweit diese Maßnahmen erforderlich und zu- mutbar sind.“ 4 Radonkarte Die Radonkarte Deutschlands gibt eine Orientierung über die regionale Vertei- lung der Radonkonzentration in der Luft in den Porenräumen des Bodens (Bo- denluft) einen Meter unter der Erdober- fläche. Typische Radongebiete identifi- zierte das Bundesamt mit Schwarzwald, Erzgebirge, Teile Thüringens, Sächsische Schweiz und dem Bayerischen Wald bis hin zu den Alpen. Zusätzlich zeigt das Geoportal die Kon- zentrationen von Radon-222 in der Bo- denluft. Diese Daten können zur Prognose der Radonkonzentration in der Bodenluft genutzt und im BfS-Geoportal abgerufen werden. In die Karten-Darstellung kann hinein gezoomt werden, um einen An- haltswert zu erhalten, ob in der gewähl- ten Region mit erhöhten Radonkonzen- trationen in der Raumluft zu rechnen ist. Das Bundesministerium für Strahlenschutz bewertet die Ergebnisse wie folgt: – – Radonkonzentrationen < als 20 Kilobecquerel/m³ In Gebieten mit diesen Radonkon- zentrationen in der Bodenluft bieten die Abdichtungsmaßnahmen „ge- gen Bodenfeuchte in der Regel einen ausreichenden Schutz gegen erhöhte Radonkonzentrationen. Diese sollten sorgfältig und mit besonderem Au- genmerk auf Schwachstellen (zum Beispiel Rohrdurchführungen) aus- geführt sein.“ 5 – – Radonkonzentrationen > 20 Kilo- becquerel/m³ In Gebieten, in denen höhere Radon- konzentrationen in der Bodenluft pro- gnostiziert wurden, „sollte das Radon bei der Errichtung von neuen Häusern in Betracht gezogen werden. Gege- benenfalls können zur Bewertung eines Standortes Messungen der Ra- donkonzentration in der Bodenluft angeraten sein.“ 6 Messungen Zur Bewertung der Situation in beste- henden Häusern werden Messungen der Radonkonzentration in der Raumluft empfohlen. Für die Bewertung der Strahlenexpo- sition durch Radon-222 in Wohnungen und in Aufenthaltsbereichen wird im All- gemeinen der Mittelwert eines Jahres als Radon-222-Aktivitätskonzentration be- stimmt. Bei den Messungen ist es wich- tig, dass die Art und Weise der Nutzung des betreffenden Bereiches während des Messzeitraumes repräsentativ für seine Zweckbestimmung ist. Wenn möglich sollten die Messungen über ein ganzes Jahr durchgeführt werden. Alternativ sind Messungen über kürzere Zeiträume mög- lich, wenn daraus der Jahresmittelwert mit ausreichender Sicherheit abgeleitet werden kann. „Ergeben Messungen Ra- donkonzentrationen über 1.000 Bq/m³, sollten unbedingt bauliche Maßnahmen innerhalb von drei Jahren abgeschlossen werden. Das BfS empfiehlt, dass vor ei- ner aufwändigeren Sanierung die Ursa- chen der erhöhten Radonkonzentrationen fachlich fundiert ermittelt werden und die bauliche Situation bewertet wird.“ 7 Messgeräte Für die Messung von Strahlenexpositionen durch Radon-222 können unterschiedli- che Messgeräte verwendet werden. Es wird unterschieden in: – – elektronische Messgeräte (bei denen der momentane Messwert während der Messung angezeigt und/oder auf einem Datenträger gespeichert wird) oder – – passive Messgeräte (bei denen der Messwert nach Beendigung der Messung mittels einer separaten Auswertung des Detektors durch eine Messstelle festgestellt wird) Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) stellt eine Liste von Messstellen in Deutschland, die passive Messgeräte qua- litätsgesichert auswerten, bereit. Schutzmaßnahmen vor erhöhter Radonkonzentration in Gebäuden Strahlenschützer des BfS und Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen, einen Wert von 100 Becquerel pro Kubikmeter Luft möglichst nicht zu überschreiten. Vorsorglich empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz bereits un- terhalb dieses im Jahresmittel gemesse- nen Wertes mit Sanierungsmaßnahmen zu beginnen, um die Radonkonzentration im Gebäude zu senken. Oft reicht bereits schon häufiges intensives Lüften, das Ab- dichten von Rissen und Fugen sowie von Rohrdurchführungen, Durchdringungen der Bodenplatte und der Kellerwände. Es empfiehlt sich, neu zu errichtende Ge- bäude so zu planen, dass in den Räumen Radonkonzentrationen von mehr als 100 Becquerel pro Kubikmeter im Jahresmittel vermieden werden.

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