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Schützen & Erhalten · September 2018 · Seite 8 Verbandstag 2018 Ausflug in den Wörlitzer Park D er Wörlitzer Park ist der bedeu- tendste Teil des heute als UNESCO- Welterbe gelisteten „Dessau-Wörlitzer Gartenreiches“. Ausgangspunkt waren Studienreisen, die den Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740 bis 1817) in Begleitung seines Architekten Friedrich Wilhelm von Erd- mannsdorff nach England und Italien führten. Inmitten der reizvollen Elbauenland- schaft wurde der Park von 1769 bis 1773 angelegt und zählt zu den größten deut- schen Landschaftsparks nach englischem Vorbild. Schönes (Schloss, Blumengarten, usw.) sollte mit dem Nützlichen (landwirtschaft- lich genutzte Flächen) in seinem kleinen Fürstentum verbunden werden. So wird, wer – wie einstmals Goethe – durch den Wörlitzer Park flaniert, zahlreiche liebe- voll gestaltete Einzelheiten entdecken. Auch wenn der Park aufgrund der monatelangen Trockenheit nicht in seiner ganzen Pracht zu bewundern war, die Ka- näle ausgetrocknet und an vielen Stellen anstatt der gewohnten Blumenvielfalt be- reits der Herbst Einzug gehalten hatte, so waren dennoch alle Teilnehmer von dem Ausflug in das Weltkulturerbe begeistert. Einen Park muss man erwandern und so ging es vorbei am Schloss zum nach- gebauten Vesuv mit der Villa Hamilton, dem Venustempel, dem Floratempel hin zum Gotischen Haus, dessen Frontseite an die venezianische Kirche „Madonna dell‘Orto“ erinnert und somit wie alle Gebäude im Park den Besucher in ferne, für damalige Verhältnisse unerreichte Ziele entführt. Und darin sah auch der Erbauer des Parks eines der wichtigsten Ziele die- ser einzigartigen Gartenlandschaft erfüllt – die kulturelle Bildung seiner Untertanen. Vater Franz, wie ihn seine Landeskinder nannten, war ein Fürst, dessen humaner Regierungsstil seiner Zeit ebenso voraus war, wie das von ihm eingeführte soziale Reformwerk, welches seine Ausprägung sowohl in der Armen- und Altenfürsor- ge, wie auch in seiner Toleranz gegen- über Religionen und Konfessionen fand und somit seinem Reich und speziell der Stadt Dessau den Beinamen Irenopolis (Friedensstatt) einbrachten. Der Wörlitzer Park ist eben mehr als nur ein Park im gewöhnlichen Sinne. Aber auch dies erkennt man nur, wenn man sich ihn – gleich dem Kulturerbe Bauhaus auch, durch fachkundige Unterstützung entdecken lässt. Fotos: Wolfgang Appel und Irene Remes Es schreibt für Sie: Dipl.-Ing. Wolfgang Appel Kirschweg 13 06846 Dessau Telefon: 0340-631467 E-Mail: appel.w@ t-online.de 1 Gilt als das schönste und regelmäßigste Gebäude des ganzen Parks – der 1794 bis 1797 errichtete Venustempel. 2 Gilt als der Gründungsbau des deutschen Klassizismus – das von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff 1769 bis 1773 errichtete Schloss Wörlitz. 3 Ein Haus mit zwei unterschiedlichen Fassaden. Das im neogotischen Stil er- baute „Gotische Haus“ erinnert an seiner Frontseite an die venezianische Kirche Madonna dell’Orto, während die Garten- seite (Bild 5) im Stil der englischen Tudor- gotik gehalten ist. 4 Trotz der Trockenheit bot der Wörlitzer See genug Wasser für eine Bootspartie. 1 2 5 4 3
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