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Schützen & Erhalten · September 2018 · Seite 82 I Die Ex-Press I Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes kollaps hilft Ihnen ebenso wenig, wie Gehampel beim Arbeiten in Höhe, weil Ihnen eine Wespe unter dem Bündchen durchgekrochen ist. Die Risiken werden in einer Gefährdungsbeurteilung unter dem Merkmal „biologische Gefahren“ einge- stuft und die Ergebnisse, insbesondere zur Schutzkleidung, in einer Betriebsan- weisung festgehalten. Aaaaah, es ist passiert Sie sollten gedanklich auch mal durch- gespielt haben, „was wenn?“, bevor Sie gestochen werden. Die herkömmlichen Hausmittel hat man bei Bedarf vermutlich nicht zur Hand. Kühlen lindert den Schmerz und unter- drückt eine Schwellung. Wahrscheinlicher hat ihr Kunde kalte Pads, gefrorene Le- bensmittel, Eiswürfel oder einfach fließen- des Wasser. Danach wirkt eine halbierte Zwiebel antiseptisch. Kortison hilft immer, das haben Sie aber nur, wenn Sie vorher mit einem Arzt darüber gesprochen ha- ben. Je nach eigenem Sicherheitsbedürfnis haben Sie vorausschauend auch etwas im Verbandskasten, im Handschuhfach oder in Ihrem Werkzeugkoffer. Preiswert sind so genannte Stichheiler, kleine elektrische Stifte. Sie werden auf den Stich gedrückt und arbeiten mit Wärme um die Eiweiße des Giftes zu denaturieren. Das ist leicht kontraproduktiv für die Schwellung. Wenn das Gift jedoch schnell genug zerlegt und unwirksam gemacht wird, gibt es erst gar keine Schwellung. Stichheiler funktionie- ren nur am Anfang. Wenn Ihr Blut bereits die Inhaltsstoffe im Gewebe verteilt hat, müssen Sie andere Maßnahmen treffen. Für schwere Fälle und bei bekannten Allergien haben Sie hoffentlich einen Adrenalin Autoinjektor dabei. Diese sind rezeptpflichtig und werden z.B. unter den Handelsnamen Emerade, Fastjekt oder Jext angeboten. Bei starken körperlichen Reaktionen kommt man nicht an einem Arzt- / Krankenhausbesuch vorbei. In dem Fall suchen Sie bitte nicht verzweifelt nach einem Durchgangsarzt für Arbeitsunfälle, sondern Sie nehmen die erstbeste medi- zinische Hilfe in Anspruch, die sie finden. Es geht um schnelle Hilfe und nicht um „richtige“ Prozedere. Zum Schluss ein bisschen Beratung Es ist verständlich, wenn Sie und Ihre Mit- arbeiter mit der Faust voll Aufträgen, ge- rade im Sommer, mundfaul und genervt, schnell wieder weiter wollen. Aber reden mit dem Kunden hilft. Sie sind der Profi. Sie haben Ahnung. Sie werden hilfesu- chend angeguckt. Gerne darf Beratung auch VOR jeglicher Aktion am Nest er- folgen. Dann wissen Sie, wie der Kunde tickt und was Ihnen später bei Eingang der Rechnung unangenehm aufs Brot geschmiert werden könnte. Von Ihnen aufgeklärte Kunden sind viel pflegeleich- ter. Sie sind fertig, mit dem Entfernen des Nestes ist es nicht unbedingt getan. Kunden möchten wissen, ob Wespen wiederkommen, vielleicht ist Ihnen im Verhalten etwas aufgefallen, Sie sehen Reste von Mitteln und Selbstversuchen. Warum sind an den Fenstern eigentlich keine Insektenschutzgitter und warum wird beim Speisen auf der Terrasse keine Kuppel über die Lebensmittel gestülpt? Helfen Sie auch für die Zukunft, Wespen fernzuhalten. Wir sind Problemlöser und keine Symptombekämpfer. Erzählen Sie vom vorsichtigen Weg- drängen mit der Hand statt heftigem Fuchteln, empfehlen Sie einen Wasserzer- stäuber auf dem Tisch um Regen zu imi- tieren und auch Nelkenöl bzw. ganze Gewürznelken in eine frische Zitrone ge- steckt kann man mal ausprobieren, un- sere Nahrung für Wespen unattraktiver zu machen. Am Ende nehmen Sie die im Supermarkt gekaufte Wespenfalle mit, da diese eher Wespen anlockt, als für we- niger Wespen zu sorgen. Unterm Strich sind alle zufrieden. Sie werden schließlich nach Zeit bezahlt. Nach der Saison ist vor der Saison. Vielleicht haben Sie hier die ein oder an- dere Anregung für den nächsten Sommer gefunden. So viele Hornissen wie dieses Jahr habe ich noch nie gesehen. Das lässt auf viele, viele Königinnen hoffen. Wenn dann das Frühjahr warm ist, können wir dieses Jahr noch steigern. Sicher, es wäre ungewöhnlich, zwei starke Wespenjahre hintereinander zu haben. Aber das Klima ist ja auch nicht mehr normal. Allen Klima- wandelskeptikern sei gesagt: dieses Jahr war erst der Anfang. Es gehört keine pro- phetische Gabe dazu, dass wir zukünftig Ausnahmejahre neu definieren müssen. Um zwischen der Jagd auf- zutanken, frisst diese Hornisse vom süßen Fallobst. QR-Code zu einem kurzen Video in dem Coyote Peterson eine Feldwespe fängt und sich mutwillig stechen lässt. Bildrechte: Beckmann

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