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Schützen & Erhalten · September 2018 · Seite 85 I Die Ex-Press I Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Sie sind da – Hyalomma I mmer mal wieder verirren sich Exoten in unser Land. Das ist völlig normal und nicht weiter beunruhigend. Die wenigsten bleiben oder können sich hier halten. Die natürlichen, unüber- windbaren Grenzen haben sich über Jahrtausende, meist seit der letzten Eis- zeit, etabliert und bewährt. Vor zuwan- dernden exotischen Zecken schützen uns die umgebenden Gebirge. In erster Linie die Alpen. Vögel, die im Vogelzug diese Hindernisse überwinden, werden natürlich in ihren Überwinterungsge- bieten von Zecken befallen. Die meisten Parasiten fallen aber gesättigt ab, bevor die Vögel bei uns sind. Dabei wird der Weg zu uns allerdings immer kürzer. Zecken der Gattung Hyalomma haben sich bereits in der Türkei, Spanien und Italien etabliert. Frankreich steht im Verdacht, dass sich die Parasiten dort erfolgreich vermehren. Ein Katzen- sprung, um sich als Zecke bis zu uns mitnehmen zu lassen. Somit wächst die Chance, dass neue Zecken mit den Zugvögeln, mit transportiertem Vieh, oder durch gebissene Reisende zu uns gelangen. An den Beinen könnt ihr sie erkennen Einige Hyalomma sind nun bei uns auf- getaucht. Markant sind die zweifarbig gestreiften Beine und die Größe. Die ur- sprünglich in warmen Regionen Nordaf- rikas und Asiens vorkommenden Zecken wurden aus Niedersachsen (bei Osna- brück, Hannover), Hessen und zuletzt auch aus Rheinland Pfalz gemeldet. Wobei aufgetaucht vielleicht nicht ganz präzise ist. Diese Zecken wurden bereits vorher schon in Einzelexemplaren in Deutsch- land nachgewiesen. Haben sich aber nicht etabliert und sind in unserem Kli- ma vermutlich wenig aktiv. Bis zu diesem Sommer. Die langanhaltende Wärme und Trockenheit war ideal. Jetzt häufen sich die Funde. Teilweise auch durch die Be- richterstattung in den Medien. Über die Etablierung, also eine erfolg- reiche Fortpflanzung und vollständige Ge- nerationswechsel in unserem Land, wird der Winter entscheiden. Bisher konnten wir auf Frost im Januar und Februar ver- trauen. Wird der Winter nur ein warmer Regen, kann es explosionsartig anders aussehen. Dazu reicht eine warme Re- gion in Deutschland als Ausgangspunkt. Bei trockenem Sommer ginge eine wei- tere Verteilung schnell. Und Sie jagen uns Hyalomma gehört zu den aktiven Zecken, die ihren Wirt optisch wahrnehmen und verfolgen. Sie werden deshalb auch als Jagdzecken bezeichnet. Unsere einheimi- sche Zecke, der Holzbock, bleibt geduldig, manchmal jahrelang, auf seiner Pflanze sitzen und lässt sich erst bei einem vorbei- kommenden Wirt fallen. Anders die viel größere und sehr beweglichen Hyalom- ma. Zecken aus diese Gattung nehmen aktiv die Verfolgung auf, wenn sie einen Wirt entdeckt haben. Bis zu hundert Me- ter laufen Sie auf einen Widerkäuer, ein Huftier oder den Menschen zu. Oder sie verfolgen ihn. Das ist die Stelle, an der der Verfasser dieser Zeilen sich erstmalig unwohl fühlt. Gedankennotiz: der Hund schläft ab jetzt draußen. Ist bis jetzt die Diskussion, dass ein- heimische Zecken die Borreliose und FSME übertragen, bekommen wir nun neue Gefahrenpotentiale. Die exotischen Hyalomma – nicht tropisch, das ist ein Unterschied – tragen häufig die Erreger des Krim-Kongo Fiebers (CCHFV) oder des Fleckfiebers. Das durch Rickettsien ausgelöste Fleckfieber ist noch relativ gut medikamentös behandelbar. Das CCHFV hingegen führt in vielen Fällen zu hämorrhagischen Komplikationen. Durch Blutungen von Darm, blutigem Erbrechen und großflächigen Hautblu- tungen, kann der Verlauf der Krankheit auch tödlich enden. Wer bei der Arbeit viel an Gebüsch und in hohem Gras he- rumläuft, sollte noch stärker als bisher darauf achten, dass er bei dieser Tätig- keit keine Zecken einsammelt. Sicher- lich sollte man nicht hysterisch werden, aber eine Zeckenzange oder ähnliche Werkzeuge zum schnellen und zerstö- rungsfreien Entfernen von Zecken, sollte schon aus Gründen des Arbeitsschutzes, etwa im Handschuhfach, bereitliegen. Es empfiehlt sich ebenfalls, Mitarbeiter im Rahmen der jährlichen Unterweisung auf Hyalomma-rufipes Männchen und Weibchen. Die Art hat sehr auffällig gestreifte Beine. Bildrechte: Daktaridudu
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