web_S&E_03_2019_ub

Schützen & Erhalten · September 2019 · Seite 33 AUSBILDUNG I werksmeister könne es überraschend sein, wie sich ein Auszubildender entwickle. „Vielleicht haben Sie sich an den Kopf gefasst und gesagt, wie konnte ich den nur einstellen“, sprach er an, dass nicht jeder Geselle von Anfang an überzeugt habe. „Handwerk ist ein Wagnis.“ Dass nicht jeder die Anforderungen gleich ernst genommen habe, sprach auch Gerlach an. Der Gesellenbrief beweise, dass die Anwesenden die Herausforderun- gen erfolgreich gemeistert hätten. Dabei hob er besonders den Kameruner Jaques Yves Siewe Mbouthe hervor, der vor vier Jahren ohne Deutschkenntnisse nach Deutschland gekommen sei. „Yves ist der erste Flüchtling, der die Ausbildung zum Holz- und Bautenschützer geschafft hat.“ Der junge Mann widerlege die Stamm- tischparole, dass die Flüchtlinge alle nach Deutschland kämen und nichts machten. Dabei seien die Hürden für sie deutlich höher als für die meisten anderen. Das betreffe Papiere und Zeugnisse, die oft nicht den Anforderungen der Behörden entsprächen, wie auch den Aufenthalts- status. In den vier Jahren in Deutschland habe Yves die Sprache fließend in Wort und Schrift gelernt. Er sei immer pünktlich und bereit zu lernen gewesen. Gerlach forderte die Junggesellen zu verantwor- tungsbewusstem Arbeiten auf. „Seien Sie ein guter Handwerker. Überlegen Sie jeden Tag, dass Sie mit anderer Leute Geld arbeiten und machen Sie gute Arbeit.“ Manfred Fleischmann, Vorsitzender des Prüfungsausschusses gab den Jung- gesellen zum Abschluss noch einige warnende Worte auf den Weg. Denn im Gegensatz zu den Prüfern, die die Gesellenstücke objektiv nach fachlichen Kriterien bewertet hätten, müssten Hand- werker im Beruf auch mit überkritischen Kunden rechnen. Manche würden auch einwandfreie Arbeit beanstanden, um den Preis zu drücken. Darauf müssten sich die Gesellen vorbereiten und umso korrekter arbeiten, um keinen Ansatz für Kritik zu bieten. Erstabdruck im Kreis-Anzeiger Nidda vom 26.08.2019 Lehm und was man daraus machen kann I m diesjährigen Lehmbauseminar der Knobelsdorff-Schule Berlin, welches wie immer im 2. Ausbildungsjahr im Rahmen des Lernfelds 8 statt- fand, lag der Schwerpunkt im Be- reich Stampflehmtechnik. Eine der ältesten Lehmbautechniken ist die Stampflehmtechnik, die lange in Ver- gessenheit geraten war. Heute findet der Stampflehmbau in der modernen Architektur aufgrund seiner starken ästhetischen Ausdruckskraft wieder vermehrt Verbreitung. Hinzu kommen noch seine hervorragenden raum- klimatischen Eigenschaften z. B. als Wärmespeichermasse und zur Feuch- teregulierung. Für eine Stampflehm- wand wird der erdfeucht aufbereitete Lehm lagenweise in eine geeignete Gleitschalung eingebracht und mecha- nisch verdichtet (Bild 3). Der eingefüllte Stampflehm kann in der Regel sofort entschalt werden, er ist formstabil. Durch Beimischung farbiger Lehm- anteile in die Stampflehmmischung kann beim Verdichtungsprozess eine ästhetisch besonders ansprechende Struktur (Bild 2) geschaffen werden, die eine weitere Oberflächenbehand- lung erübrigt. Wir danken den beiden Maurermeistern Frank Rawolle, Andreas Joerdens und unserem Klassenlehrer Herrn Reichmann für die lehrreiche Woche. Klasse 1171, Knobelsdorff-Schule Berlin Fotos: Kay Reichmann 1 Putzübung an der Modelwand − Stephan Leuschner 2 Die Teilnehmer aus dem 2. Lehrjahr Berlin 3 Stampflehm-Verdichtung 1 2 3

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=