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Schützen & Erhalten · September 2019 · Seite 6 FACHBEREICHE I HOLZSCHUTZ Unter Beteiligung der BAM Berlin, Infrarot- und Trocknungstechnik GmbH und dem Ing.-Büro E. Flohr GmbH Dessau wurde nun eine praxistaugliche Gerätetechnik zur objektiven Ermittlung von Fraßge- räuschen entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine kompakte Messeinheit (Bild 1). Sie besteht aus einem 8 Kanal- Messverstärker, an dem jeweils 5 m lange Kabel (optional verlängerbar auf 10 m) mit entsprechenden Mikrophonen (industrielle Beschleunigungsaufnehmer mit einer Empfindlichkeit von 100 mV/g) verbunden sind. Über einen Digitalwandler werden die Signale per USB an eine Recheneinheit weitergeleitet. Mit einer Registriersoftware wird der Signalverlauf aller 8 Mikrophone (Plot 0 bis 7) kontinuierlich und in Echtzeit dargestellt. Die Zeitparameter (Triggerpegel, Samples und Abtastrate) können individuell eingestellt werden. Zur späteren Analyse und Weiterbearbeitung werden die Messwerte mit Kanalnummer, Datum und Uhrzeit abgespeichert (Bild 2). Die Auswertung der bereits 2017 durchgeführten Feldversuche ergab, dass an vielen Messstellen Fraßgeräusche nachgewiesen werden konnten und damit eine differenziertere Einschätzung der Holzbauteile möglich ist. Beispiel1 In einer kleinen Dorfkirche wurden Teile der Turmkonstruktion ausgebaut und vor ca. 20 Jahren durch neues Kiefernholz ersetzt (Bild 3). An den noch vorhandenen Althölzern waren frische Bohrmehlauswürfe zu erkennen. Es sollte festgestellt werden, ob es sich bei den Bohrmehlauswürfen um Hausbockaktivität handelt oder dies beispielsweise durch Sekundärinsekten hervorgerufen wurde. Weiterhin sollte ein möglicher Befall an dem neuen Kiefernholz ermittelt werden. Die Auswertung ergab, dass sowohl an den alten und den neuen Hölzern eine Hausbockaktivität vorliegt. Eine Insektenbekämpfung ist demnach lokal im Bereich des Kirchturms an den neuen und alten Hölzern notwendig. Eine Im- prägnierung des gesamten Dachstuhls ist nicht erforderlich, da hier keine Aktivität nachgewiesen werden konnte. Von den drei infrage kommenden Infektionsmöglichkeiten des Hausbock- befalls kann heute nur noch spekuliert werden. Es wäre möglich, dass ein Altbefall vom Dachstuhl auf das neue Holz übergriff. Weiterhin sind der Anflug von außen und damit eine Infektion denkbar (Lockwirkung vom neuen Holz). Auch der Einbau bereits infizierter Hölzer ist nicht auszuschließen. Eine zweifelsfreie Ursachenbestimmung ist heute nicht mehr möglich. Beispiel 2 Ein sehr umfangreicher Hausbockschaden wurde in einem mehr als 100 Jahre alten Dachstuhl eines Wohnhauses festgestellt. Vor Beginn der Sanierungsarbeiten hat der Bauherr berichtet, dass er in einem Bereich immer wieder Fraßgeräusche gehört hatte, ohne den Ort genauer bestimmen zu können. Nach Installation der Messtechnik (Bild 4) und Auswertung der Messungen konnten anhand der Lage der Mikrophone die Hausbocklarve im Holz genauer lokalisiert werden. Dadurch war eine lokale Behandlung möglich. An den De- ckenbalken konnten keine Fraßgeräusche nachgewiesen werden. 1 Hardware zur Detektion von Hausbockfraßgeräuschen 2 Darstellung der Fraßge- räusche in unterschiedlicher Vergrößerung 3 Platzierung der Mikrophone an Althölzern und neuem Holz im Kirchendachstuhl 4 An den umfangreich geschä- digten Hölzern wurden nur vereinzelte Aktivitäten nach- gewiesen werden 1 2 3

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