web_S&E_03_2019_ub

Schützen & Erhalten · September 2019 · Seite 75 DIE EX-PRESS Berufsinformation des DSV e.V. | Branchenthema ses Frühjahr in mehreren Fällen frisch zertifizierte Spürhunde-Teams bei der Suche an vermuteten Befallsherden von Bettwanzen, stattdessen Wollkrautblü- tenkäfer (Anthrenus verbasci) angezeigt hatten. Einzelfälle oder den selben Fehler mehrfach beim selben Hund hätte man ja verstehen können. Aber die falsche Detektion zeigten unabhängig voneinander mehrere Hunde. Wie gesagt, deren Zertifikation lag noch nicht lange zurück. Sie waren also im Training und hatten die Prüfung auf Bettwanzen mit Bravour bestanden. Deshalb prüfte die BBF in diesem Jahr bei verschiedenen Zertifizierungen neben den richtig zu erkennenden Bettwanzen, auch mit Proben von Anthrenus. Etwa die Hälfte der Suchhunde zeigte auch bei den Käfern an, also als vermeintliche Bettwanzen. Das ist natürlich völlig ungeeignet. Wollkrautblütenkäfer riechen anders Fieberhaft begann eine Fehlersuche, um wieder zuverlässige Spürhunde zu haben. Wir können davon ausgehen, dass Bett- wanzen und Käfer sehr unterschiedlich riechen. So unterschiedlich zumindest, dass der Hund sie auseinanderhalten kann. Dennoch riechen sie ein bisschen ähnlich, so wie alle Insekten einen gewissen ähnlichen Geruch haben sollten. Wenn also der Hund nun einen Käfer findet, erkennt er, dass dies keine Bett- wanze ist, es riecht aber ähnlich. Er ist also verunsichert. Hier ist das Zusammenspiel von Hundeführer und Tier nun von entscheidender Bedeutung. Bekommt der Hund, wenn er sein Herrchen anschaut eine Bestätigung, wird er lernen, dass auch Käfer angezeigt werden sollen. Eine Belohnung (Futter, Spielzeug) erfolgt unmittelbar. Noch bevor der Hundeführer die Möglichkeit hat, sich von der Rich- tigkeit des Angezeigten zu überzeugen. Manchmal bemerkt ein Hundeführer den Fehler auch gar nicht, weil dem Hund blind vertraut wird. Schließlich ist der ja zertifiziert und hat die bessere Nase. Sie sehen also, wie wichtig es ist, dass bei einer Bettwanzensuche auch Sachverstand vorhanden ist. Seien Sie deshalb skeptisch, wenn ein „unabhängiger“ Hundeführer irgendetwas entdeckt hat. Letztendlich zählt immer noch das gefundene Objekt, die Bettwanze (oder eindeutige, frische Spuren), um über eine Behandlung zu entscheiden. Zertifizierung verschärft Um dem Problem falscher Anzeigen zu begegnen, hat die BBF ihr Prozedere dahingehend geändert, dass zertifi- zierte Hunde alle drei Monate für eine Trainingseinheit zu einem Stützpunkt der BBF gehen müssen. In Deutschland wäre das z.B. am Frankfurter Flughafen. Dort werden die Teams nun auch mit Käferproben konfrontiert. Diese dürfen von den Hunden nicht angezeigt werden. Für die Bettwanzenerkennung werden Waschlösung-Extraktionen lebender Bettwanzen verwendet. Das Extrakt beinhaltet ein Pheromon, welches nur von lebenden Bettwanzen verströmt wird. Dies auf ein Filterpapier aufgetragen, hält sich im Kühlschrank einige Wochen frisch. Auf diese Geruchskomponente trainierte Hunde sind zielsicher in der Lage nur lebende Bettwanzen anzuzeigen. Alle anderen Komponenten, die nach „Insekt“ riechen und bei vorhandenen anderen Insekten, wie den Anthrenus, zu Verun- sicherung führen können, sind in den Trainings- und Konditionierungsproben nicht mehr vorhanden. In diesem Jahr häuften sich Fehl- interpretationen auch bei bereits zertifizierten und erfahrenen Spürhunden. (Bild: Péter Göblyös).

RkJQdWJsaXNoZXIy OTg3NzQ=