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Schützen & Erhalten · Dezember 2017 · Seite 22 Fachbereiche Sachverständige In der Beurteilung erscheinen anschließend die Ergebnisse der messtechnischen Untersu- chungen, die Auswertung der Messergebnisse – beides zusammengefasst im sog. Messprotokoll − und, wenn möglich, abschließend die Bestim- mung der eigentlichen Schadenursache. Spätestens bei der Erstellung des Abschluss- berichts und der Interpretation der Messergeb- nisse stößt man oft an die Grenzen zwischen Realität und Vermutung. Schon die ermittelten Messergebnisse der einfachen Feuchtigkeits- messgeräte, die mittlerweile zur Grundausstat- tung der Bauwerksdiagnostiker gehören, berei- ten dem Anwender Kopfschmerzen. Noch immer findet man in Messprotokollen und Gutachten Messergebnisse, die in Gewichtsprozent oder Masseprozent angegeben werden. Dies ist in den seltensten Fällen möglich. Die von den Geräte- herstellern mitgelieferten Umrechnungstabellen und / oder eingebauten Kalibrierkurven halten nicht das, was sie versprechen. Eine Ausnahme ist der Baustoff Holz – mit dem entsprechenden Holzfeuchtigkeitsmessgerät und der passenden Kalibrierkurve zeigt das Display den tatsächlichen Holzfeuchtewert an. Bei allen anderen minera- lischen Baustoffen kann das Feuchtigkeitsmess- gerät lediglich als Indikator zwischen hohem und niedrigem Messwert eingesetzt werden. Es ist und bleibt (leider) nur ein Vergleichsmessverfahren, mit dem eine Vergleichsmessung zwischen min- destens zwei Messpunkten durchgeführt werden kann. Diese Aussage bezieht sich auf alle elektro- nischen Feuchtigkeitsmessverfahren, welche nach dem Prinzip der Widerstandsmessung, dem di- elektrischen oder Mikrowellenverfahren arbeiten. Bei jeder Schadenbesichtigung ist eine Mes- sung der Raumtemperatur und Raumluftfeuch- tigkeit ein Muss. Ohne die Ermittlung der kli- matischen Bedingungen am Tag des Ortstermins können mögliche Rückschlüsse auf die Schaden- ursache fehlerbehaftet sein. Ein unüberlegtes Vorgehen führt zu falschen Diagnosen. Dies gilt sowohl für Messungen im Sommer wie auch im Winter. Eine hohe Luftfeuchtigkeit zum Beispiel hat einen geringeren Widerstand bzw. eine hohe Leitfähigkeit und beeinflußt damit das Messer- gebnis. Der Messwert liegt höher als bei einer niedrigen Luftfeuchtigkeit. Dies trifft auch auf Messgeräte zu, die nach dem dielektrischen Ver- fahren funktionieren. Gerade in der kalten Jahreszeit, wo diese Art von Messungen überwiegend eingesetzt werden, sollte man die nachfolgenden Punkte beherzigen. – – Messkoffer nicht über Nacht im Auto las- sen – – beim Eintreffen vor Ort das Messgerät zur Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsmessung beim Gang zum Objekt einschalten und die Außenwerte notieren – – im Objekt das Raumklima messen und die Messwerte mit den Außenwerten verglei- chen Nur durch diese Vergleichsmessung lassen sich verwertbare Rückschlüsse − zum Beispiel auf das Nutzerverhalten des Bewohners − schließen. So- mit lässt sich auch ganz einfach nachweisen, ob der Bewohner der betroffenen Wohnung vor dem Eintreffen des Diagnostikers ausgiebig gelüftet hat. Das ist dann der Fall, wenn die Werte der Außen- und Innenmessung nahezu gleich sind. Weiterführende Messungen würden sich dann erübrigen. Eine Alternative ist das Aufstellen von Da- tenloggern zur Langzeitmessung des Raumklimas. Dies ist aber nur in den Monaten zu empfehlen, an denen ein ausreichender Temperaturunter- schied zwischen Innen- und Außentemperatur vorliegt. Häufig kommen auch bei der ersten orien- tierenden Messung schon kleine Thermografie- kameras zum Einsatz – sog. Pyrometer. Messung der Oberflächentemperatur, zur Orientierung dient der rote Laserpunkt. Das sind Oberflächentemperaturmessgeräte, die die Infrarotstrahlung des zu messenden Objektes aufnehmen und die Temperatur in einem Zahlen- wert im Display anzeigen. Sehr oft unterstützt ein roter Laserpunkt als Orientierungspunkt die Messung. Die Preisspanne dieser Pyrometer geht von sehr preiswert bis teuer. Ausschlaggebend für den Preis ist unter anderem die verbaute Op- tik. Diese wird bei vielen Geräten als Verhältnis- wert auf das Gehäuse gedruckt und kann sich wie folgt darstellen: – – 8:1 – – 12:1 – – 30:1 – – 50:1 Der Aufdruck gibt Aufschluss darüber, wie sich der Messfleck in Abhängigkeit zur Entfernung zum Objekt verändert. Um Messfehler zu vermeiden, ist es wichtig zu wissen, welche Optik im Pyrometer steckt. Messung der Klimabedingungen beim Ortstermin ist ein Muss. Besonders in der kalten Jahreszeit muss der Messkoffer sich akklimatisieren, am besten bei geöffneten Kofferdeckel.
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