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Schützen & Erhalten · Dezember 2017 · Seite 26 Fachbereiche Schimmelpilze Bild 3: Erst auskeimen, dann killen: Die Fungizide der Anti-Schimmelfarbe wirken nicht gegen Sporen, son- dern nur gegen vegetative Zellen. Dazu müssen die Sporen zunächst auskeimen. In 1 und 2 ist bei 100- und 600-facher Vergrößerung zu sehen, dass sich dazu kleine Keimschläuche ausbilden, erst dann kann das Fungi- zid angreifen. Das Wachstum wird eingestellt. Passiert das aber nicht, weil z.B. das Fungizid nicht ausreichend mobilisiert ist, so geht das Wachstum ungehindert weiter wie in 3 und 4 (Inokulum Sporensuspension aus Ulocladium chartarum, Cladosporium cladosporioides und Aspergillus niger in 10%er Malzextraktlösung, nach 28 Tagen bei 95% r.F. und 24°C im Klimaschrank). 1 2 3 4 Bild 1 und 2: Bakterien auf der Kontrollprobe 1 sind gut gewachsen, die bestrahlte Probe 2 hingegen zeigt eine deutlich reduzierte Biomasse (Baclight, Blauanregung 600fach). Bild 3 und 4: Algen (in 3 vital rot) werden im Bestrahlungsversuch in Bild 4 abgetötet, jedoch wird die Biomasse nicht reduziert (Sytox, Blauanregung, 600fach). Bild 5 und 6: Aufgrund der dicken Zellmembran bei Schimmelpilzen hat der Photokatalysator in Bild 5 keine Wirkung, der DEAD-Sensor-Sytox kann die Zellen nicht anfärben, wie bei den Algen beobachtet (Sytox, Blauanregung, 600fach). dabei nicht, der Effekt kann quasi lebenslang abgerufen werden. [5, 10] Photokatalytische Beschichtungen konnten insbesondere als lufterfrischende Beschichtungen punkten, in Raucherkneipen konnte nachweis- lich der Nikotingeruch reduziert werden. Bei komplex aufgebauten Molekülen kam es aber zur Bildung von Zwischenprodukten mit erheblicher Geruchsentwicklung. Auf diese Weise können auch Mikroben ange- griffen werden. Bei Bakterien kann es sogar bis zum vollständigen Abbau der Zellen kommen. Bei Algen konnte eine letale Wirkung nachgewiesen werden. Ein Abbau der Algenbiomasse blieb je- doch aus. Auf Pilze konnte keine Wirkung fest- gestellt werden [11]. Im Gegenteil: In einem Be- siedlungsversuch mit Bakterien auf beschichteten Prüfkörpern konnte abweichend sogar eine Pro- vokation von Schimmelpilzwachstum beobachtet werden. Durch den Abbau der Bakterienbiomasse, die natürlich nicht so einfach als Kohlendioxid verschwindet, wurden durch den Photokatalysa- tor kleinste Biomassehäppchen erzeugt, welche durch Pilze hervorragend verstoffwechselt werden können. Auch in Freibewitterungsversuchen wurde dieser Effekt beobachtet, generell wurden längere bewuchsfreie Zeiträume detektiert. Kam es jedoch zu einem Befall, so war er stärker ausgeprägt als auf den Referenzproben [11]. Vorteil der photokatalytisch aktiven Be- schichtungen ist der Langezeiteffekt des Pho- tokatalysators, der Effekt ist auch bei normaler Raumluftfeuchte abrufbar. Im Innenraum wer- den speziell dotierte Katalysatoren eingesetzt, um bei der geringeren UV-Strahlung im Innen- raum dennoch wirkungsvolle Ausbeuten an Ra- dikalen zu erzeugen. Nachteil ist die unspezifische Wirkung, die sich auch gegen die organischen Bestandteile der Baustoffe selbst richtet. Zudem wirken jeweils nur Formulierungen mit Nanopartikeln photokataly- tisch, was zu Gesundheitsbedenken geführt hat. Titandioxid-Nanopartikel wurden durch die Inter- national Agency for Research on Cancer (IARC) in die Kategorie 2B eingestuft und stehen im Verdacht, bei Inhalation krebserregend zu sein. Nicht abschließend ist zudem geklärt, ob der physikalische Effekt der Photokatalyse auch als biozide Wirkung einzustufen und damit zulas- 1 4 2 5 3 6
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