Web_SuE_4_2017_ub

Aus der Praxis Schimmelpilzanalysen: Anerkannte Regeln und Stand der Technik im Ausland Stand der Technik in Deutschland In deutschen Richtlinien wird hinsichtlich der Me- thodik zu weiterführenden Untersuchungen von mikrobiellem Befall zwischen „Anerkannten Regeln der Technik“, „Stand der Technik“ und „Stand von Wissenschaft und Technik“ differenziert. Die in den Richtlinien aufgeführten Analy- semethoden, die den anerkannten Regeln der Technik oder dem Stand der Technik entspre- chen, basieren fast ausschließlich auf dem Kul- tivieren und Mikroskopieren der zuvor entnom- menen Proben. Diese Analysemethoden haben sich in der Vergangenheit als nützliche Werkzeuge bewährt, da sie dem Sachverständigen wertvolle Informa- tionen in Bezug auf die analysierten Arten und den Wachstumszustand der identifizierten Mi- kroorganismen geben. Schwachstellen Schwachstellen der Kultivierungsmethoden sind jedoch die begrenzten Möglichkeiten zur präzi- sen quantitativen Bestimmung der Biomasse. Beim Kultivieren werden KBE (koloniebilden- de Einheiten) nachgewiesen, die keine ausrei- chend genaue Einheit zur Quantifizierung der Biomasse sind. Die Analyseergebnisse unterliegen sowohl bei dem Auswerten der kultivierbaren Schim- melpilze als auch bei der Mikroskopie im hohen Maße der individuellen Beurteilung und der per- sönlichen Interpretation der Person, welche die Analyse durchführt, was unvermeidlich Nachteile bezüglich der Reproduzierbarkeit der Analyseer- gebnisse mit sich führt. Das bedeutet, dass – auch wenn diese Ana- lyseverfahren in Deutschland validiert und als Stand der Technik anerkannt sind – eine aus- sagekräftige Reproduzierbarkeit fraglich bleibt. Ein Blick über die Landesgrenze Beim Blick über die Landesgrenzen zeigt sich, dass im Ausland Messverfahren validiert sind, welche die Schwachstellen in Bezug auf die in- dividuelle Beurteilung und die unzureichende Reproduzierbarkeit nicht aufweisen. So wird in vielen Ländern – wie z.B. in den USA und in Dänemark – die biochemische Me- thode zur quantitativen Bestimmung der Schim- melpilz-Biomasse durch den Nachweis von En- zymaktivität als anerkannte Regel der Technik von der Fachwelt akzeptiert. Der Nachweis von Enzymaktivität ist ein bio­ chemisches Analyseverfahren, das genaue und gut reproduzierbare Messergebnisse liefert, weil die gesamte Schimmelpilz-Biomasse quantitativ analysiert wird und nicht der individuellen Be- urteilung des Betrachters unterliegt. Die Schimmelpilz-Biomasse wird bei die- sem Verfahren über das Niveau der Aktivität des Enzyms β -N-Acetylhexosaminidase (NAHA) nachgewiesen. Zahlreiche internationale wissenschaftliche Untersuchungen haben erwiesen, dass das Ni- veau der NAHA-Enzymaktivität mit der Menge der Schimmelpilzmasse korreliert. Aus diesem Grund ist das NAHA-Enzym ein sicherer Indikator für den Nachweis von Schimmelpilz. Die Enzymaktivität ist auch bei nicht keim- fähigem Schimmelpilz vorhanden und lässt erst bei sehr alter, seit Jahren abgestorbener Bio- masse deutlich nach. Das Enzym wird bei der Analyse mittels eines künstlichen Enzymsubstrates extrahiert. Dadurch wird Fluorophor freigesetzt, der mittels eines Fluorometers gemessen wird. Schnelle Laboruntersuchung, kein Schnelltest In Deutschland wird diese Methode fälschlicher- weise oft mit nicht standardisierten Schnelltests verglichen, bei denen Biomasse innerhalb von wenigen Minuten nachgewiesen werden soll. Bei diesen nicht standardisierten Schnell- tests, wie z. B. dem ATP-Nachweis, werden die dickwandigen Pilzzellen oft nicht geöffnet und das ATP-Molekül wird oft nicht vollständig ex- trahiert. Dies wiederum kann zu falschen, ne- gativen Analyseergebnissen führen. Im Gegensatz zu diesen Schnelltests beruht die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der En- zymaktivität als Nachweismethode darauf, dass das Enzym bei der ca. 30-minütigen Inkubati- onszeit aus den Zellen extrahiert wird. Dies er- möglicht eine genaue und gut reproduzierbare Quantifizierung der Schimmelpilz-Biomasse. Fazit Hinsichtlich der Methoden zur Analyse von mi- krobiologischen Schäden gibt es kein Verfahren, das alle Anforderungen erfüllt. Bei der Erarbeitung von Untersuchungsstra- tegien muss im Einzelfall geklärt werden, welche Kriterien die angewandte Untersuchungsmethode erfüllen soll und welche Informationen in Be- zug auf das Analyseergebnis im jeweiligen Fall relevant sind. Die Analysemethoden, die in Deutschland als anerkannte Regeln und Stand der Technik akzep- tiert werden, erfüllen die Ansprüche bezüglich der Quantität und Qualität der Messergebnisse. Jedoch werden weitere wichtige Kriterien wie etwa gute Reproduzierbarkeit und schnelle Ana- lyseergebnisse besser durch Analysemethoden erfüllt, wie sie z. T. im Ausland als anerkannte Regeln und Stand der Technik akzeptiert werden. Ein Blick über die Landesgrenze könnte da- her den deutschen Markt bezüglich der Analy- severfahren bereichern. Es schreibt für Sie: Christoph Höflich in Dänemark gerichtlich be- stellter Sachverständiger für Gebäudediagnostik Sanders Forte 1 – DK 6400 Sønderborg Telefon: +45 41694114 E-Mail: byggeteknik@hoeflich.dk Internet: www.hoeflich.dk SCHOLTZ SOFTWARE 08861 / 910 999 0 info@scholtz.de www.scholtz.de seit 1989 Die Branchensoftware für die Bausanierer B2BAU NEUENTWICKLUNG Für DHBV-Mitglieder: 10% Nachlass auf das Grundmodul Wir wünschem Ihnen erholsame Weihnachtsfeiertage und ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr! Schützen & Erhalten · Dezember 2017 · Seite 34

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