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Schützen & Erhalten · Dezember 2017 · Seite 74 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Branchenthema fer abgeschossen werden können. Die Gifthaare werden vom Wind verdriftet und sie werden in einem Areal von 500m um befallene Bäume nachgewiesen. Der kritische Bereich in dem Spaziergänger Symptome zeigen, lässt sich je- doch eher auf 100m um die betroffenen Bäume eingrenzen. Menschen reagieren unterschiedlich empfindlich auf die Brennhaare. Dabei ist nicht so sehr der direkte Kontakt mit den Raupen er- forderlich, sondern es genügt die Nähe zu Bäu- men, an denen die EPS fressen. Symptome zwischen harmlos und lebensbedrohend Für die meisten Menschen ist der Kontakt zu- nächst nur unangenehm und führt zu Juck- reiz und Hautreizungen. Dabei bilden sich Rötungen, Schwellungen und Quaddeln. Der Juckreiz ist mitunter sehr stark und kann mehrere Tage anhalten. Betroffen sind beson- ders die dünnen Hautpartien und Stellen, an denen Kleidung an der Haut abschließt und reibt (Bündchen etc.). Auch das Einatmen der Brennhaare ist möglich und kann neben der Reizung der Schleimhäute bis zu asthma- tischen Reaktionen führen. In seltenen Fällen wird von Entzündungen der Augenbindehaut berichtet. Allerdings treten auch heftige all- ergische Symptome (Raupendermatitis) auf. Die Sensibilität betroffener Menschen steigt mit der Häufigkeit des Kontakts mit Brenn- haaren stark an. Etwa 2‰ der Betroffenen müssen stationär im Krankenhaus behandelt werden. Es besteht in Einzelfällen das Risiko eines pseudoallergischen Schocks. Raupen- haare sind auch nach mehreren Jahren noch wirksam. Die Haare sammeln sich unter befal- lenen Bäumen an, so dass sich Personen ver- letzten und Symptome zeigen können, ohne dass am Baum ein aktiver EPS Befall vorliegt. So werden mitunter auch ahnungslose Pickni- cker und Erholungssuchende geschädigt, die im Wald spazieren gehen, oder in der Nähe ehemals befallener Bäume rasten. Massenvermehrung inzwischen regelmäßig Früher wurden klassisch einzelne Bäume an Wal- drändern oder Alleen befallen. Zunehmend wer- den aber in den letzten 15 Jahren auch ganze Waldgebiete mit geschlossenen Eichenbeständen durch den EPS geschädigt. Die stärkste Befallssituation haben wir in Teilen von Mittel- und Unterfranken, Sachsen- Anhalt und der Region Berlin-Brandenburg. Auch in Nordrheinwestfalen sind Meldungen aus Mon- heim, Leverkusen, Mettmann, Ratingen und Köln zunehmend. Von Sachsen-Anhalt kommend wurde inzwischen der Nordosten Niedersachsens besie- delt. Es scheint drei grobe Ausbreitungsgebiete zu geben. Grundsätzlich vom nördlichen Baden- Württemberg und Bayern weiter nach Norden, von den Niederlanden nach Osten in das Rhein- gebiet und von Brandenburg und Sachsen-Anhalt nach Westen. Je nach Quellenangabe und Region schwankt die Ausbreitungsgeschwindigkeit von 7km bis 30km pro Jahr. Mittlerweile werden ge- schädigte Bäume aus allen Bundesländern ge- meldet. Historischen Berichten zu Folge, war die Art früher flächendeckend in ganz Deutschland verbreitet und wir scheinen nun zu erleben, wie dieser Schmetterling seinen ursprünglichen Le- bensraum zurückerobert. Wenig Möglichkeiten dem Schädling beizukommen Da es um den Schutz der Menschen vor Aller- gien und Schäden durch die Brennhaare geht, haben wir beim EPS, trotz der Schädigung der Bäume, eine Anwendung von Bioziden. Die Be- handlung der Bäume ist Ende April und Anfang Mai am sinnvollsten, wenn die Raupenstadien noch keine oder nur wenig Brennhaare entwi- ckelt haben. Dadurch ergibt sich nur ein sehr enges Zeitfenster für eine Behandlung. Das der- zeit verwendete Biozid darf nur noch bis einschl. 2018 eingesetzt werden. Für den Zeitraum da- nach ist jegliche Biozidanwendung unklar. Die Wartezeit nach einem Biozideinsatz sind 48 Std. Die behandelten Gebiete sind zu kennzeichnen damit Unbefugte nicht mit Resten der Biozide in Kontakt kommen. In Wasser dürfen die Biozdi- de nicht eindringen und es sind entsprechende Abstände vorgeschrieben. Das ist in der Praxis kaum einzuhalten. Im Bundesland MVP gibt es Alleen, die die einzige Durchgangsstrasse für den Fernverkehr darstellen. Hier ist bereits eine Sperrung von wenigen Stunden, nur zur Be- handlung, eine Katastrophe. Wenn Autos dann mit geschlossenen Scheiben diese Allee herun- terfahren, halten wir ein Expositionsrisiko für vernachlässigbar. Beim Motorradfahrer wird die Situation schon schwieriger. Alternativ gibt es noch die mechanische Entfernung der Raupen und Nester. Dies kostet allerdings sehr viel Zeit. Zeit die oft genug nicht vorhanden ist, wenn alle (qualifizierten) Firmen, die EPS Behandlungen durchführen, im Einsatz sind. Außerdem ist Zeit die entscheidende Kom- ponente, die eine Dienstleistung teuer macht. Dieses Geld haben gerade kleine Kommunen, die stark unter EPS leiden, nicht. Ganze Regionen sind verzweifelt Risikogruppen die sich mit Brennhaaren kon- taminieren können, sind zunächst alle Berufe, die im Wald oder im Agrarsektor mit Eichen und dann mit dem EPS in Kontakt kommen. Holzver- arbeiter und Abnehmer von Holz aus betroffenen Gebieten, Urlauber, Naherhohlungssuchende, Be- sucher von Freizeiteinrichtungen, Spielplätzen und Alleen mit Eichenbestand sind ebenfalls be- troffen. Bereits jetzt gehen in einigen Gebieten Ostdeutschlands, die auf Tourismus angewiesen sind, die Urlauberzahlen zurück. Wer will schon in ein Risikogebiet reisen und am Ende des Ur- laubs mit einer ausgewachsenen Raupenderma- titis seinen Hautarzt aufsuchen? In Zeiten der sozialen Netzwerke reagieren Menschen schnell und empfindlich auf empfundene Missstände. Aus diesen Regionen werden bereits die er- sten Streitfälle durch Schäden von mit Brennhaa- ren kontaminierter Ware berichtet. Ein Landwirt hatte Heu verkauft, durch dessen Verzehr Pferde krank geworden sind. Die Tierarztrechnung musste übernommen werden. Außerdem ist die restliche Ware unverkäuflich. Ähnlich war es mit verkauf- tem Brennholz, das mit den Nesselhaaren der Raupen verunreinigt war. Beim Handhaben und Verladen des Holzes erkrankten die Mitarbeiter des Holzhandels. Durch EPS lauert also für völlig Unbeteiligte eine unsichtbare Gefahr. Zugege- Abgesperrter Grünstreifen am Wanderweg. Auch unsere Nachbarn haben mit dem EPS zu kämpfen. Foto: Handige Harrie Männchen eines Eichenprozessionsspinners. Die unscheinbaren Falter paaren sich meist un­ mittelbar nach dem Schlüpfen und die Eier werden in den ersten Tagen abgelegt. Danach haben die Eltern ihre Schuldigkeit getan und eine Bekämpfung wäre sinnlos. Foto: Orchi

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