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Schützen & Erhalten · Dezember 2017 · Seite 8 Fachbereiche Holzschutz 3. Zeitliche Abhängigkeit zwischen Myzelwuchs und Fraßgänge Ein vom Echten Hausschwamm über- wachsenes und von Fraßgängen des Bunten Nagekäfers durchzogenes Schalbrett wurde von der Decken- unterseite ausgebaut (Bild 6). Die Dachgeschosswohnung (Seitenflü- gel einer Schlossanlage) steht seit ca. 30 Jahren leer. Die Pilzaktivität kann der Nutzungszeit zugeordnet werden, da nach der Räumung der Wohnung das Dach repariert und aktuell keine frischen Myzelien ge- funden wurden. Im Flächenmyzel des Echten Hausschwamms zeigen sich Spuren (Fraßgänge und Fluglöcher) vom Bunten Nagekäfer (Bild 7). Diese wurden nicht von Larven, sondern von adulten Käfer produziert. Das Schadbild beweist eindeutig, dass der Käferschlupf nicht während, sondern nach dem Pilzwachstum stattfand. Es beweist allerdings nicht, dass die Insekten nicht auf feuchtes Holz angewiesen sind. Hier ist eher eine Tendenz erkenn- bar, indem sich die Insekten nach Beendigung des Pilzwachstums (= trockenere Holzfeuchteverhält- nisse) zumindest weiter oder neu entwickelt haben. Würden sie sich ausschließlich im feuchten Holz ent- wickeln, müsste man mit Pilzmyze- lien wieder überwachsene Fraßgänge feststellen können, dies war jedoch nicht der Fall. Die in der Praxis beobachteten Beispiele bestätigen den Autor da- rin, dass es Generationsfolgen vom Bunten Nagekäfer durchaus im tro- ckenen Holz gibt und diese Insek- tenart, genau wie der Hausbock und der Gewöhnliche Nagekäfer, eher dem Trockenholz- als den Feuchthol- zinsekten zuzuordnen ist. Übrigens liegt das Wachstumsoptimum der beiden letztgenannten Trockenhol- zinsekten, genau wie der Bunte Na- gekäfer, nahe dem Fasersättigungs- bereich (ca. 30% Holzfeuchte). Andere Publikationen [5], [6], [7] und darin enthaltende Beobach- tungen aus der Praxis bestätigen, dass eine mehrjährige Insektenak- tivität im Holz mit Holzfeuchten deutlich unter 30% möglich ist. Für die Entwicklung der Käferart ist zwar unbestreitbar ein Fäulnisschaden Voraussetzung, jedoch nicht eine kontinuierliche Feuchte oberhalb des Fasersättigungsbereiches. [1] Noldt, Dr. U. et al., Praxishandbuch Holzschutz, Rudolf Müller Verlag [2] Ausbildungsbeirat, Beitrag Noldt, Dr. U., Handbuch zur Sachkundeaus- bildung Holzschutz am Bau, Seite 2–18 ff, Ausgabe Okt. 2017 [3] Ausbildungsbeirat, Redaktionelle An- merkung, Handbuch zur Sachkun- deausbildung Holzschutz am Bau, Seite 2–38, Ausgabe Okt. 2017 [4] Grosser, Dr. D., Schützen und Erhalten, Heft 3, 2016 [5] Klopfer, R., Entscheidungsfindung für Bekämpfungsmaßnahmen gegen den Bunten Nagekäfer – Chorgestül „Cusanusstift“, Bernkastel-Kues, Tagungsband Holzschäden im Fokus, Merkur Verlag 2007 [6] Waentig, F, Krupa, A., Monitoring von Holzschädlingen als Teil der Restauratorenausbildung – St. Mariae Geburt in Kempen, Tagungsband Holzschäden im Fokus, Merkur Verlag 2007 [7] Noldt, Dr. U., Beispiele und Anforde- rungen zum Monitoring von Schad­ insekten, Tagungsband der DGfH, 23. Holzschutztagung 2003 in Augsburg Bild 7 (oben): Detail vom schwammbefallenem Brett aus Bild 6 mit Fraßspuren vom Bunten Nagekäfer Bild 6 (links): Schadsituation an der Decke einer leer stehenden Wohnung Bildnachweis Nr.: 1 bis 7: Ing.- Büro E. Flohr GmbH Wasserschadenbeseitigung. akademie.tuv.com Fachkraft Wasserschadenbeseitigung J ww.tuv.com/seminar-17525 Projektleitung Wasserschadenbeseitigung (TÜV) J www.tuv.com/seminar-17520 Weitere Informationen unter: www.tuv.com/bauwirtschaft Tel. 0800 8484006 · servicecenter@de.tuv.com TÜV-DHBV-2017-Druck_twa 09.11.17 11:45 Seite 1

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