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Schützen & Erhalten · Dezember 2017 · Seite 84 Die Ex-Press Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Kanalbelegung ändert sich Im Rahmen eines Kolloquiums zur Kanal- sanierung war die TH-Nürnberg an uns herangetreten, inwieweit wir die tech- nischen Vorträge aus Sicht der Bekämpfung von Ratten im Kanal ergänzen könnten. Natürlich könnten und konnten wir. Es ist erfrischend, wenn Auftraggeber-Industrien fachliche Information nachfragen und nicht sich selber etwas zusammenstricken und uns den Beruf erklären. Bereits bei Besichtigung der begleitenden Aus- stellung zu den Vorträgen, war klar, es ändert sich viel im Kanal. Auch bei den Vorgesprächen mit den Organisatoren wurde geäußert, die tech- nischen Möglichkeiten bei der Rattenbekämp- fung darzustellen. Wir alle kennen spätestens seit der Pest-Protect 2016 die Tötungsfallen der Anticimex. In der Dezemberausgabe 2016 haben wir in der S&E über eine Ingenieursfir- ma mit dem ball-b System berichtet, die Köder- boxen herstellt, die sich per Schwimmerkugel bei steigendem Wasser verschließen und bei denen die Aktivität an den Ködern per Funkmo- dul bei geschlossenem Kanaldeckel ausgelesen werden können. So wird Arbeitszeit eingespart und die verbleibende Zeit wird gezielt dort auf- gewandt, wo die Bekämpfung angepasst werden muss. „Erst“ 80 Städte und Gemeinden haben auf solche Systeme umgestellt. Diese alarmie- rende Zahl zeigt aber, dass spätestens seit den RMM und der Diskussion Köder im Kanal sicherer einzusetzen, die konventionelle Kanalbelegung ein Auslaufmodell ist. Seien Sie kein Dinosaurier Zugegeben, im Spannungsfeld von Ködersicher- heit, Umweltschutz und erfolgreicher Bekämp- fung ist noch kein Königsweg erkennbar. Die vorgestellten Systeme sind teuer. Oft zu teuer, aber in den Amtsstuben wird gerechnet. Einmal- investitionen und dann mehr oder weniger war- tungsfreie (oder wartungsarme) Systeme rechnen sich mittelfristig. Sitzen bei Ihnen Dinosauri- er in den Amtsstuben haben Sie Glück und Sie können vermutlich noch eine Weile so weiter- machen wie bisher. Früher oder später werden aber die moderneren Tötungssysteme auch Einzug in den Kanal halten. Zu groß ist der Druck von den Kläranlagen, die sich über angeschwemm- tes Ködermaterial beschweren. Zu groß ist der politische Wunsch, den Einsatz von Bioziden zu mindern. Wenn sich unsere Branche damit nicht arrangiert und anpasst, werden andere, evtl. ungelernte Kräfte, die Kanalbelegung über- nehmen. Zur Not holt uns ein starres Festhalten an althergebrachter Arbeitsweise bei einer Pro- duktzulassung wieder ein. Etwa „...Ausbringung nur in dafür geeigneten....“ Was im Sinne des Gesetzgebers geeignet erscheint, bestimmen in den seltensten Fällen wir. Trotz Lobbyarbeit. Auch wenn durch unseren guten Dialog und der Vernetzung mit den Behörden seit 2013 eine Trendumkehr erkennbar ist. Wir werden inzwi- schen nicht mehr als reine Verweigerer gesehen, sondern als Gesprächspartner ernst genommen. Setzen Sie auf Sieg Schon jetzt sind die Systeme auf einfache Handhabung ausgerichtet. Schädlingsbekämp- fer werden dazu nicht unbedingt benötigt. Zu- nächst erst mal nur sachkundige Personen bei antikoagulantem Ködermaterial. Bei mecha- nischen Tötungsfallen genügt bereits ein Ta- geslehrgang. Zeit für die Schädlingsbekämpfer, sich mit den Herstellern zu arrangieren, bevor man wegrationalisiert wird. Wir bevorzugen na- türlich einen gesamtheitlichen Ansatz, der von Ahnung und Beratung geprägt ist. Den können nur Schädlingsbekämpfer leisten. Beide Heran- gehensweisen (mechanisch, rodentizid) benö- tigen unseren Beruf nicht, da Hersteller direkt mit den Kommunen verhandeln und ihre Systeme verkaufen können. Nur mit uns geht es schnel- ler. Lokal sollten Kollegen den besseren Draht zu Auftraggebern und Einzelpersonen haben, als ein entfernt sitzendes Entwicklerbüro oder eine seelenlose Vertriebsorganisation. Deshalb kann eine Kooperation interessant sein. Der Herstel- ler durchdringt schneller den Markt, dafür spart er zu bezahlendes Personal, was er in Form von Marge an Sie abgeben muss. Nur so entsteht eine funktionierende Handelsbeziehung. Mietsysteme die Ihnen nicht gehören, sind gefährlich. Dann betreiben Sie Akquise für Fremde und können durch Vertragskündigung um die Früchte Ihrer Arbeit gebracht werden. Eine ganz andere Variante ist natürlich, eigene Lösungen zu finden, die verhindern, dass Köder verloren gehen oder die dafür sor- gen, dass Ratten sicher und tierschutzgerecht mechanisch getötet werden. Vielleicht liest dies ja auch ein pfiffiger Kopf aus der Zulie- ferindustrie, der die Zeichen der Zeit erkennt. Nämlich dass noch Platz im Markt ist, für eine dritte oder vierte Lösung im Wettlauf um die Kanalbelegung. Das ganze Thema erscheint uns so wichtig und so zukunftsweisend, dass wir es in Form einer Podiumsdiskussion auf der Pest- Protect in Bremen behandeln werden (vergl. Programm v. 24.01.2018). Auswertung des DSV Beitrags Es macht Spaß, mit Profis zusammenzuarbeiten. So gab es ein ausführliches Teilnehmerfeedback. Immerhin 8% der Besucher sind extra wegen des Vortrags „Ratten im Kanal“ zu der Nürnber- ger Veranstaltung gekommen. Das zeigt für eine Fachveranstaltung, die sich mit Sanierung und technischen Vorgängen wie Schachtbauwerke und Dichtheitsprüfungen, also klassischen In- genieursleistungen auseinandersetzt, ein hohes Interesse an unserer Arbeit. Was vermuten lässt, dass es Wünsche nach Lösungen und Bedarf zur Aufklärung gibt. Es beruhigt ebenfalls, dass wir bzgl. der fachlichen Kompetenz die zweitbeste Referentenbewertung und bei der Vortragswei- se die beste Referentenbewertung erhalten ha- ben. Es ist uns also als Branche möglich, unsere Themen erfolgreich an die Zuhörer zu bringen. Solche Ergebnisse machen Mut, selber The- men für andere zu besetzten und auch mal Ver- anstaltungen nicht nur für unsere Mitglieder, sondern vielleicht mal mit dem Fokus Gastro- nomie, Hotellerie oder Handel für externe Teil- nehmer zu konzipieren. Das könnten wir für den Herbst 2018 planen. Öffentlichkeitswirksam präsentierte der DSV-Ge- schäftsführer Andreas Beckmann das Thema, Ratten im Kanal zu bekämpfen Referent und Moderator Prof. Krick nach dem Vortrag. Es entwickelte sich eine angeregte Diskussion mit dem Publikum Bildrechte: Technische Hochschule Nürnberg
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