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Schützen & Erhalten · Dezember 2019 · Seite 83 DIE EX-PRESS Berufsinformation des DSV e.V. | Branchenthema verdächtig wölbt. „Wie besprochen war ich gestern Abend noch im Tierheim und habe Katzenkot besorgt.“ Das ich gestern noch über dem Klo gebeugt, mit einem an der Hotelbar akquirierten Zahnstocher das Katzenstreu aus der Hinterlassenschaft eines schwer zu vermittelnden Katers gepuhlt hatte, verschweige ich. Auch das ich, nachdem wieder alles sicher in der Dose verstaut war, noch eine Weile über das Klo gebeugt geblieben bin. Aus Sicherhheitsgründen. Der Redakteur und ich gehen in den Keller. Im Sichtbereich einer der versteckten Kameras legen wir die Kotstücke an die Wand, auf den Boden. Jeder Schädlingsbekämpfer wird erkennen, dass das nicht von einer Ratte ist. Alle gehen auf ihre Plätze Wieder oben in der Wohnung, werde ich meinem Kamerateam vorgestellt. Wir sollen draußen die Straße überwachen. Der Plan ist, sobald der Betrüger das Haus betritt, höre ich per Konferenzschaltung aus der Einsatzzentrale (Bild 3) was im Haus passiert und was der vermeintliche Schädlingsbekämpfer zu unserer Frau Fuchs sagt. Das Kamerateam soll dann meine Live-Kommentare zum Sachver- stand des Betrügers aufzeichnen. Ebenso etwaige Dialoge bei einer Konfrontation auf der Straße. Das klingt gut. Ich freue mich darauf, entgeisterte Bemerkungen zu den dreisten Behauptungen von Möchtegernhandwerkern beizusteuern. Ich gehe mit meinem Team auf die Straße zum Einsatzfahrzeug, einem normalen PKW. Um darin zu dritt zu warten und nicht von außen entdeckt zu werden, ist der aber zu klein. Nie im Leben sitze ich mit zwei mir unbekannten Kreativmenschen Schulter an Schulter auf der Rücksitzbank eines Mittelklassewagen und warte einige Stunden bewegungslos, bis sich das schwarze Auto mit abgedun- kelten Scheiben langsam auf die vielfache Umgebungstemperatur aufgewärmt hat. Wir verstauen also stattdessen Kamera und Tonutensilien im Auto. Dann versuchen wir auf dem Parkplatz schräg gegenüber der Lockvogelwohnung, natürlich und unauffällig herumzustehen. Mir kommen erste Zweifel ob wirklich alles konsequent durchdacht ist. Ein Praktikant fährt das Kölner Fahr- zeug vor dem Eingang weg. Eine andere Praktikantin läuft in die entgegengesetzte Richtung zu ihrem Fahrzeug. Die beiden, nun oberhalb und unterhalb des Hauses postiert in dem das erste Filmteam wartet, sollen den Betrüger zuparken, wenn diesem klar wird, dass die Rechnung nicht bar oder per Karte bezahlt wird und die Gefahr besteht, dass er verschwindet, bevor die Polizei vor Ort ist. Nun heißt es warten Als ungeduldiger Mensch gefällt mir Warten ausgesprochen gut. Wir könnten die Zeit nutzen und an unserer Tarnung arbeiten. Miteinander reden erscheint für drei Personen auf einem Parkplatz am plausibelsten. Ich möchte den Plan durchgehen. Doch mein Kamerateam ist völlig ahnungslos. Man könnte sagen, wir sind planlos. Also fachsimpel ich von einem Thema, von dem ich keine Ahnung habe (Filmtechnik) und frage persönliche Fragen, deren Antworten mich nur mäßig interessieren. Die Zeit dehnt sich wie Kaugummi. Was machen wir 3 5 6 4 Fotos: Beckmann
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