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Schützen & Erhalten · Dezember 2019 · Seite 86 DIE EX-PRESS Berufsinformation des DSV e.V. | Branchenthema agulanter Rodentizide (SGARs) die als Rückstand in vielen Fischen quer über ganz Deutschland gefunden wurden und werden, zu einem substantiellen Anteil durch Rattenbekämpfung im öffentlichen Kanalnetz verursacht werden. Als Kontaminationsweg wird vermutet, das vorgeklärtes Brauchwasser, dass dann irgendwann in die Flüsse geleitet wird, noch genügend SGARs enthält, so dass es in die Nahrungskette gelangt. Um die Eintragswege zurück zu verfolgen, gibt es nach dem Klärwerk Akkumulationsteiche in denen Fische gehalten werden, deren einziger Zweck es ist, sich durch potentiell kontaminierten Schlamm zu wühlen und mit allem was darin lebt, vollzufressen. Im Dienst der Wissenschaft werden die Tiere „Bioakkumulationskarpfen“ genannt. Das ganze dreckige Dutzend Wenn Tiere auf Blutgerinnungshemmer untersucht werden, muss klar sein, dass die Analytik sehr wohl und eindeutig unterscheiden kann, um welche Stoffe es sich handelt. Es geht um die acht Stoffe, die in unseren Bioziden vorkommen. Die detektierten Rückstände sind nicht in der Landwirtschaft für Pflanzenschutzmittel zugelassen und auch nicht als Medika- mente zur kurativen Anwendung für die Humanmedizin im Einsatz. Irgend eine oder mehrere Anwendergruppen die legal oder illegal und zwar im großen Stil, zugelassene Biozide einsetzen, sind verantwortlich für den Umwelteintrag, der in der aquatischen Nahrungskette unserer Flüsse zu finden ist. Inzwischen gab es erste Nachweise in Seeadlern, die zwar theoretisch mehrere Ratten gefressen haben könnten, aber in erster Linie von Wassergeflügel, Fallwild und auch Fische leben. Bei den Fischen aus den untersuchten Akkumulationsteichen wurden dann auch gleich mehrere der Wirkstoffe in den inneren Organen gefunden. Wenn ein Eintrag in Teichen stattfand, wurde in allen Proben Brodifacoum gefunden. Dann häufig Difenacoum und etwas weniger oft Bromadiolon. Rückstände mit Konzentrationen von 0,5 µg/kg AR- Wirkstoff und darüber, wurden in 20% der untersuchten Teiche gefunden. Die in 2018 abgefragten Daten von Kommunen oberhalb der Klärwerke zu denen die Teiche gehörten, zeigten oft auch eine zeitlich zusammenhängende Anwendung von Rodentiziden im Kanal. Wir arbeiten an Lösungen Bei der Ursachensuche des Biozideintrags vermutet die Studie als Hauptgrund das unvollständige Entfernen von Ro- dentizidködern bei Anwendungen im Kanal. Der z.T. monatelange Verbleib von Rattenködern im Kanal ist auch im Untersuchungszeitraum 2018 noch gängige Praxis (und häufig durch die Art der Ausschreibungen gefordert), auch wenn Gebrauchsanweisungen und RMM da klare andere gesetzliche Vorgaben machen. Wie sehen, es gibt ein Problem mit den von uns genutzten Produkten. Letztendlich ist es auch egal, ob WIR als Schädlingsbekämpfer verantwortlich sind, oder ob es die bösen Kanalbetreiber mit eigenem Personal, oder unausgebildete Kräfte irgendwelcher Dienstleister sind, ob Flüsse aus Nachbarstaaten das Problem zu uns bringen, oder ob der Eintrag von den immer für alles verantwortlichen Landwirten verursacht wird. Die es wahrscheinlich nun wirklich nicht sind. Fakt ist, es gibt eine Kontamination durch die von Schädlingsbekämpfern zugelassenen Rodentizide in Fischen und wir sollten alles daran setzen, dass dieser Eintrag minimiert wird. Das ist unsere Verpflichtung als ernstzunehmende Fach- branche und eine Vorsorge im eigenen Interesse. Bevor dem Gesetzgeber Risiken untragbar und die von uns und für die zum Schutz der Bevölkerung benötigten Produkte, für einen Einsatz im Kanal verboten werden. Deshalb haben wir im Frühjahr einen Arbeitskreis zur Entwicklung eines Leit- fadens zur Rattenbekämpfung im Kanal ins Leben gerufen (vergl Artikel in dieser Ausgabe). Darin sollen Vorgehensweisen und Methoden einer guten fachlichen Praxis niedergeschrieben werden, damit Unsicherheiten auf Auftraggeber- und Auftragnehmerseiten beseitigt werden. ZumWohl der Umwelt und zur möglichen weiteren Anwendung von Rodentiziden durch Schädlingsbekämpfer, dort wo es nötig ist. Der in der Studie vermutete Ein- tragsweg der bioziden Rückstände in die Deutschen Flüsse (Bild: Reg- nery, modifiziert).
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