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Schützen & Erhalten · Dezember 2019 · Seite 91 IDIE EX-PRESSI Berufsinformation des DSV e.V. | Wissenswertes Temperatur ändert unser dünner Käl- testrahl. Auch wenn das Dosengas prinzipiell mit der ausgezogenen Spitze weit gesprüht werden kann. Damit sind also Erdnester von Ameisen und alle Bekämpfungsorte, die wir nicht direkt mit der Düse des Kältesprays anstechen können, etwa irgendwo unter der Dachhaut verborgene Wespennester, ungeeignet. Frei hängende Wespennester von vielleicht bis zu Fußballgröße, können direkt angestochen und eingefroren wer- den. Hier werben ja auch Hersteller der herkömmlichen Insektizidsprays mit dem Effekt, dass die sich ausdeh- nenden Gase die Nesttemperatur bei der Anwendung senken und so die Insekten verlangsamen. Man wird ein solches Nest evtl. an verschiedenen Stellen anstechen müssen, um die Kälte gut zu verteilen. Und wenn man sonst gewohnt ist seine Mittel eher sparsam zu dosieren (moralisch erhobener, tadelnder Zeigefinger), hilft hier viel wirklich viel. Günstig bis teuer Bei der Recherche im Internet, findet man zahlreiche Kältesprays aus dem medizinischen Bereich, die inkl. Versand für netto (!) deutlich unter 7,00 € / Liter zu erwerben sind. Das gefällt mir besser als die doch ziemlich teuren Profiprodukte die unserer Branche da angeboten werden. Komisch, auch wenn ich Professionalität schätze, irgendwie bin ich nicht bereit, für abgepackte „Luft“ (okay, Flüssiggas), auch wenn sie eiskalt serviert wird, einen Literpreis jenseits von 30,00 Euro zu bezahlen. Mit wenigen Klicks finden Sie Sprüh- köpfe und die passenden Röhrchen für wenige Cent/Stück im Internet. Damit kann man ein medizinisches Kältespray einfach mit einer langen Spitze nachrüsten. Wer regelmäßig Sprühröhrchen verbummelt, bekommt Nachschub z.B. online bei einem bekann- ten Elektronikhändler, der so ähnlich heißt wie mein Nachbar. Zugegeben, das ist gebastelt und eher für den Eigenbedarf sinnvoll. Wer plant, diese Produkte in größeren Stückzahlen im Rahmen einer Dienstleistung abzugeben oder über seinen Olineshop zu verkaufen, sollte sich ein professionelles Label designen lassen. Dann kann man ja auch wieder den vierfachen Preis aufrufen. Marketing und Vertrieb müssen ja irgendwie bezahlt werden. Nie war Geld verdienen einfacher. Die angesprühte Assel ist komplett vereist und stellenweise mit Reif überzogen (Bild: Beckmann). Ein Selbstversuch muss her Leider ist jetzt nicht mehr Wespensaison. Von daher musste für den Bericht in dieser Ausgabe ein Lästling aus dem Keller herhalten, um einige Bilder und ein paar Effizienzdaten zu erhalten. Zuerst wird die Assel aus einer großzügigen Entfernung von 50cm angesprüht. Ungefähr 3-4 Sekunden. Der Sprühstrahl verwirbelt das Tier und fegt es von der Unterlage. Offensichtlich ist das Gas, welches bei dem Tier ankommt nicht kalt genug. Es läuft unbeirrt weiter. Bei einer neuen Sprühentfernung von 30cm zieht die Assel die Gliedmaßen an und lässt den Eissturm über sich ergehen. Auch hier, nach einer guten Minute läuft unser kleines Krebstier wieder munter durch die Gegend. Erst bei einem Abstand von gut 20cm wird das Tier schockgefroren, überzieht sich langsam mit Raureif. Zugegeben, dieses Experiment ist sicher nicht repräsentativ. Genormte Ver- suchsbedingungen und Wiederholungen wären nötig. Auch mögen sich größere Tiere (Wespen) noch robuster zeigen und Ameisen vielleicht deutlich empfindlicher. Am besten ist ein solcher Versuch unter natürlichen Bedingungen, also am Nest zu testen. Im Boden mag die umgebende Erdmasse Ameisen möglicherweise besser schützen, so dass wir Königin, Brut und Eier nicht einfrieren können. Aber der Test zeigt, prinzipiell funktioniert ein Kältespräy zur Schädlingsbekämpfung in ausgesuchten, erreichbaren Problemen. Dabei ist die Entfernung sehr wichtig und die Länge der Einwirkzeit. Wie lange der Sprühstrahl auf Tiere und Umgebung trifft und diese durchkühlt. Hören wir auf zu sprühen, erwärmt sich unser System sehr bald und nicht erfrorene Tiere erwachen aus ihrer Starre.. Eine Option in Einzelfällen Fazit: Eine interessante Idee, die den Zeitgeist trifft und die als Nischenpro- dukt mal ausprobiert werden sollte. Besonders wenn man „ökologisch“ und andere Marketing-Platzhalter auf seiner Homepage und in der Firmenkommuni- kation verwendet. Das Produkt eignet sich sicherlich gut als Verkaufsprodukt und Trostpflaster für Endverbraucher, die normaler Weise, weil sie sich ekeln, hysterisch eine ganze Spraydose mit Pyrethrum über irgendwelches „Un- geziefer“ ausleeren. Durch die geringe Reichweite und fehlende Persistenz der Methode, eignet sich dieses Verfahren nur für Einzelmaßnahmen in einem sehr engen Anwendungsbereich. Bei der biozidfreien Entfernung von offen hängenden Wespennestern, etwa im Dachstuhl, ist ein Kältespray eine sinnvolle Option.

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